Hamburg. Es ist das größte Bauvorhaben im Bezirk in den nächsten Jahren. Doch es gibt auch Widerstand. Grabeländer wollen nicht weichen.
Das Unfallkrankenhaus Boberg hat eine Zeit lang mit dem Standort geliebäugelt, aktuell tut es die Hauni. Konkret ist bisher aber nur, dass eben nichts konkret ist auf dem Areal des geplanten Innovationsparks an A25 und der Straße Curslacker Neuer Deich: Seit mehr als einem Jahrzehnt dümpelt das Projekt vor sich hin. Nun kommt Bewegung in die Pläne: Der Aufstellungsbeschluss ist gefasst, das Bebauungsplanverfahren 99 soll beginnen.
Es ist der Startschuss für eines der größten Bergedorfer Vorhaben der kommenden Jahre – und eines, das noch ordentlich Streitpotenzial hat, wie sich in der jüngsten Bezirksversammlung wieder zeigte.
Grabeländer richten mehrere Fragen an die Bezirksversammlung
Denn schon vor dem aktuellen Startschuss hat die Stadt im Sommer damit begonnen, auf dem Gelände Fakten zu schaffen. Den dort ansässigen, nur geduldeten 170 Grabeländern wurde gekündigt, sie sollen bis Ende des Jahres weichen. Doch die Grabeländer wehren sich weiter – vor allem jene, die ihr Land neben einem geschützten Bodenbereich haben, der ohnehin nicht bebaut werden soll. Womöglich seien die Gärten dort gar nicht im Weg, meint Victor Steinmann, der jetzt im Namen der Grabeländer mehrere Fragen an die Bezirksversammlung richtete.
Die Grabeländer möchten bleiben dürfen, bis klar ist, was in der Pufferzone neben dem geschützten Bereich überhaupt geschehen soll. Sie wünschen sich eine weitere, terminierte Duldung. Und möglich sei auch, Gärten aus anderen Grabelandbereichen in der Pufferzone aufzunehmen.
Auch andere Fraktionen sehen Klärungsbedarf für die Pufferzone
Sympathien haben die Grabeländer durchaus bei den Fraktionen. Zwar betonen alle mit Ausnahme der AfD die Bedeutung des Innovationsparks für Bergedorfs Zukunft. Doch auch CDU und Linke sehen Klärungsbedarf für die Pufferzone. Die SPD hingegen ist skeptisch, fürchtet, dass eine weitere Duldung Komplikationen und Tränen nur auf später verschiebt, sprach damit offenbar auch für die stummen Koalitionspartner aus FDP und Grünen.
„Keine politische Partei geht gern an Kleingärten“, stellte die SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Kramer auch später fest. Sie betont, es werde für die Grabeländer wohl „eine gute Fläche im Bezirk“ als Ausgleich geben, das Bezirksamt werde die Grabeländer anschreiben. Das Thema Ausgleichsflächen ist auch noch durch einen anderen Antrag im Stadtentwicklungsausschuss anhängig.
Pläne für den Innovationspark haben über die Jahre öfter Änderungen erlebt
Ist zum Umzug aber wirklich schon das letzte Wort gesprochen? Das Bezirksamt selbst formuliert die Ziele des B-Planverfahrens – neben dem Schwerpunkt Forschung und Innovation – so: „Der Park soll in die städtebauliche Struktur seiner Umgebung integriert werden; hierfür sind insbesondere öffentliche Freiflächen, der Anschluss an einen geplanten Radschnellweg sowie Wegeverbindungen in das Quartier Bergedorf Süd vorgesehen. Des Weiteren sollen Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft festgesetzt werden.“
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Über die Jahre haben die Pläne für den Innovationspark schon öfter Änderungen erlebt. Erst sollte hier nur Logistik Platz finden. Später wurde der Schwerpunkt dann auf Forschung und Innovation gelegt – denn wachsende Unternehmen wie Laserzentrum, Galab-Labor und Co. haben ihren Sitz gegenüber am Schilfpark. Nun soll eine Mischung her, mit dem Fokus auf Forschung.
Am Anfang des Projekts stand die Umsiedlung der geschützten Zierlichen Tellerschnecke
Derzeit stimmen sich interessierte Unternehmen und die Eigentümerin der meisten Flächen – die Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft (HIE) – genauer ab. Anschließend soll es einen Bebauungsplanentwurf geben und eine Beteiligung der „Träger öffentlicher Belange“. Bis zum fertigen Entwurf dürften dann aber immer noch etliche Jahre ins Land gehen.
Stolpersteine wird es im Verfahren noch einige geben. Am Anfang des Projekts war das die notwendige Umsiedlung der geschützten Zierlichen Tellerschnecke, die überraschend auf dem Areal entdeckt wurde. Aktuell ist es der Protest der Grabeländer. Möglich ist zudem, dass sich weitere Kleingärtner dem Protest anschließen: Denn auch der offizielle, bisher nicht gekündigte Kleingarten am Curslacker Neuen Deich wird irgendwann weichen müssen.