Bergedorf. Ähnlich wie im Villengebiet westlich der Wentorfer Straße soll auch das Gojenbergsviertel geschützt werden. Was genau gefordert wird.

Im Bergedorfer Villenviertel hat es schon halbwegs geklappt, auch wenn es einzelne Neubauten gibt, „aber kein schlimmes tabula rasa“, meint Dr. Geerd Dahms. Der baupolitische Sprecher der Bergedorfer FDP-Fraktion will am Donnerstag, 15. Dezember, einen gemeinsamen Antrag mit SPD und Grünen in die Bezirksversammlung einbringen: Auch östlich der Wentorfer Straße, also das gesamte Gojensbergsviertel, möge sich künftig einer Erhaltungsverordnung beugen, „damit die schönen kleinen Rotklinker-Häuschen nicht verschwinden, es keinen hässlichen Wildwuchs gibt“.

Die städtebauliche Eigenart des Gebietes möge geschützt werden – und zwar nicht allein durch den Denkmalschutz, der unter das Landesrecht fällt, sondern durch den Erlass einer oder mehrerer Erhaltungsverordnungen, die durch das Bundesbaurecht abgesichert sind, so Denkmal-Sachverständiger Dahms: „Dann sind Abbrüche wie zuletzt am Gojenbergsweg/Ecke August-Bebel-Straße nicht mehr so einfach möglich. Und das war leider auch noch ein Eckgrundstück, das in mehrere Straßen hinein strahlt. Das war besonders schmerzlich.“

Solche Bilder machen Dr. Geerd Dahms traurig: Die „Hamburger Kaffeemühle“ am Gojenbergsweg/Ecke Justus-Brinckmann-Straße ist längst verschwunden.
Solche Bilder machen Dr. Geerd Dahms traurig: Die „Hamburger Kaffeemühle“ am Gojenbergsweg/Ecke Justus-Brinckmann-Straße ist längst verschwunden. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Das Gojenbergsviertel galt bei seiner Entstehung als höchst modern

Nach Plänen des Stadtbaumeisters Wilhelm Kröger entstand das Gojenbergsviertel in den 1920er-Jahren und galt seinerzeit als höchst modern: Schließlich bekam jede Wohnung ihr eigenes Badezimmer. Auch die 1910 errichtete Schule (Ernst-Henning-Schule) und das zwei Jahre später fertiggestellte Allgemeine Krankenhaus Bergedorf (AKB) prägen bis heute den besonderen Charakter des Quartiers. Die Nutzungen mögen sich ändern, aber doch bitte die Fassaden nicht: „Ein kleiner Anbau nach hinten raus muss nicht stören, wenn das überlieferte Bild mit seiner repräsentativen Fassade erhalten bleibt“, meint Dahms.

„Bitte gewachsene Strukturen schützen“: Hier am Schulenbrooksweg (Ecke Saarstraße) mögen die hübschen Altbauten auf Wunsch der Koalition nicht angetastet werden.
„Bitte gewachsene Strukturen schützen“: Hier am Schulenbrooksweg (Ecke Saarstraße) mögen die hübschen Altbauten auf Wunsch der Koalition nicht angetastet werden. © BGZ | strickstrock

Sorge bereitet ihm vor allem die Tatsache, dass nach 99 Jahren bald viele Erbbauverträge auslaufen – und mit Blick auf den Wohnungsmangel schnell mal drei Geschosse samt Staffelgeschoss geplant werden: „Mancher Investor, auch die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, möchte da sicher gern Schlüsselgrundstücke aufkaufen und ratzfatz neu verplanen“, sorgt sich der Denkmal-Spezialist: „Das kann schnell gehen, da muss man höllisch aufpassen.“

Genaue Vorgaben und feste Kriterien für Abbruch, Neu- und Umbauten

Nach Vorlage des Koalitionsantrags möge das Bezirksamt nun eine Ausschreibung vorbereiten, um das Gebiet begutachten zu lassen – und zwar großflächig, also von der Sternwarte bis runter zur Holtenklinker Straße, und von der Wentorfer Straße bis zur Hermann-Löns-Höhe am Geesthang. Dann soll es genaue Vorgaben geben für Abbruch, Neu- und Umbauten – mit deutlich festgelegten Kriterien. Dr. Geerd Dahms hofft auf eine schnelle Zustimmung der Lokalpolitik: Denn dann „könnte die Erhaltungsverordnung schon im nächsten Jahr greifen, also rechtzeitig bevor Ende 2024 viele Erbbauverträge auslaufen.“

Die öffentliche Sitzung der Bezirksversammlung beginnt am Donnerstag, 15. Dezember, um 18 Uhr im Rathaus (großer Saal) an der Wentorfer Straße 38. stri