Bergedorf. Die neue Bühne im Bergedorfer Körberhaus wird am Wochenende mit Gala, Rundgängen und Aufführungen eröffnet. Das ist das Programm.
Wo sind bloß noch ein paar Schuh-Überzieher? Wer in diesen Tagen den Saal des neuen Lichtwarktheaters im Körberhaus betreten möchte, muss sich dem unnachgiebigen Regiment der Reinigungskräfte beugen. Ein Schutz für die schmutzigen Treter, so mahnen es viele Zettel mit Ausrufezeichen an, sind ein absolutes Muss. Schließlich soll am Wochenende alles tippitoppi sein, wenn das modernste Theater Hamburgs hier in Bergedorf eröffnet wird – zunächst am Sonnabend mit einer festlichen Gala und geladenen Gästen, am Sonntag dann mit großem Programm für alle.
Noch wuseln die Handwerker durch die Räume, stapeln sich Kisten, liegen Kabel im Weg. Der Flügel auf der Bühne muss auch noch gestimmt werden. Aber ähnlich hektisch sei es auch gewesen, kurz bevor am 5. Dezember das Körberhaus eröffnet wurde, sagt Eva Nemela, Körberhausleitung bei der Stiftung: „Und dann hat wundersamerweise doch alles geklappt. Genau diesen Zauber erhoffen wir uns auch diesmal“, sagt sie augenzwinkernd.
Lichtwarktheater im Körberhaus ist das modernste Hamburgs
Die Aufregung steigt dennoch. Schließlich soll das Lichtwarktheater ja auch bei den Menschen gut ankommen. Viele Bergedorfer haben das alte Theater Haus im Park sehr zu schätzen gewusst und müssen nun erst die Vorzüge der neuen Bühne an der Holzhude 1 kennenlernen.
Dass es davon genug gibt, meint Peter Offergeld, Gastspielmanager bei den Hamburger Kammerspielen/Altonaer Theater: „Im Grunde sind alle unsere Wünsche, die wir bei der Planung angeben konnten, erfüllt worden“, sagt er geradezu euphorisch. Das Theater sei in Technik und Logistik „ideal“.
Etwa die Bühnengröße: Knapp 100 Quadratmeter Spielfläche waren es am Gräpelweg, nun sind es 180 Quadratmeter, die sich vor allem mehr in die Tiefe erstrecken. „So können wir viel mehr Gastspiele nach Bergedorf holen, eben alle, für die die Bühne vorher zu klein war.“ Das verspricht mehr Auslastung – und auch mehr kreative Vielfalt.
2,5 Millionen Euro hat die Körber-Stiftung in das Theater investiert
Technisch können alle künftigen Produktionen das Beste erwarten. „Soft Cells“ an den Wänden des Saals sorgen für eine optimale Akustik. Jeweils zwei Boxenmodule pro Seite machen eine „homogene Beschallung“ möglich – egal ob Sprechtheater oder Konzert. Beim Licht gibt es eine ganze Bandbreite von „normaler“ Beleuchtung bis zu Showeffekten. Zudem gibt es eine Videotechnik mit Ultra-HD-Projektor und Livestream-Funktion.
Und was im alten Theater noch per Kurbel bedient werden musste, etwa die „Züge“ zum Ziehen segelartiger Riggs, funktioniert nun automatisch. Im „Techniklauf“ über dem Saal versteckt sich viel dieser Technik, bedient wird aus dem Regieraum mit seinen vielen Schaltpulten. 2,5 Millionen Euro hat die Körber-Stiftung, die eigentlich nur Mieter im bezirklichen Körberhaus ist, in das Theater investiert, „maßgeblich in die Technik“, so Programmleiterin Dorothea Kerrutt.
Mehr Sitzkomfort und auch für Rollstuhlfahrer ist nun mehr Platz
Ob Besucher oder Schauspieler und Techniker: Alle sollen sich im neuen Theater wohlfühlen. Mit 458 Plätzen ist es ungefähr so groß wie das Theater Haus im Park – und auch die Sitzfarbe erinnert an die alte Spielstätte. Doch der Sitzkomfort der tiefblauen Sessel soll deutlich besser sein als zuvor, wurde mehrfach von wechselnden Menschen getestet.
Und auch mehr Platz für Rollstuhlfahrer wurde geschaffen: Im barrierefreien Saal finden nun sechs statt zwei von ihnen Platz; dafür können einige Sessel schnell abgeschraubt werden. Auf den Rängen können weitere Menschen mit Handicap Platz nehmen, zwar nicht mit Rollstuhl, aber etwa mit Gehwagen. Denn es gibt einen Aufzug nach oben.
Der Backstagebereich ist riesig und erstreckt sich über die drei Etagen des Theaters. Ob Requisitenraum, Garderobe, Küchen- und Aufenthaltsräume, Duschen: Es fehlt an nichts. „Stargäste“ können zudem in einem eigenen kleinen Raum Platz nehmen, der eine separate Dusche hat. Monitore in vielen dieser Räume zeigen in Echtzeit, was gerade auf der Bühne passiert.
200 Theatertage „gehören“ dem Körberhaus
All die Annehmlichkeiten des Theater sollen aber nicht nur Profischauspieler in Anspruch nehmen können. Vielmehr soll das Theater von allen interessierten Bergedorfer Gruppen genutzt werden können. Der Körber-Stiftung „gehören“ im städtischen Körberhaus etwa 200 Theatertage. Die Hälfte davon, also 100, hat die Stiftung an den Bezirk Bergedorf gegeben, der zwar ein paar eigene Veranstaltungen über sein Studio Lichtwark macht, aber den Großteil von 75 Theatertagen vom Altonaer Theater/Hamburger Kammerspiele (Stäitsch Theaterbetriebs GmbH) gestalten lässt.
Bleiben immer noch 100 Theatertage für die Körber-Stiftung, die diese künftig an Interessierte wie etwa Laienspielgruppen vergibt. Das kostet zwar ungefähr 500 Euro Tagespauschale als Aufwandsentschädigung plus Reinigung und Technik – kann aber ja mit Einnahmen wieder eingespielt werden. „Im Hamburger Vergleich sind wir damit kostengünstig“, meint Eva Nemela. Interessierte können sich unter „Räume finden“ auf der Homepage koerberhaus.de näher informieren.
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Alle Neugierigen sind aber zunächst am Sonntag willkommen: Nach der Gala mit geladenen Gästen am Sonnabend – zu der unter anderem Schauspieler, Bezirkspolitiker und andere erwartet werden – können dann „alle Bergedorfer die Bühne in Action erleben“, sagt Nicole Becker-Kloth, Körberhaus-Leitung des Bezirks.
Von 14 bis 18 Uhr öffnet das neue Theater seine Türen. Es gibt Führungen und zahlreiche jeweils 20-minütige Kurzaufführungen – unter anderem mit Musicalstar Carolin Fortenbacher. Aber nicht nur das Theater lädt ein, „das ganze Körberhaus öffnet“, ergänzt Becker-Kloth. Mit einem Schattentheater-Workshop des Studios Lichtwark, weiteren Aufführungen im Körber-Saal oder einer Fotoaktion in der Bücherhalle können Bergedorfer das Haus erkunden.
Das Programm im Lichtwarktheater am Sonntag, 22. Januar, 14 bis 18 Uhr
14.00 Uhr: Die Kempowski-Saga Teil 4: Herzlich Willkommen - Schauspiel; 14.30 Uhr: Die drei ??? - Lesung; 15.00 Uhr: Bühnen- und Backstageführung mit Thomas Siebentaler (Technischer Leiter), Axel Schneider (Intendant), Eva Nemela (Leiterin Körberhaus seitens Körber-Stiftung): Treffpunkt und Anmeldung am Empfang, maximal 15 Teilnehmende; 15.30 Uhr: Die weiße Rose – öffentliche Probe; 16.00 Uhr: Die Feuerzangenbowle – Komödie; 16.30 Uhr: Bühnen- und Backstageführung mit Thomas Siebentaler (Technischer Leiter), Peter Offergeld (Programmdirektor) und Dorothea Kerrutt (Leiterin Veranstaltungen, Körber-Stiftung), Treffpunkt und Anmeldung am Empfang, maximal 15 Teilnehmende; 17.00 Uhr: Grimms sämtliche Werke - Schauspiel; 17.30 Uhr: Carolin Fortenbacher mit Band – Konzertausschnitt.