Bergedorf. Autofahrern bleiben monatelange Bauarbeiten auf der Bergedorfer Hauptstraße erspart, andere leiden unter der Panne. Das sind die Gründe.

Manch ein Bewohner des Schilfpark-Quartiers am Schleusengraben in Bergedorf dürfte schon die Tage gezählt haben. Denn im Sommer sollten sie anrücken, die Bauarbeiter, die aus der provisorischen Ampelanlage Am Schleusengraben/Curslacker Neuer Deicheine richtige Kreuzung samt Gehwegen und Bushalt auf der Ostseite bauen – und so die Anbindung des Wohnquartiers entscheidend verbessern.

Doch daraus wird nichts. Wie der zuständige Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) auf Nachfrage bestätigt, muss das Projekt in seiner jetzigen Form begraben werden. Stattdessen muss eine neue Planung her. Und das kann dauern. Was die Schilfpark-Bewohner ärgert, dürfte Autofahrer freuen: Die umfangreichen Bauarbeiten hätten den Curslacker Neuen Deich über viele Monate zum Nadelöhr gemacht.

Curslacker Neuer Deich: Kreuzungsbau und Sanierung werden neu geplant

Der Grund für die Vollbremsung des Zwei-Millionen-Euro-Vorhabens ist der künftige Innovationspark. Genauer: die Zufahrt zu demselben. Momentan ist die Anbindung etwa 100 Meter hinter der provisorischen Ampel vorgesehen, in Höhe der Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuen Deich. Im Januar aber hatte die federführende Hamburg Invest einen Funktionsplan für den Innovationspark vorgelegt, der die Zufahrt direkt bei der provisorischen Ampelkreuzung vorsieht.

„Somit ist eine grundsätzlich geänderte Planung zu erstellen, die in enger inhaltlicher und zeitlicher Abstimmung zur Erschließung des Technologieparkes steht und nun mit allen Beteiligten abzustimmen ist“, schreibt LSBG-Sprecherin Edda Teneyken. Sie dämpft schon mal die Hoffnungen auf schnelle Lösungen. „Nähere Informationen zum zeitlichen Ablauf kann der LSBG daher leider momentan noch nicht geben“, heißt es.

Nach Planungspanne: Anwohner des Schilfparks haben das Nachsehen

Sabrina Olsson (38, Erzieherin) wohnt am Schilfpark und ärgert sich über die schlechte Anbindung.
Sabrina Olsson (38, Erzieherin) wohnt am Schilfpark und ärgert sich über die schlechte Anbindung. © Birte Keller | Brite Keller

Doch wie kam es dazu, dass der LSBG das eine plante und die Hamburg Invest das andere wollte? Der LSBG verweist auf den Auftrag der Verkehrsbehörde, das Quartier anzubinden. Die Hamburg Invest sieht keine direkte Zuständigkeit für den Curslacker Neuen Deich. Und der Bezirk Bergedorf verweist auf die Hauni-Ansiedlung, die 2022 plötzlich aktuell wurde: „Die Dynamik, die sich mit der Absage und dann späteren Zusage der Körber Technologies im letzten Jahr ergeben hat, war so nicht vorhersehbar“, heißt es. Allerdings war die provisorische Ampelkreuzung immer schon als mögliche Zufahrt zum Innovationspark im Gespräch – auch schon vor der Ankündigung der Hauni, im Innovationspark bauen zu wollen.

Die Anwohner des Schilfparks haben nun das Nachsehen. Der Umbau der Einmündung Am Schleusengraben zum Curslacker Neuen Deich sollte wenigstens einige Verbesserungen bei der Anbindung ihres Quartiers bringen – darunter eine Fußgängerampel an der vierspurigen Straße, einen neuen Gehweg auf der Ostseite des Curslacker Neuen Deichs, eine neue Bushaltestelle in Richtung Bergedorf-City, eine Grundinstandsetzung der Fahrbahn und eine feste Ampel. Schließlich sind die Anwohner meist auf das Auto und damit auch auf die Nutzung der Kreuzung angewiesen – warten sie doch schon seit Jahren vergebens auf den Bau einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Schleusengraben.

Anwohnerin: „Jeden Tag muss ich um den ganzen Block fahren“

„Um zur Arbeit zu fahren und die Kinder in die Schule zu bringen, muss ich jeden Tag um den ganzen Block fahren“, stellt auch Anwohnerin Sabrina Olsson fest. Sie vermisst bei der Anbindung des Quartiers immer noch einige Busverbindungen in „die richtigen Richtungen“ und auch ausreichende Sicherheit für Radfahrer: Am vielbefahrenen Curslacker Neuen Deich etwa sei es für ihre Tochter viel zu gefährlich. Auch Nachbar Jeremy Steiner nimmt meist das Auto – obwohl der 28-jährige Polizist „zum Einkaufen gern zu Fuß gehen würde“. Aber es fehle ja die Fußgängerbrücke über den Schleusengraben.

Immerhin, die Busverbindungen seien schon besser geworden, meinen beide. Auf die neue Bushaltestelle, die im Zuge des Umbaus am Curslacker Neuen Deich in Richtung City entstehen sollte, werden sie aber nun – wie alle Bewohner des Schilfparks – noch lange Zeit warten müssen.

Immerhin: Die jetzt verworfenen Pläne seien ganz sicher nicht für den Papierkorb erstellt worden, betont der LSBG. Große Teile davon könnten wohl auch in die Änderung des Plans einfließen. Und: „Die bereits im Jahr 2020 eingerichtete provisorische Lichtsignalanlage am Knotenpunkt kann weiterhin bis zum Umbau für mindestens fünf weitere Jahre genutzt werden.“