Hamburg. 2023 gibt es 7000 Euro mehr für die Stadtteilkultur Bergedorf, die Unterstützung dringend nötig hat. Wie aber wird das Geld verteilt?
Ganze 7000 Euro mehr als im Vorjahr sieht die Rahmenzuweisung für die Bergedorfer Stadtteilkultur vor und steigt damit in 2023 auf 457.000 Euro. Wie aber soll das Geld verteilt werden? Der Vorschlag der Verwaltung trug im Kulturausschuss zu einer Diskussion um Kostensteigerungen bei, denn „um die institutionell geförderten Einrichtungen weiter betreiben zu können, wurde dies durch eine Reduzierung der Projektmittel realisiert“, heißt es in der Vorgabe. Das bedeutet: Das 30 Jahre alte Kulturzentrum Lola und das Geschichtskontor am Reetwerder sollen ein bisschen mehr bekommen – zum Nachteil kultureller Projekte, die etwa auch von einzelnen Künstlern beantragt werden können.
Stadtteilkultur Bergedorf ist auf Förderung angewiesen
Damit indes mag sich Rudi Walter von den Linken nicht anfreunden, schließlich könnten die beiden Häuser doch Mittel aus dem Quartiersfonds bekommen, zudem liefen noch Verhandlungen mit der Stadt über die gestiegenen Personalkosten: „Einzelne Künstler haben solche Fördermöglichkeiten nicht“, argumentierte er für den eingebrachten Änderungsantrag.
Der fand durchaus auch Sympathie bei der CDU, denn „Kulturmittel sollten nicht die steigenden Energiekosten abdecken“, findet Erika Garbers. Dennoch wurde der Antrag von der Koalition abgelehnt, wenn „wir uns auch leider zwischen Teufel und Beelzebub entscheiden müssen“, so Petra Petersen-Griem (SPD), die Lola und Geschichtskontor „als vordringlicher sieht“.
Kontinuierliche Arbeit gewünscht
Die Institutionen hätten eine Verpflichtungen für eine kontinuierliche Arbeit, betonte Dr. Geerd Dahms (FDP) im Namen der Reetwerder-Crew: „Raummiete und Personalkosten sind die Grundlagen für kulturelle Veranstaltungen – auch, um Geld für die gestiegenen Energiekosten einzunehmen.“
Auch an der Lohbrügger Landstraße ist der Gürtel längst enger geschnallt und das Team der Lola hofft auf Hilfe vom neu gegründeten Freundeskreis: „Die wirtschaftliche Lage ist total schwierig. Und in Wahrheit wird uns diese Erhöhung auch nicht retten, wir werden sowieso verzweifeln“, sagte Geschäftsführerin Petra Niemeyer und merkt an, dass auch die Honorarstunden von 10 auf 12 Euro gestiegen sind.
Die Lola habe ihre Preise schon grenzwertig erhöht, aber derzeit würden halt viele Menschen überlegen, ob sie tatsächlich einen Theater- oder Gesangsabend besuchen wollen – bis auf die jungen Leute: „Die sind nicht ganz so vorsichtig und kommen wieder zu unseren Tanzveranstaltungen“, so Niemeyer.
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Schließlich aber beschloss der Ausschuss, über die Vorlage der Verwaltung (85.000 Euro für die Geschichtswerkstatt, 318.000 Euro für die Lola und 54.000 Euro für kulturelle Projekte) erst später zu entscheiden. Mit mehr Ruhe wollen erst alle Kulturpolitiker die Unterlagen prüfen und einigten sich auf eine Sondersitzung im Dezember – im Online-Format. „Wir wollen das Thema gern in der Koalition behalten, aber die anderen Fraktionen können uns ihre Prioritätenlisten schicken“, sagte Clara Lenné (SPD).
Stadtteilkultur Bergedorf: Sorge um Erntedankumzug
Denn manche Entscheidung wird nicht leicht fallen, schließlich sind allein für kulturelle Projekte knapp 85.000 Euro beantragt worden. Zu den größten Batzen zählen das für 7. bis 9. Juli geplante Altstadtfest am Hafen (10.000 Euro) und Projekte des KulturA in Neuallermöhe (15.580 Euro), das noch immer um den Status zum Stadtteilkulturzentrum kämpfen muss.
Brenzlig könnte es zudem für den Erntedankumzug in den Vierlanden werden, der 2023 seinen Vorsitzenden wechseln wird, kündigt Erika Garbers an: „Ohne das Geld wird der Umzug nicht stattfinden, denn die Kosten allein für Straßenschilder und andere Sicherheitsmaßnahmen sind enorm gestiegen.“ Zuletzt war man mit einem Zuschuss von 5000 Euro ausgekommen.