Bergedorf. Kampf des Hauni-Betriebsrats für Bau der „Fabrik der Zukunft“ in Bergedorf zeigt erste Erfolge. Was der Bürgermeister sagt.

Auf den Tag genau sechs Wochen sind vergangen, seit Hauni-Chef Jürgen Spykman seine gesamte Belegschaft geschockt hat. Völlig überraschend kündigte er am 16. September auf einer Mitarbeiterversammlung an, dass das Bergedorfer Traditionsunternehmen, zugleich Keimzelle des Körber-Konzerns, seine Heimat schon 2025 verlassen werde.

Auch der Betriebsrat traute seinen Ohren nicht, war doch eigentlich klar, dass der Wegzug von der Kurt-A.-Körber-Chaussee zwar erfolgen sollte – allerdings neben die A-25-Ausfahrt Bergedorf, wo weit über 100 Millionen Euro in den Neubau der Fabrik der Zukunft auf dem heutigen Kleingartengelände investiert werden sollten. Doch Spykman erklärte Bergedorf plötzlich zum dritten Rad am Wagen. Die Genehmigungsprozesse liefen schlicht zu langsam. Harburg und vor allem Stapelfeld seien schneller und somit weit besser geeignet.

Für Hauni in Bergedorf: Chancen deutlich gestiegen

Heute haben sich diese Perspektiven schon deutlich verschoben, auch wenn sich weder Hauni-Chefetage noch Körber-Konzern bisher zu einem klaren Bekenntnis durchringen konnten. „Doch Bergedorfs Chancen sind deutlich gestiegen“, gibt sich Betriebsratschef Uwe Zebowski zuversichtlich. Hintergrund: Die von der Belegschaft unter seiner Federführung gestartete Kampagne „Hauni gehört nach Bergedorf!“ hat weit über die Betriebsgrenzen hinaus Tausende von Unterstützern gewonnen. Dazu gehört die Bergedorfer Politik über alle Parteigrenzen hinweg, ebenso zahlreiche Landes- und Bundespolitiker. In etlichen Bergedorfer Geschäften liegen Unterschriftenlisten aus, die sich bereits gut füllen. Und die Online-Petition (Portal openpetition.de, Stichwort: „Hauni gehört nach Bergedorf“) hatte Donnerstagnachmittag bereits fast 2800 Unterzeichner – knapp ein Drittel der anvisierten 10.000.

Wichtigster Unterstützer ist aber Hamburgers Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), mit dem der Betriebsrat bereits zwei persönliche Gespräche hatte. Sein Statement ist eindeutig: „Wir legen die Priorität auf Bergedorf.“ An der Beschleunigung des Planungsverfahrens für die Hauni-Ansiedlung auf den für sie vorgesehenen neun Hektar an der A 25 werde „mit Hochdruck weitergearbeitet“.

Betriebsrat reist zum SPD-Landesparteitag

Uwe Zebrowski setzt darauf, dass diese Ankündigungen nun zusammen mit der vom Bezirksamt eingesetzten Planer-Taskforce „zeitnah zu einem Angebot an die Hauni und den Körber-Konzern“ werden – auch wenn die noch ausstehenden Genehmigungsschritte der Start der Fabrik der Zukunft wohl um etwa ein Jahr verzögern werden. „Ein Umzug im Jahr 2026 muss für das Körber-Management möglich gemacht werden“, fordert der Betriebsratschef – und will dem in der kommenden Woche Nachdruck verleihen: Zebrowski wird mit einer Delegation zum Landesparteitag der Hamburger SPD am 4. und 5. November ins Bürgerhaus nach Wilhelmsburg reisen.

Viel Arbeit für den Hauni-Betriebsrat, der sich zwar auf gutem Weg für eine Zukunft in Bergedorf sieht, aber dafür eine noch breitere Welle der Unterstützung innerhalb wie außerhalb des Unternehmens braucht. „Wir sind noch lange nicht am Ziel, schreibt er in seiner jüngsten Mitarbeiter-Info vom Mittwoch.