Hamburg. Ein 55-Jähriger und Komplizen stahlen 220.000 Euro, kurz nachdem der Sportler im Lotto gewonnen hatte. Blin verstarb 2022.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Boxer kämpfte er gegen absolute Superstars wie Muhammad Ali. Und in jenen Jahren der 60er und 70er kassierte der Weltklasse-Sportler Jürgen Blin auch durchaus namhafte Gagen.

Doch den lukrativ erfolgreichsten Treffer landete Blin nicht etwa mit der Faust, sondern als er beim Lottospielen die richtigen Zahlen ankreuzte. 2020 kassierte der Hamburger auf diese Weise 1,7 Millionen Euro. Es war ein Betrag, der offenbar Begehrlichkeiten weckte. Ein Teil davon wurde im August desselben Jahres bei einem Einbruch gestohlen.

Einbruch bei Box-Legende Jürgen Blin nach Lottogewinn

Das Haus im Südosten Hamburgs kameraüberwacht und zwei Tresore: Boxlegende Blin wusste seine Wertsachen gut zu schützen. Gleichwohl gelangten am 26. August 2020, nicht lange nach dem Lottogewinn, offenbar üble Gesellen ins Haus und stahlen 220.000 Euro. Jetzt wird über den Wohnungseinbruchsdiebstahl vor dem Amtsgericht verhandelt. Der Hausherr kann den Prozess allerdings nicht mehr verfolgen. Blin verstarb im Mai 2022 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren.

Am helllichten Tag hatten Einbrecher seinerzeit versucht, in das Haus des Boxers einzudringen. Blin war an jenem Nachmittag nicht zu Hause, erzählte jedoch später, er habe sich bereits seit längerer Zeit beobachtet gefühlt. Dass der Mann, der nach seiner sportlichen Karriere als Trainier tätig war und zuletzt einige Imbissbuden und Kneipen betrieb, in jenen Tagen über viel Geld verfügte, war offenbar bekannt. Blin hatte aus dem Lottogewinn kein Geheimnis gemacht.

Einbrecher öffneten den Tresor von Box-Legende Jürgen Blin

Vor Gericht muss sich jetzt einer der Männer verantworten, die an dem Wohnungseinbruchsdiebstahl beteiligt gewesen sein sollen. Laut Anklage ist Mehmet K. (Name geändert) einer aus einem Quartett, die erst das Grundstück von Blin auskundschafteten und dann ins Haus einzudringen versuchten. Dabei soll einer der Männer Schmiere gestanden, die anderen sich zunächst vergeblich bemüht haben, die Haustür aufzuhebeln. Auf einem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie sie sich dabei mit einem Regenschirm vor neugierigen Blicken zu schützen versuchten.

Schließlich, so die Anklage weiter, drückten die Täter den Rollladen eines Fensters hoch, sodass der 55 Jahre alte Mehmet K. sowie ein Komplize in das Haus einsteigen konnten. In einer Schublade fanden sie den Ermittlungen zufolge zwei Tresorschlüssel und erbeuteten aus dem Geldschrank die 220.000 Euro. Der Anteil des 55-Jährigen ist demnach wenig üppig gewesen. Die Rede ist von drei 200-Euro-Scheinen.

Einbruch bei Box-Legende Jürgen Blin – Haftstrafe für Täter

Direkt nach Anklageverlesung wird die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen. Der Grund: Würde über die Aussagen, die Mehmet K. bei der Polizei gemacht hat und womöglich im Gerichtssaal wiederholt, in den Medien berichtet, könnte das die Ermittlungen nach weiteren Tatbeteiligten gefährden sowie Menschen auf den Plan rufen, die für den Angeklagten und dessen Familie bedrohlich werden könnten.

Auch aus der Zeugenaussage der hauptsächlich mit dem Fall befassten Kriminalbeamtin sollen keine Details bekannt werden. Allein das Urteil wurde am Nachmittag öffentlich verkündet: Der Angeklagte, der aktuell wegen einer anderen Sache in Haft sitzt, erhielt vom Schöffengericht zweieinhalb Jahre Freiheitsstrafe.

Jürgen Blin boxte 1971 gegen Muhammad Ali

So diskret am Freitag der Prozess um den Einbruch bei dem Boxer verlief, so intensiv war dagegen lange Zeit das Leben von Jürgen Blin einem breiten Publikum bekannt. 1966 kämpfte er erstmals als Profiboxer um die deutsche Meisterschaft, gewann zwei Jahre später den Titel, wurde im Juni 1972 sogar Europameister.

Seinen populärsten Fight bestritt er am 26. Dezember 1971, als er in Zürich auf Muhammad Ali traf. Blin verlor den Kampf durch K.o. in der siebten Runde, konnte sich aber mit einer Gage von 180.000 Mark trösten. Außerdem erhielt er Lorbeeren von der Presse, die ihm eine starke Leistung bescheinigte.

Jürgen Blin verkündete 1973 seinen Rücktritt vom Boxsport

Geradezu euphorisch waren die Reaktionen, als der Hamburger im Mai 1972 gegen den Kanadier Charly Chase gewann. „Blins Rechte so explosiv wie nie“, meldete das Hamburger Abendblatt. Im Oktober 1973 verkündete Blin seinen endgültigen Rücktritt vom aktiven Boxsport, arbeitete aber noch bis 2021 als Trainer.

Für viele Sportfans blieb er wegen seiner außergewöhnlichen Karriere lange einer der ganz Großen. Und wohl auch selber schwelgte Jürgen Blin in Erinnerungen an seine Erfolge. Noch 2018 ließ er sich im Keller seines Hauses vor einem Poster ablichten, das ihn in seiner Hochzeit zeigt – mit demselben entschlossenen Gesichtsausdruck wie damals, die Arme in Postion zur linken Geraden.