Bergedorf. Leichtathleten können Duschen nicht nutzen, weil dort Corona-Tests gelagert werden. Es ist ein Ärgernis von vielen für Boris Schmidt.
Es ist eine ebenso deutliche Ansage wie auch Kritik: „Fast jeder erzählt andauernd, welche gesellschaftliche Bedeutung der Sport hat und welche Wertschätzung dieser Bereich genießt. Gehandelt wird danach aber nicht“, meint Boris Schmidt. Der Vorsitzende von Bergedorfs größtem Sportverein TSG Bergedorf ärgerte sich zuletzt mehrere Monate über eine Einschränkung, die seine Aktiven am Luisen-Gymnasium betraf. Mittlerweile ist das Ärgernis behoben.
Gerade im Winter ist Leichtathletik-Training unterm Hallendach eine angenehme Alternative. So auch in der Sporthalle im Altbau des Luisen-Gymnasiums. Doch das war für die Athleten seit ungefähr einem halben Jahr mit einer gewissen Einschränkung verbunden: Denn geduscht werden konnte nach dem Training nicht. In den Nassräumen wurden Kartonberge an Corona-Tests für das Gymnasium aufbewahrt.
Corona-Tests in Duschräumen ärgern den TSG-Chef
Kaum zu fassen für Boris Schmidt: „Eine sportaffine Schulleitung am ,Lui’ hätte so nicht entschieden, in Chemie- und Bioräumen würde das nie passieren“, sagt der 60-Jährige und schiebt den Schwarzen Peter weiter an Dr. Werner Baum.
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Der Schulleiter des „Lui“ kann nun nach Ende der Weihnachtsferien auf bz-Nachfrage alles auflösen: „Meiner Meinung nach ist die Kritik ohnehin ein bisschen überzogen, aber das Thema ist geklärt.“ Durch eine Umverteilung der Kartons – der Schulleiter spricht von mehreren Tausend Tests – im gesamten Altbau seien die Duschen nun wieder zugänglich. Baum weist daraufhin hin, dass für einen vorher nicht zu bestimmenden Zeitraum Mengen an Tests gehortet werden mussten. Denn die etwa 1000 Schüler wurden eine Zeit lang dreimal die Woche getestet. Auch das Bezirksamt hatte zwischenzeitlich in der Causa interveniert.
Legionellen-Befall auch ein Glücksfall, weil er weiteren Konflikt verhindert
Doch Schmidt bringt noch zwei weitere Beispiele in die Diskussion ein, wo Sportler seiner Ansicht nach benachteiligt würden: So vermeide der Legionellen-Befall in den Berufschulhallen am Ladenbeker Furtweg, der schon vor über einem Jahr festgestellt wurde, für die dort trainierenden Basketballer, Hockeyspieler und Handballer der TSG nur einen weiteren Konflikt. Denn, so Schmidt, wenn Halle und Sanitäranlagen frei gegeben wären, müssten die Sportler zurückstecken.
Nicht nachzuvollziehen sei, warum diese geräumige Halle als potenzielle Unterbringungsstelle für Flüchtlinge von der Innenbehörde auserkoren wurde. Schmidt: „Es müssen doch auch in dieser Hinsicht andere Möglichkeiten gefunden werden, um Flüchtlinge unterzubringen.“
Schmidt: „Wenn wir Sport machen können, sind wir froh“
Und auch das runderneuerte Stadion an den Sander Tannen findet nicht nur Wohlwollen beim TSG-Chef. Hier erkennt Schmidt zwar die Verbesserung der Gesamtanlage an, versteht aber nicht, warum einige Laufdisziplinen aus der Sportstätte verbannt wurden. So sei dort das Training von 400-Meter- sowie Mittel- und Langstreckenläufen nicht mehr möglich, weil nur ein 100-Meter-Kunststoffbelag Sprintdistanzen zulässt.
Ein kompletter Kunststoff-Rundlauf sei aus finanziellen Gründen nicht realisierbar gewesen, heißt es dazu aus der Bergedorfer Verwaltung. Die leichtathletischen Anlagen werden hauptsächlich von den 1500 Schülern der Stadtteilschule Bergedorf genutzt. Schmidts zusammenfassender, fast süffisanter Kommentar: „Wenn wir Sport machen können, sind wir froh.“