Bergedorf. Automatisch auftauchende Warnhinweise sollen Eltern in Hamburg sensibilisieren. Modellprojekt startet an vier Standorten in Bergedorf.
Es geht meist ganz schnell: Mit dem Smartphone ein Foto machen und das in einem der sozialen Netzwerke hochladen. Und es macht Mama und Papa ja auch Spaß zu zeigen, was der eigene Nachwuchs tagtäglich anstellt.
Eltern fotografieren ihre Kinder mal schnell auf dem Spielplatz – und überdenken dabei nicht, dass das Bildmaterial auch von Stalkern und Kriminellen wahrgenommen und benutzt werden könnte. Nun sollen QR-Codes auf Bergedorfer Spielplätzen Kinder besser schützen. Für den Start eines derartigen Pilotprojekts sprechen sich alle Bergedorfer Parteien aus.
Modellprojekt auf Spielplatz: Foto machen, QR-Code sehen, Warnung verstehen
„Die möglichen Folgen und die Reichweite eines im sozialen Netzwerk geteilten Fotos sind immer noch vielen Eltern nicht bewusst“, weiß die FDP-Fraktionsvorsitzende Sonja Jacobsen, die gemeinsam mit den Koalitionspartnern der SPD und Grünen die Idee formulierte. Jacobsen selbst ist zweifache Mutter und hat sich dabei ertappt, Bilder ihrer Kids zu teilen, auch wenn sie stets versucht, die Gesichter nicht erkennbar zu lassen.
Wobei das aus Sicht der 50-Jährigen schon wichtig wäre: „Über E-Stalking, das Darknet, Cyber-Mobbing oder Pädokriminalität denken Eltern bestimmt nicht als Erstes nach, wenn sie ihre süßen Kleinen gerne mit der ganzen Welt teilen möchten“, ergänzt Jacobsen.
Basis des von den Koalitionsparteien geschriebenen Antrags ist die Idee der Stiftung Kinderschutz Schweiz. Demnach werden an Rutschen, Schaukeln sowie Klettergerüsten QR-Codes angeklebt. Wer nun das spielende Kind auf dem Spielplatz fotografiert, dem wird auf seinem Handy ein Warnhinweis eingeblendet.
Bergedorf ist damit der dritte Bezirk, in dem das Modellprojekt startet
Über diesen wiederum können sich Eltern auf eine Präventionswebsite weiterleiten lassen, die über das Thema Kinderfotos im Netz informiert. Für mögliche Straftaten zu sensibilisieren ist hier der Gedanke – und dem schlossen sich zuletzt in der Bezirksversammlung alle anwesenden Politiker an, um den Projektzeitraum auf den Weg zu bringen.
Bergedorf ist damit der dritte Bezirk, in dem das Modellprojekt startet. Zuvor wurde in den Bezirken Mitte und Wandsbek die Initiative bereits beschlossen, im Bezirk Nord wird darüber noch beraten. Im Visier sind vier ausgewählte, stark frequentierte Spielplätze aufgeteilt auf die Stadtteile Bergedorf, Lohbrügge, Neuallermöhe sowie das Landgebiet.
Ob QR-Codes auch Kriminelle von Straftaten abhalten?
Das könnte etwa in Bergedorf der Schlossspielplatz, in Lohbrügge der Schiffsspielplatz im Grünen Zentrum und vielleicht ebenso der Spielplatz am Gleisdreieck in Billwerder sein. Das Bergedorfer Bezirksamt steht noch ganz am Anfang und hat bisher keine Auswahl getroffen. Sonja Jacobsen hat noch eine Ergänzungsidee: „Zusätzlich halten wir auch Schautafeln zur Aufklärung im Aufenthaltsbereich der begleitenden Betreuungspersonen für sinnvoll.“
Auch zwei Mütter aus Bergedorf, Isabelle Wunsch (27) und Meike Lambert (41), treffen sich regelmäßig auf dem Schlossspielplatz, damit ihre Kinder dort zusammen spielen können. Handys haben sie stets dabei, es wird auch mal ein Foto von den Kleinen geschossen. Aber Vorsicht ist geboten: „Ich lade selbst nie etwas auf sozialen Medien hoch. Fotos werden nur mit der Familie geteilt, aber ich glaube, vielen Eltern ist gar nicht klar, wo gepostete Bilder überall landen können,“ sagt Isabelle Wunsch.
Nicht dazu verleiten lassen, die Opfer-Täter-Rolle zu vertauschen
„Durch die QR-Codes könnte es den Eltern immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden, dass man in heutigen Zeiten einfach vorsichtiger mit Fotos und Daten umgehen muss“, fügt ihre Freundin hinzu. Beide Mütter begrüßen das Anbringen der QR-Codes.
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Doch lösen die auch das grundsätzliche Problem? Kritiker weisen daraufhin, dass die QR-Codes kein effektives Mittel gegen diejenigen sind, die sich sowieso aus unlauteren Mitteln Spielplätzen nähern würden, um Fotos zu machen. Isabelle Wunsch meint dazu: „Man darf sich nicht dazu verleiten lassen, die Opfer-Täter-Rolle zu vertauschen. Das Problem sind nicht die Eltern. Das Problem sind die Menschen, die diese Fotos für Schlechtes nutzen.“ Die junge Mutter wolle auch nicht über die Köpfe ihres Nachwuchses entscheiden, denn schließlich hätten Kinder ja auch das Recht auf Selbstbestimmung und am eigenen Bild.