Bergedorf. Bettina Tietjen, Gitte Hænning, Stefan Gwildis: bekannte Gesichter bei Lichtwarktheater-Eröffnung. Doch mancher steht im Regen.
Die Plätze ganz vorn in einem Theater sind eigentlich heiß begehrt. Schließlich sind von hier aus der Blick auf die Bühne sowie die Akustik am besten. Zuweilen kann es jedoch auch Nachteile haben, den Künstlern ganz nah zu sein. So gab es für Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) und einige andere bei der Gala zur Eröffnung des Lichtwarktheaters im neuen Körberhaus in der ersten Reihe sitzenden Gäste eine böse Überraschung, als es plötzlich für sie zu regnen begann.
Das gründete allerdings nicht etwa auf einem Dachschaden. Soulstar Stefan Gwildis war mit einem Regenschirm, auf dem eine umgekippte und befüllte Wasserflasche montiert war, zu ihnen gegangen und hatte dabei ein launiges Lied zum Besten gegeben. „Scheiße, wenn man in der ersten Reihe sitzt, oder?“, sagte der 64-Jährige und brachte damit den Saal zum Lachen.
Lichtwarktheater eröffnet: Beste Stimmung trotz kleinem Wasserschauer
Die Prominenz aus Politik, Gesellschaft und Kultur nahm die paar Wassertropfen selbstverständlich mit Humor. Es herrschte ohnehin prächtige Stimmung unter den 450 geladenen Gästen bei der Eröffnung von Bergedorfs neuem Theatertempel, der nun die modernste Bühne in ganz Hamburg ist.
Gekommen war das Publikum nicht über den roten Teppich, wie sonst bei derartig hochkarätigen Anlässen üblich, sondern über einen grünen Untergrund ins bunt beleuchtete Körberhaus. Nach ein wenig Smalltalk im Foyer betraten die Besucher die von Körber-Stiftung und Bezirk für 25 Millionen Euro mitten in Bergedorf gebaute Schauspielstätte. „Das ist meine erste Theatereröffnung in einer Zeit, in der mehr Theater geschlossen als eröffnet werden“, sagte Fernsehmoderatorin Bettina Tietjen (NDR Talkshow), die mit viel Charme und Witz durch das rund zweistündige Programm führte.
Kultursenator: Guter Ort für Bergedorf und alle, die den Sprung über die Bille wagen
Gleich zu Beginn übergab sie das Wort an Carsten Brosda, der sichtlich angetan war vom „modernsten Theater Hamburgs“. Diese Stätte sowie alle anderen Theater, sagte der SPD-Politiker, seien Orte, „an denen wir die Welt anders gestalten können“. Er sprach damit auf Denkanstöße an, die Kunst und Kultur in schwierigen Zeiten der Gesellschaft geben können. „Ich bin mir sehr sicher, das wird ein sehr guter Ort für Bergedorf sein und alle, die den Sprung über die Bille wagen“, schloss Brosda.
Nach der Ansprache des Kultursenators folgte die erste kleine Aufführung auf der neuen Bühne. Das Ensemble vom Altonaer Theater, traditionell mit diversen Produktionen Stammgast in Bergedorf, gab eine Kostprobe seines aktuellen Stückes zum Besten, dem Musical „The Addams Family“. Anschließend wurden kleine Videobotschaften von Künstlerinnen und Künstlern auf einer riesigen Leinwand des Lichtwarktheaters eingespielt. Unter anderem wünschten Marie-Luise Marjan (Mutter Beimer aus dem TV-Klassiker „Lindenstraße“) und der Komiker Jörg Knör der neuen Schauspielstätte alles Gute. Schauspielerin Alexandra Kamp – unter anderem bekannt aus der TV-Serie: „Fieber – Ärzte für das Leben“ – kündigte an: „Wir werden uns sehen.“
Körber-Stiftungs-Vorstand: Es wird hier der eine oder andere Prominente in Bergedorf auftreten
Daran, dass in Zukunft immer wieder bekannte Namen im Lichtwarktheater einen Gastauftritt haben werden, ließ auch Lothar Dittmer, Vorstandschef der Körber-Stiftung, keine Zweifel: „Es wird hier der eine oder andere Prominente in Bergedorf auftreten.“ Bei der Gala zur Eröffnung der Schauspielstätte, „die technisch keine Wünsche übrig lässt“ (Dittmer), war dies bereits der Fall.
So begeisterte die Schauspielerin und Sängerin Gitte Hænning das Publikum mit drei Liedern. Die inzwischen 76-Jährige, die durch Hits wie „Ich will ’nen Cowboy als Mann“ Berühmtheit erlangte, war nach ihrem Kurzauftritt sicher: „Dieses Theater hat Potenzial, ein Erlebnishaus zu werden.“
Bezirksamtschefin Cornelia Schmidt-Hoffmann lobt Kooperation mit Körber-Stiftung
In dieselbe Kerbe schlug auch Bergedorfs Bezirksamtschefin Cornelia Schmidt-Hoffmann, die ihren ersten öffentlichen Auftritt nach einer OP noch auf Krücken absolvierte. „Es gibt nirgends in Hamburg ein so schönes Theater und einen Ort, an dem so viel Kultur zu finden ist“, sagte sie. Schmidt-Hoffmann dankte der Körber-Stiftung für die millionenschwere Beteiligung an der Finanzierung der Spielstätte, auf deren Bühne nicht nur Profis, sondern auch neue Talente in Zukunft auftreten werden: „Wir als Bezirk hätten ehrlicher Weise nicht die Möglichkeit gehabt, so etwas allein zu realisieren.“
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Kurz darauf hatte die Bezirksamtsleiterin ein paar Tropfen im Haar. Denn sie saß ebenfalls in der ersten Reihe, als Gwildis singend mit seinem Regenschirm sein Unwesen trieb. Der 64-Jährige trat gemeinsam mit seiner Band Söhne Hamburgs auf. Und nicht nur Gwildis, sondern auch dessen Mitstreiter Rolf Claussen und Joja Wendt brachten den Saal so richtig zum Beben: Das Trio interagierte mit dem Publikum, als es sein Stück „Moin, Moin, Moin“ vortrug. So begann der am Flügel sitzende Joja Wendt stets die Strophe – und die Gäste beendeten sie dann lautstark. Das klang dann beispielsweise so: „Was sagt die Kuh nach dem Wiederkäu’n?“ Die Antwort der Zuschauer: „Moin, Moin, Moin.“
Nach der überaus gelungenen, mit Prominenz gespickten Bühnen-Premiere Gästen wird es am 3. Februar nun die erste „normale“ Aufführung im Lichtwarktheater geben. Dann steht hier, im Herz des Körberhauses, die Simon & Garfunkel-Revivalband Quattro auf den Brettern, die nun auch mitten in Bergedorf die Welt bedeuten.