Hamburg. In Curslack wurde eine WAP-Halle eröffnet. Wie das Spiel genau funktioniert und warum es so einfach zu lernen ist.

Seine Annäherung an diesen Nischensport war schon speziell: Vor fast genau zehn Jahren stieß Lars Bosselmann durch einen Artikel im „Tennis Magazin“ auf Padel-Tennis. Der große Fan von Rückschlagspielen wollte das unbedingt ausprobieren und flog prompt nach Lanzarote zum Testen. Weil es ihm gefiel, meldete er sich zwei Wochen später einfach mal bei einem Profiturnier auf Mallorca an. „Mein Doppelpartner und ich waren total überrascht, dass dieses Event so leicht zugänglich, aber auch dort derart groß war“, erinnert sich Bosselmann. Immerhin: Im Qualifikationsturnier kamen die Novizen nach einem gewonnen Match in Runde zwei.

Schnell, spaßig, spektakulär – das ist Padel-Tennis oder einfach Padel, was insbesondere in Spanien sehr populär ist, wie die Geschichte von Bosselmann beweist. Ein totaler Trend, den es ab sofort in der WAP-Halle (Curslacker Heerweg 265) gibt. Das ist im übrigen die größte Halle ihrer Art in Deutschland, Lars Bosselmann ist verantwortlicher Hallenmanager für das Unternehmen We are Padel (WAP), hat zehn Doppel- (20x10 Meter) und sechs Einzel-Courts (20x5 Meter) immer im Blick.

Padel-Tennis boomt: Spieleranzahl seit 2019 mindestens verdreifacht

Es ist schon nach wenigen Ballwechseln bei dieser Mischung aus Tennis- und Squash-Elementen nachvollziehbar, warum dieses Spiel womöglich leicht neue Anhänger findet: „Dieser Sport funktioniert bei jedem schnell und ist deshalb auch ein spannendes Thema für Kinder“, schwärmt auch Thorsten Storm, Expansion Manager von WAP Deutschland.

Bisher gibt es WAP-Standorte in Düsseldorf und in Berlin, nun ist in Hamburg eine Halle hinzugekommen. Im Februar dieses Jahres kam der Kontakt zum Vermieter der ehemaligen Freizeitanlage Bergedorf FAB, Murat Hakbilen, zustande. Für Padel braucht es mindestens zehn Meter an Deckenhöhe und eine Spielfläche von 2500 Quadratmetern – am Curslacker Heerweg fand WAP-Unternehmen gleich mal 5400 Quadratmeter vor. Der Umbau der Halle soll dem Vernehmen fast eine Million Euro gekostet haben.

Padel-Tennis in Deutschland bekannter machen

Das soll sich auszahlen: „Wir wollen Padel-Tennis in Deutschland bekannter machen, und wir wünschen uns in Bergedorf großen Zulauf“, formuliert Henning Kinkhorst, Geschäftsführer von WAP Deutschland, „das Ziel wäre es, dass Padel irgendwann olympische Sportart wird.“ Dafür bräuchte es weltweit 76 Landesverbände. Die deutsche Tendenz stimmt zumindest: Der Deutsche Padelverband registrierte im Jahr 2019 erst 5000 Aktive bundesweit, nun sollen es geschätzt 15.000 bis 20.000 sein.

Und auch die ersten Tage in der Bergedorfer Halle waren gut: Noch bis zum 1. September gelten Sonderkonditionen, kann kostenlos von 19 bis 22 Uhr gespielt werden. 52 Plätze wären theoretisch auf den 16 Kunstrasenplätzen im bruchsichern Glaskäfig vorhanden – und die waren laut Marcus Scholz auch gleich am vergangenen Eröffnungswochenende da: „Gleich das Licht in Halle 2 anzumachen, das war schon cool“, sagt der PR-Experte von We are Padel.

Padel-Tennis: Schläger und Bälle können geliehen werden

Normalerweise buchen vier Spieler ihren Court über die Seite wap.de (und später dann auch Trainerstunden), eine Stunde kostet 40 Euro, also 10 Euro pro Spieler. Schläger und Bälle können gegen eine kleine Gebühr geliehen werden. „Der Schläger aus Karbon ist mit 380 Gramm etwas schwerer als ein Tennisracket mit 330 Gramm“, weiß Lars Bosselmann. Dafür haben die Bälle etwas weniger Druck.

Was aber passierte mit der Soccerhalle, die dort ansässig war, fragen sich viele. Wie Murat Hakbilen auf Nachfrage bestätigt, habe er dem Vormieter und Leiter der Fußballkiddies-Arena, René Femfert, aufgrund von Mietschulden, die im sechsstelligen Bereich liegen sollen, im November 2021 fristlos gekündigt. Zum 30. März 2022 war die Halle dann komplett geräumt. „Herr Hakbilen hat keine weiteren Ansprüche, die fristlose Kündigung war unberechtigt“, erwidert Femfert, der auf das laufende Verfahren vor dem Landgericht verweist. Er ist mittlerweile mit den Kickern in die ehemalige Schule des Hamburger Sportverbands in Wentorf gezogen.

Hakbilen ist umso begeisterter vom Padel-Angebot: „Der Aufbau der neuen Halle ist super, man fühlt sich sofort wohl.“ Der Chef der Bergedorfer Autolackiererei, dem auch das Kinderparadies Pandino direkt nebenan gehört, möchte auf dem Areal eine weitere 2500 Quadratmeter Halle für Freizeitaktivitäten bauen. Die Padel-Spieler wünschen sich überdies noch drei Außenplätze dazu. Weitere Höhepunkte: Schon im September oder Oktober beginnen am Hamburger Standort die Trainerausbildungen. Am 10. und 11. Dezember werden dort auch die Deutschen Padel- Meisterschaften ausgespielt.