Boberg. Bezirksversammlung in Bergedorf will Verbindung vom Mittleren Landweg bis Mümmelmannsberg. Warum die CDU verärgert dem zustimmte.
Den „Deichflitzer“ lieben alle Fraktionen der Bezirksversammlung. Aber trotzdem birgt die Verlängerung dieser Buslinie mit der Nummer 530 von ihrer bisherigen Endstation am S-Bahnhof Mittlerer Landweg bis nach Boberg und gern auch weiter zur U2 in Mümmelmannsberg politischen Zündstoff. Das Problem: Der Antrag wurde von der CDU eingebracht – und die ist in der Opposition.
So geistert das von vielen Menschen in Boberg und Billwerder ausdrücklich begrüßte Projekt nun schon seit zwei Monaten durch verschiedene Gremien der Bezirksversammlung – jeweils verschoben durch die Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Das drohte jetzt auch wieder im Verkehrsausschuss, hätte sich dort nicht die Leiterin des Dünenhauses im Naturschutzgebiet Boberger Niederung in der Bürgerfragestunde zu Wort gemeldet.
Erst die Argumente der Dünenhaus-Chefin bringen Bewegung ins Buslinien-Projekt
Karin Elvers machte deutlich, wie wichtig eine Buslinie wäre, die vor dem Dünenhaus an der Boberger Furt hält: „Wir haben täglich zwei oder mehr Kindergärten zu Gast. Die müssen bisher lange Fußwege von den Bushaltestellen an der B5 oder am Billwerder Billdeich einplanen.“ Viele organisierten die Anreise deshalb gleich mit privaten Pkw. „Genau das wird vom kommenden Jahr an aber schwierig, denn dann fällt der Parkplatz auf unserem Gelände weg, weil wir auf dieser Fläche unseren Neubau errichten“, sagte die Umweltpädagogin.
Argumente, denen sich offenbar auch die Koalition nicht mehr verschließen mochte: In Windeseile wurde ein eigener Antrag formuliert, der nun auch eine Buslinie mit Halt vor dem Dünenhaus forderte. Beim Lesen stutzte nicht nur CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh: Es waren nahezu wortgleich seine alten Formulierungen. Einziger Unterschied: Gefordert wurde nicht die Verlängerung der „Deichflitzer“-Linie 530, sondern „eine Busverbindung“, die die U2 in Mümmelmannsberg mit dem S-Bahnhof Mittlerer Landweg verbindet und „durch den Stadtteil Boberg und die Boberger Niederung“ führt.
Koalition will den Verkehrsbetrieben nichts vorschreiben
Dass diese Änderung erforderlich war und es dafür sogar einen „neuen“ Antrag brauchte, begründete Joachim Schöfer von den Grünen mit dem Hinweis, dass die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) als Betreiber des Liniennetzes „selbst entscheiden sollen, welcher Bus künftig am Dünenhaus hält“. Und Petra Petersen-Griem (SPD) ergänzte, dass der 530er ja eigentlich vorgesehen sei, später vom Mittleren Landweg bis nach Oberbillwerder verlängert zu werden.
Denn er soll den Zukunftsstadtteil an die Hamburger Innenstadt anbinden – so wie es der „Deichflitzer“ heute schon für die Menschen aus den Marschlanden leistet, indem er über den Moorfleeter Deich bis Rothenburgsort und weiter nach Hamm und Hohenfelde fährt.
Chance, durch die neue Buslinie private Pkw-Fahrten deutlich zu reduzieren
Nach beherzter Debatte schluckten Christdemokrat Froh und seine CDU-Kollegen den Ärger über den „geklauten Antrag“ herunter und stimmten, wie auch die anderen beiden Oppositionsfraktionen, mit der Koalition. Damit ist das Bezirksamt nun einstimmig beauftragt, mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) Gespräche über die Planung der neuen Busverbindung aufzunehmen. Ergebnisse sollen noch vor der Sommerpause im Verkehrsausschuss vorgetragen werden.
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Schon zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember könnte dann die neue Linie samt neuer Bushaltestellen vor dem Dünenhaus und der 500 Meter entfernt und ebenfalls an der Boberger Furt liegenden Förderschule Weidemoor starten. Ein Wunsch, den sowohl der politische Stammtisch in Boberg als auch die Dorfgemeinschaft Billwärder der Bergedorfer Politik schon seit längerer Zeit immer wieder mit auf den Weg gegeben haben.
Neben der besseren Anbindung des Dünenhauses sehen beide die neue Linie als Chance, die Zahl privater Pkw-Fahrten deutlich zu reduzieren: Sofern der Bus häufig genug fahre, wäre das Nahversorgungszentrum in Boberg für die Menschen aus Billwerder gut erreichbar. Umgekehrt kämen die Boberger ohne lange Umwege zur S-Bahn Mittlerer Landweg. Und nicht zuletzt würde dieser Bus das Naturschutzgebiet sehr gut für Spaziergänger erschließen, sodass auch sie auf die Anfahrt mit dem Auto verzichten könnten.