Hamburg. Kinogänger können sich freuen: Saal 1 im Hansa Filmstudio Bergedorf wird umfangreich renoviert und bekommt jetzt auch Kuschelliegen.
Es ist der Ort, an dem Vivien Wittgrefe im Jahr 1990 ihr ganz persönliches, prägendes Kinoerlebnis hatte. Im Saal 1 im Hansa Filmstudio an der Alten Holstenstraße. Genau hier sah die damals 14-Jährige den Romanzenklassiker „Pretty Woman“. „Damals war dieses Kino so wahnsinnig modern“, erinnert sich die Bergedorferin.
Jetzt ist Wittgrefe 45 Jahre alt, sah in all den Jahren viele weitere Filme im Bergedorfer Kino und wurde nun zur neuen Theaterleiterin des Hauses befördert. Sie soll dem Geschäftsführer-Doppel Dieter Lange und John Barsoe den Rücken freihalten. In ihre Anfangszeit fällt dann auch ein echter Stresstest, ein erstes großes Projekt: Der erwähnte Saal 1 wird ab dem 18. Oktober umgebaut und technisch aufgerüstet.
100.000 Euro kostet die Renovierung im Hansa Filmstudio
Breitere Leinwand, wuchtigere Soundanlage, klangoptimierte Wände, neuer Teppichboden. Kurzum: Nur die roten Sessel bleiben von der Radikalkur verschont. Dieser damals „wahnsinnig moderne Saal“ ist größtenteils Standard des Jahres 1989 – was ein Jahr später, als „Pretty Woman“ das Kinopublikum in Scharen anzog, absolut am Puls der Zeit war.
100.000 Euro lassen sich Bergedorfs Kinomacher neue Optik und Technik kosten, die Hälfte davon wird bezuschusst von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. „Den Rest haben Dieter Lange und ich zusammengekratzt“, berichtet John Barsoe.
Die Leinwand wird an allen Seiten vergrößert
Geschäfts- und Theaterleitung hatten zu Planungszwecken zuletzt eine Spezialfirma für die Umgestaltung von Lichtspielhäusern zu Gast. Die Experten inspizierten den größten Saal drei Stunden sehr intensiv – und das sind die wesentlichen Resultate: Die Leinwand wird an allen Seiten um 50 Zentimeter vergrößert.
An den Wänden sollen neue Dämmplatten und akustische Elemente eingearbeitet werden, die den Ton bei Blockbustern auch zum hörbaren Genuss machen sollen. Dafür muss auch ein Teil der Wand aufgebrochen und der Projektor tiefer platziert werden.
Weniger Sitzplätze, dafür aber Liegestühle für mehr Romantik
So ganz richtig ist es nicht, dass die Sitzreihen unverändert bleiben. Tatsächlich werden die Kontingente heruntergeschraubt – von 222 auf 215, weil die ersten beiden Reihen abgerissen werden. Stattdessen gibt es aber dann eine Attraktion: Kuschelig soll es auf der frei gewordenen Fläche durch Liegestühle mit Tischen werden. „Diese Paarsitze eignen sich sehr gut für romantische Kinoabende zu zweit“, sagt Theaterleiterin Wittgrefe.
Fernab der Sanierung skizziert sie ihr Aufgabengebiet übrigens mit „allem, was das Kino betrifft.“ Vivien Wittgrefe managt schon länger den Facebook-Auftritt des Hauses, jetzt kommen die Kontaktpflege und Filmauswahl mit den Verleihern sowie weitere planerische Aufgaben hinzu – etwa, in welchem der drei Säle welcher Film wann läuft oder auch die Personalplanung.
Der Umbau soll zehn Tage dauern
Ein noch größeres Projekt treibt die Hansa-Führungstroika übrigens im Hintergrund voran: Die Planungen für einen weiteren, vierten Saal mit 300 Sitzplätzen laufen auf Hochtouren. Doch erstmal lautet die Devise Bestandspflege: Natürlich haben Wittgrefe, Barsoe und Lange auch die Säle 2 und 3 in den nächsten Jahren im Blick.
Saal 1 wird Ende Oktober mit dem Superhelden-Spektakel „Venom II“ optimiert wiedereröffnen. Zehn Tage soll der Umbau dauern. Genug Zeit für Vivien Wittgrefe, sich am Ort ihrer tollen Kindheitserinnerungen weiter einzuarbeiten.