Boberg. Der Umstieg auf technische Mähgeräte in der Boberger Niederung ist gescheitert. Warum nun die Tiere wieder zum Einsatz kommen.
Die vielen Besucher der Boberger Niederung wird es freuen. Im Mai 2023 kehren die Schafe zurück ins Naturschutzgebiet. Nach einem Jahr des Verzichts auf die tierischen Rasenmäher steht fest: Der Umstieg auf die technische Mahd, also das Mähen mit großen und kleinen Geräten, macht in der von Trockenrasen und anderer nährstoffarmer Vegetation dominierten Landschaft zwischen Boberg und Mümmelmannsberg keinen Sinn.
„Die Beweidung wird fortgesetzt. Wir bereiten gerade eine Ausschreibung für insgesamt 100 Hektar in der Boberger Niederung vor, die im Dezember veröffentlicht wird“, sagte Maren Mattheis von der Umweltbehörde am Mittwoch im Umweltausschuss der Bezirksversammlung. 90.000 Euro seien dafür eingeplant – deutlich weniger, als die technische Mahd in diesem Jahr gekostet habe: „Der finanzielle Aufwand ist 2022 von ehemals 45.000 auf 162.000 Euro gestiegen“, teilte Mattheis auf Nachfrage mit.
Naturschutz wahren – auch teilweise mit technischer Mahd
Tatsächlich soll der Umstieg auf die Mähmaschinen aus Sicht der Behörde nur ein Test gewesen sein. Und dessen fachliche Begleiter in Person von Gutachter Ingo Brandt aus Eppendorf sowie dem Team des Boberger Dünenhauses um Chefin Karen Elvers sind sich einig: Die Schafe sind zum Erhalt der weiten Rasen- und Dünenflächen unverzichtbar, wenn auch etliche kleinere Bereiche – zusammen stattliche 16 Hektar groß – künftig weiter mit technischem Gerät bearbeitet werden sollten.
Ein wichtiges Zusammenspiel, wie die wissenschaftliche Begleitung des Testjahres 2022 ergeben hat. Denn andernfalls droht eine Vergrasung größerer Flächen oder sogar das Aufwachsen junger Bäume. Eine Entwicklung, die nicht allein Folgen für die Flora der Boberger Niederung hätte, sondern vor allem auch erhebliche Auswirkungen auf die typische Tier- und Insekten-Vielfalt des Naturschutzgebietes.
Schafe sind seit zwei Jahrzehnten in der Boberger Niederung
Die Beweidung hat im beliebten Naherholungsgebiet bereits mehr als zwei Jahrzehnte Tradition. Seit 2000 schloss die Umweltbehörde Jahr für Jahr Verträge mit Schäfern. So soll es in Zukunft auch wieder sein, ab 2023 wird sogar gleich für fünf Jahre am Stück ausgeschrieben. Wo genau die Schafe tätig werden sollen, wird dabei ebenso festgelegt, wie ihre Anzahl. „Wir gehen von 120 Schafe und 15 Ziegen aus, die mit Hilfe von Hütehunden jeweils von Mai bis in den Herbst im Naturschutzgebiet unterwegs sind“, sagt Maren Mattheis.
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Dabei läuft die wissenschaftliche Begleitung noch einige Zeit weiter. Bisher stehen Langzeituntersuchungen aus, wie sich Heide, Borstgras und Trockenrasen bei mehrjähriger technischer Mahd entwickeln. Dafür werden im kommenden Jahr ausgesuchte Flächen in der Boberger Niederung für die Schafe gesperrt.
Experte: Bei intensiver Beweidung ist der Schaden für die Fauna groß
Dünenhaus-Chefin Karen Elvers empfahl im Umweltausschuss dringend, auch in Teilen der künftigen Weideflächen nicht grundsätzlich auf die Mähmaschinen zu verzichten: „Unsere Erfahrungen aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass die Schafe frisches Gras eindeutig bevorzugen und viele ältere Halme einfach stehen lassen. Darum haben wir auf einigen Flächen stets gemäht, bevor die Tiere kamen.“
Auch Experte Ingo Brandt rät in seinem Gutachten zum sensiblen Umgang mit beiden Methoden: „Je nach Fläche reicht die reine Beweidung für den in der Boberger Niederung so wichtigen Austrag von Nährstoffen nicht aus.“ Doch gebe es aus ökologischer Sicht, wie auch von der Bodenbeschaffenheit her auf etlichen Flächen keine Alternative zu den Schafen. Dabei sei ein ständiges Weiterziehen des Schäfers mit seiner Herde allerdings von entscheidender Bedeutung: „Bei intensiver Beweidung ist der Schaden für die Fauna des Naturschutzgebietes groß“, warnt Brandt.