Lohbrügge. Nachdem die zwei kleineren Kinosäle modernisiert wurden, geht es ans nächste Großprojekt: Was Betreiber John Barsoe plant.
Den Traum hat John Barsoe eigentlich schon seit mehr als 35 Jahren, solange er bereits Kino macht: Das Bergedorfer Kino an der Alten Holstenstraße 17-19 (Hansa Filmstudio) dürfte im nächsten Jahr nicht nur für reine Kinofans interessant werden, sondern auch American-Diner- sowie Fußball- und Sportfans anziehen. Im Januar beginnen die Umbauarbeiten in den ehemaligen Sprungbrett-Büros für den Betrieb eines sportsbar-ähnlichen Burger-Restaurants.
Sprungbrett, der ehemalige Nachbar des Kinos, ist bereits im Frühjahr in Richtung Mümmelmannsberg umgezogen, seitdem steht die 250 Quadratmeter große, bisherige Bürofläche leer. Sie wurde von Barsoe angemietet, der zudem eine Nutzungsänderung beim Bezirk genehmigt bekam.
Hansa Filmstudio: Baustart für neues Burger-Restaurant im Januar
In Kürze kommen die Küchendesigner vorbei, im Januar soll der Umbau beginnen. „Wir planen mit etwa 80 Sitzplätzen. Alle Wände aus dem alten Büro werden verschwinden, es bleiben lediglich drei Säulen als Trägerelemente“, sagt John Barsoe: „Außerdem werden wir die Wand, wo jetzt unser historischer Filmprojektor steht, zu unserem Foyer hin durchbrechen.“ Dort soll dann der Zugang zu dem gastronomischen Bereich sein.
Die Fensterfront nach hinten heraus, in Blickrichtung Sander Markt, soll komplett zugemauert werden. In diesem Bereich wird dann nach dem Wanddurchbruch die bisherige Servicetheke aus dem Foyer des Kinos als Barlauf verlängert. Hingegen bleibt die Fensterseite zur Fußgängerzone Alten Holstenstraße offen, hier soll auch der Küchenbereich entstehen. Energetisch setzt Barsoe auf den Einbau von Wärmepumpen im Restaurant, um energieeffizienter zu heizen.
Barsoe rechnet damit, dass das Burger-Restaurant im Mai oder Juni eröffnen kann. Mit einer Restaurantleiterin sowie einem Koch steht auch schon ein Teil des Personals kurz vor den Unterschriften auf ihren Arbeitsverträgen. „Der Koch hat sogar eine eigene Karte erstellt, so etwas gefällt mir schon mal sehr gut“, sagt Barsoe.
Einen Konflikt mit dem eigentlichen Kinobetrieb sieht der Escheburger im übrigen nicht. Im Gegenteil: Eltern, die ihre Kinder für anderthalb Stunden mal ins Kino schicken, könnten für die Dauer des Films im Restaurant einen Kaffee oder anderes zu sich nehmen. Da zu einer Sportsbar natürlich auch Fernseher gehören, könnte das Kino künftig auch als Anziehungspunkt fürs Public Viewing von Live-Sport-Events fungieren.
Das Restaurant eigne sich aber auch für Kino-Zusatzangebote wie zum Beispiel Kindergeburtstage und ähnliche Feiern. „Wenn wir nicht ganz so schlechtes Essen servieren, haben wir in jedem Fall einen Zugewinn für beide Betriebe“, ist John Barsoe überzeugt.
Seit fast zehn Jahren mehr als 600.000 Euro in Digitalisierung investiert
Zumal die Realisierung eines weiteren Zukunftsprojekts gleich mitbedacht wurde: Von der hinteren Restaurantfläche aus sei ein Übergang zum angedachten vierten Multiplex-Saal möglich. Weiterhin laufen dazu im Hintergrund Gespräche mit der Hildesheimer AG Verwaltungs GmbH, die das Gebäude für den Eigentümer verwaltet. Mehr möchte Barsoe dazu nicht sagen: „Wir wollen uns jetzt erst mal mit dem Restaurant beschäftigen.“ Eine Kostenberechnung existiert noch nicht, ein sechsstelliger Investitionsbetrag scheint realistisch.
Das Kino selbst wurde seit dem Jahr 2013 von der Führungstroika Barsoe (52), Bergedorfs „Mr. Kino“ Dieter Lange (72) und der Theaterleiterin Vivien Wittgrefe (45) sukzessiv modernisiert und technisch auf den neuesten Stand gebracht für mehr als 600.000 Euro, die zum Teil aus Fördermitteln stammen. Soeben abgeschlossen wurde die Komplettrestauration der Säle 2 (104 Plätze) und 3 (101 Plätze) mit neuem Sound- und Lichtsystem, Vorhängen, Leinwänden und Wandbespannungen. Auch der Hauptgang zu allen Kinovorführräumen bietet eine neue Attraktion. Dort ersetzen nun sieben LED-Bildschirme die alten Papierplakate.
Zuschauereinbruch seit Mitte November: Große Hoffnung auf Avatar II
Allerdings bleiben die Bildschirme bislang noch schwarz: „Wir müssen am nächsten Freitag zuerst darauf technisch geschult werden, erst dann können wir die Screens aus unserem Empfangsbereich steuern“, erklärt Barsoe. Auf den Bildschirmen sollen dann digitalisierte Plakate, Trailer und auch Werbepartner im Wechsel erscheinen. Bei all den Neuerungen soll aber die Philosophie des Hauses, programmatisch weiter auf familienfreundliches Kino zu setzen, erhalten bleiben.
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Zu Weihnachten baut das Bergedorfer Kino neben dem deutschen Drama „Oskars Kleid“ und dem Animations-Märchen „Der gestiefelte Kater“ (beide starten am 22. Dezember) vor allem auf den Mega-Blockbuster „Avatar – The Way of water“ (14. Dezember), der natürlich im größten Saal 1 (225 Plätze) anläuft.
Die Fortsetzung des dreifach oscarprämierten Sci-Fi-Klassikers müsse dann auch in deutschen Kinos funktionieren, hofft John Barsoe, denn der Zuschauerzuspruch sei seit Mitte November rapide abgefallen. Momentan sei die Zuschauerbewegung eine reine Berg- und Talfahrt und gleiche nicht wie in den Vor-Corona-Jahren leichten Wellenbewegungen. Zwar sei das Actionspektakel „Top Gun: Maverick“ weltweit ein Megaerfolg gewesen, danach seien aber die Zuschauerzahlen stark eingebrochen. Weshalb dies so sei, wisse John Barsoe nicht.