Bergedorf. Netzwerk wirbt im Umweltausschuss für seine Ideen. Doch Bezirkspolitiker warnen vor einer Überforderung kleinerer Vereine.

Das schlechte Gewissen feiert immer ein bisschen mit, wenn das Stadtfest, ein Jahrmarkt oder der Weihnachtsmarkt in Bergedorf anstehen: Müllberge, Strom- und Wasserverschwendung – es kommt einiges zusammen zulasten der Umwelt. Dass es auch nachhaltiger geht, meint das offene Netzwerk Green Events, das 2015 gestartet ist und das sich nun im Bergedorfer Umweltausschuss vorgestellt hat. Es kooperiert seit 2019 mit der Hamburger Umweltbehörde und könnte auch in Bergedorf positive Akzente setzen. Immerhin locken Veranstaltungen wie das Erntedankfest (zuletzt 60.000 Besucher) große Menschenmengen an, da ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Stichwort.

Die Initiative will den Austausch der Akteure fördern und Konzepte für nachhaltiges Veranstalten entwerfen, erklärte Referentin Lena Hansen von Green Events im Ausschuss – weniger für feste Spielstätten wie Musikclubs als vielmehr für Stadtfeste und Co. Seit Februar 2020 arbeiten die Netzwerker bereits an den Grundlagen für ein Konzept. „Wir haben zum Beispiel bestehende Leitfäden analysiert, denn wir haben das Rad ja nicht neu erfunden“, so Hansen. Zudem wurden etliche Gespräche geführt.

Skybeamer beeinträchtigen Zugvögel, Konfetti schadet der Umwelt

Die große Herausforderung sei aber, „das Wissen in die Praxis zu bringen“, sagte sie. Dazu wurde vergangenes Jahr eine Handreichung veröffentlicht. Darin sind viele Informationen gesammelt. Neben Tipps etwa bei der Auswahl des Veranstaltungsortes („Eine Eventlocation mit fester Infrastruktur erleichtert das ressourcenschonende Verhalten“) wird auch daran erinnert, was Feste in der Umwelt bewirken können: Skybeamer beeinträchtigen Zugvögel, Konfetti und Glitzer aus Aluminium oder Kunststoff richten Schäden im Ökosystem an, schwere Fahrzeuge schädigen den Boden.

Vermeidung ist also überall wo möglich das Stichwort. Unter einem „Tatenbank“-Link finden sich zudem Tipps für nachhaltig wirtschaftende Zulieferer. Noch basiert viel auf Freiwilligkeit der Veranstalter, doch analog zu den Sicherheitsauflagen, die die Behörden den Veranstaltern mit auf den Weg geben, würde sich das Netzwerk auch gewisse Verbindlichkeiten bei der Nachhaltigkeit wünschen.

Kommerzielle Veranstalter anders in die Pflicht nehmen als den Nachbarschaftsflohmarkt

Immerhin: Das Bewusstsein ist bei vielen Veranstaltern längst angekommen. Besonders aus Bergedorf hätten das Netzwerk schon Wünsche nach Zusammenarbeit erreicht, „was uns sehr gefreut hat“, so Lena Hansen. Zu einer konkreten Zusammenarbeit sei es aber noch nicht gekommen. Bernd Capeletti (CDU) wunderte das nicht. Er sorgt sich, dass noch mehr Auflagen vor allem den Festen kleinerer Vereine den Garaus machen würden.

„Da kommen inzwischen zu viele Kosten zusammen“, sagte er. Große Unternehmen könnten das vielleicht wieder einspielen, kleinere Vereine nicht. „Und dann heißt es halt, wir können das nicht machen.“ Das höre sie von vielen Veranstaltern, berichtete Lena Hansen. Sie appellierte trotzdem: „Dann müssen wir eben einen Weg finden.“ Bestimmte Mindestkriterien müssten erfüllt werden, schon um die Klimaschutzauflagen erfüllen zu können. „Aber ich meine auch, kommerzielle Veranstalter müssen natürlich anders in die Pflicht genommen werden als beispielsweise der Nachbarschaftsflohmarkt.“