Hamburg. Ein Citymanager könnte bereits im Juni seine Arbeit aufnehmen. Die ehemaligen Karstadt-Häuser spielen eine wichtige Rolle.

Die Kernidee wirkt geradezu provokant: Wird im Jahr 2025 auf Bergedorfs City geschaut, ist aus dem Drama um das Aus von Karstadt der wichtigste Baustein der Innenstadt der Zukunft geworden. Läuft alles nach Plan, präsentiert sich die Fußgängerzone Sachsentor samt Umfeld wieder als Herz der Stadt. Beliebt bei alten wie neuen Bergedorfern wegen der Gastronomie in tollen Hinterhöfen, vielen neuen Geschäften, dazu Sport und Kultur mitten in der City, vielleicht sogar modernes Wohnen. Natürlich sind die zwei alten Warenhäuser längst neu belebt oder abgerissen.

Innenstadt in Bergedorf: Entwicklung soll vorangetrieben werden

„Transformationsmanagement“ ist der etwas sperrige Begriff für das, was auf den Karstadt-Schock folgen soll: Ein echter Strukturwandel, gesteuert von einem Citymanager, der alle Akteure zum Mitwirken bringt, von den Grundeigentümern über Politik, Wirtschaft und Bezirksamt bis hin zu möglichst vielen Bürgern. Keine gegenseitigen Schuldzuweisungen mehr, kein Nörgeln über den Niedergang Bergedorfs. Dafür der gemeinsame Einsatz für die attraktive City der Zukunft plus Digitalstrategie – notfalls auch gegen Hamburgs Zentrum. Und alles entstanden, weil Karstadt jedem deutlich gemacht hat: Bergedorf muss sich neu erfinden, will es nicht zur Schlafstadt der Metropole werden.

Der Weg von dieser Idee zum echten Konzept samt seiner Umsetzung wird in diesen Tagen angeschoben: Auf vier Seiten hat das Bezirksamt Bergedorf ein „Kompetenzprofil Citymanagement“ zusammengestellt. Autorin ist Marlene Sandecki, zuständig für die Wirtschaftsförderung im Rathaus. Innerhalb dieser Woche müssen nun Wirtschaft und Politik dazu Stellung nehmen, denn spätestens am 28. Februar muss alles an das Bundesbauministerium nach Berlin geschickt werden.

Bergedorf könnte mit 250 Millionen Euro unterstützt werden

Dort liegen bereits rund 650.000 Euro bereit, die Hamburg um weitere 200.000 Euro aufstockt, wenn das zuständige Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung grünes Licht gibt. Bergedorf ist dort eine von 238 deutschen Innenstädten, die bei ihrer City-Entwicklung mit insgesamt 250 Millionen Euro unterstützt werden können. Mit dem Geld soll ein Citymanager samt Kompetenz-Team für Sachsentor und Alte Holstenstraße möglichst schon im April ausgeschrieben und ab Juni für zunächst ein bis zwei Jahre bezahlt werden.

„Bergedorf ist jetzt auf einem ausgezeichneten Weg. Wir gehören zu den Pionieren in Deutschland, die die Entwicklung ihrer Innenstadt der Zukunft aktiv angehen“, lobt Bernd Capeletti (CDU), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Bezirksversammlung, das Papier aus dem Rathaus. „So kann unser Citymanager lückenlos an die bereits laufende Arbeit der Stadtentwicklungsgesellschaft steg anknüpfen, die Leerstandskataster für das Sachsentor erstellt.“

Ehemalige Karstadt-Immobilien könnten eine wichtige Rolle spielen

Zum Start dürften dem Citymanager die gerade begonnenen Architekten-Wettbewerbe für die beiden Karstadt-Immobilien helfen: Der Abriss des kleinen und der Umbau des großen Warenhauses können erste Leuchttürme für Bergedorfs Innenstadt der Zukunft werden.

„Ihnen solche Strahlkraft zu verleihen, ist das Metier des Citymanagers“, sagt Capeletti. „Er muss den Willen zur Veränderung in die Köpfe aller Akteure in Bergedorf bringen. Das ist eine große, aber sehr wichtige Aufgabe. Jedenfalls dann, wenn Bergedorfs City eine Zukunft haben will.“

Schönste Altbauten des Sachsentors auf dem Weg in die Zukunft

Sie sind schon heute wichtige Motoren der Attraktivität der Bummelmeile Sachsentor – und werden entscheidend sein für das Gelingen einer attraktiven Bergedorfer City der Zukunft: die Grundeigentümer Oliver Wohltorf (Alligator) und Elke Kurkowski (Douglas, Gerry Weber) sowie Martina Willhoeft, Inhaberin des gleichnamigen Herrenausstatters, und Weinhändler Christoph von Have. Zusammen mit Matthias Tiedemann (Betty Barclay) und Thorsten Bachs (Ex-Deichmann) bestimmen sie über das wichtigste historische Ensemble im Herzen der Einkaufsstadt Bergedorf – direkt gegenüber von Karstadt im Sachsentor.

Grundeigentümer Sachsentor: Oliver Wohltorf, Elke Kurkowski, Martina Willhoeft und Christoph von Have (v. li.)
Grundeigentümer Sachsentor: Oliver Wohltorf, Elke Kurkowski, Martina Willhoeft und Christoph von Have (v. li.) © Ulf-Peter Busse

"Wir freuen uns auf Arbeitstreffen mit den Experten"

„Natürlich sind wir dabei, wenn in diesem Frühling das Citymanagement seine Arbeit aufnimmt und erste Ideen für das Innenstadtkonzept der Zukunft entstehen“, sagt Christoph von Have. „Wir freuen uns auf Arbeitstreffen mit den Experten.“ Wohin die Reise gehen soll, ist allerdings auch unter diesen sechs Immobilienbesitzern noch umstritten.

Während Elke Kurkowski dafür plädiert, dass „wir jetzt die einzigartige Chance haben, den Blick auf Lösungen für die nächsten 30 Jahre zu richten“, hat Martina Willhoeft „nichts von meiner Fläche abzugeben. Auch nicht von der Anlieferzone hinterm Haus.“ Oliver Wohltorf sieht es entspannter: „Es geht um langfristige Planungen, damit Bergedorfs Attraktivität für die Menschen erhalte bleibt. Das sollte eigentlich nichts grundsätzlich ausgespart werden.“