Hamburg. Ein Mercedesfahrer kam von der Straße ab und riss den 23-Jährigen mit sich. Die Polizei sucht jetzt Zeugen des Unfalls.

Betrunkener Mercedesfahrer erfasst Pizzaboten

Am Montagabend verlor ein laut Polizei mutmaßlich betrunkener Mercedesfahrer die Kontrolle über seinen tonnenschweren SUV.
Am Montagabend verlor ein laut Polizei mutmaßlich betrunkener Mercedesfahrer die Kontrolle über seinen tonnenschweren SUV. © Michael Arning
Der 29-Jährige rammte den Kleinwagen eines Pizzaboten, der gerade dabei war, einzusteigen.
Der 29-Jährige rammte den Kleinwagen eines Pizzaboten, der gerade dabei war, einzusteigen. © Michael Arning
Unmittelbar, nachdem er den Kleinwagen des Pizzaboten von der Straße gerammt hatte, kollidierte der SUV-Fahrer mit einem entgegenkommenden Skoda.
Unmittelbar, nachdem er den Kleinwagen des Pizzaboten von der Straße gerammt hatte, kollidierte der SUV-Fahrer mit einem entgegenkommenden Skoda. © Michael Arning
Bei der zweiten Kollision stürzte der Mercedes GLC um und beendete so die tödliche Fahrt des anscheinend betrunkenen 29-Jährigen.
Bei der zweiten Kollision stürzte der Mercedes GLC um und beendete so die tödliche Fahrt des anscheinend betrunkenen 29-Jährigen. © Michael Arning
Der 23 Jahre alte Lieferdienst-Fahrer wurde so schwer verletzt, dass er noch in der Nacht starb.
Der 23 Jahre alte Lieferdienst-Fahrer wurde so schwer verletzt, dass er noch in der Nacht starb. © Michael Arning
Die Insassen des Skoda wurden – ebenso wie der Unfallverursacher – nur leicht verletzt. Die Polizei ermittelt.
Die Insassen des Skoda wurden – ebenso wie der Unfallverursacher – nur leicht verletzt. Die Polizei ermittelt. © Michael Arning
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Es donnert und blitzt an diesem Montagabend am Himmel, als André Holmby beim Spaziergang mit seinem Hund in die Riehlstraße einbiegt. Doch plötzlich scheppert es umso heftiger, nur 100 Meter entfernt von Hund und Herrchen auf der Lohbrügger Landstraße in Höhe der Nummer 71a. Dort wird bei einem tragischen Autounfall Hezbullah A. (23), wie sich später herausstellt, tödlich verletzt.

Am Dienstagvormittag legt Holmby weiße Rosen und eine Kerze an der Unglücksstelle ab. Mittlerweile hat der Lohbrügger von seiner Tochter, die nur ein Jahr älter ist als das Opfer, die erschütternde Nachricht erhalten. Über Hezbullah A., den er häufiger traf, wenn er seine Pizza bei „Aldo’s“ abholte. Dort war der Afghane seit vier Monaten als Lieferant beschäftigt, bei den Kollegen beliebt, als zuverlässig geschätzt. „Wenige Minuten vor dem Unfall fuhr er noch an mir vorbei“, erinnert sich Holmby. An den Pizzalieferanten mit der auffällig grünen Motorhaube auf seinem Seat.

23-jähriger Pizzabote stirbt an schweren Kopf- und Beinverletzungen

Hezbullah A. steht an diesem Montagabend zur falschen Zeit am falschen Ort. Um 20.10 Uhr fährt ein Mercedes-Fahrer (29) auf der Lohbrügger Landstraße in Richtung Bergedorf und verliert im Bereich zwischen Heidkampsredder und An der Bergkoppel die Kontrolle über seinen SUV, kommt mit dem Wagen nach rechts auf den Parkstreifen ab – genau in dem Moment, in dem der Pizzafahrer seine nächste Essenslieferung in Richtung Bergedorf bringen und in seinen Seat einsteigen will. Der Mercedes reißt A. und die Fahrertür des Seat mit sich, prallt zurück auf die Straße und frontal in einen ihm entgegenkommenden Skoda.

Der Seat von Hezbullah A. wird gegen drei weitere geparkte Pkw gedrückt, bevor der Mercedes auf der Beifahrerseite mitten auf der Straße zum Stehen kommt. Der Unfallverursacher verletzt sich leicht, beide Insassen aus dem Skoda (57, 56) schwer. Für A. sind die Folgen schwerwiegender, der 23-Jährige stirbt in der Nacht zu Dienstag an den Folgen seiner schweren Kopf- und Beinverletzungen im Boberger Krankenhaus.

SUV-Fahrer soll unter Einfluss von Rauschmitteln Auto gefahren sein

Die Polizei schließt bislang überhöhtes Tempo als Unfallursache aus. Doch der SUV-Fahrer soll unter dem Einfluss von Rauschmitteln Auto gefahren sein, wie die Beamten vor Ort schnell registrierten. Bei dem 29-Jährigen wurde eine Blutprobe angeordnet, außerdem sein SUV sichergestellt. Gegen den Aumühler ist ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden.

Fassungslosigkeit, Verzweiflung, auch Wut: Bei Angehörigen und Kollegen des Opfers vermischen sich diese Gefühle. Der Cousin (36) steht vor „Aldo’s“, blickt fassungslos in Richtung Unglücksort: „Derjenige, der das verursacht hat, soll zur Rechenschaft gezogen wird. Er hat eine ganze Familie vernichtet.“ Hezbullah A. lebte allein in Rahlstedt, stammt aus einer afghanischen Großfamilie, die er in der Heimat zurückließ.

Tod des Pizzaboten: Polizei sucht Zeugen des Unfalls

Zurück lässt er auch geschockte Fast-Augenzeugen. Wie seine Kollegen, die unter Stress in der Küche nicht sofort begriffen, dass er wenige Meter entfernt tragisch verunglückt. Wie Spaziergänger Holmby (54) oder Anwohner Murat Tepe. Der 48-Jährige beklagt das generelle Verhalten auf der Lohbrügger Landstraße: „Hier wird abends oft zu schnell gefahren“, meint Tepe, „ich verstehe auch nicht, warum die Pizzafahrer oft über die Straße zu ihren Autos laufen müssen. Als Unternehmer würde ich meine Mitarbeiter nicht einem solch hohen Risiko aussetzen und ihnen E-Bikes vor die Ladentür stellen.“

Die Polizei sucht zum Unfallgeschehen noch Zeugen, die sich unter der Telefonnummer 040/428 65 49 61 melden können