Hamburg. Dieser Geburtstag wird gleich mehrere Monate zelebriert. Das erste Konzert gibt die Band I-Fire. das ist das Programm bis Dezember.

Sie grinst von einem Ohr zum anderen: „Besser kann man doch gar nicht starten“, freut sich Simone Schmidt, die erst seit Anfang Juli die neue Sprecherin der Lola ist. Zum Senkrechtstart darf sie ganz fett auf die Pauke hauen: Denn das Kulturzentrum feiert seinen 30. Geburtstag und will mal wieder zeigen, wie bunt und laut es an der Lohbrügger Landstraße zugehen kann. Und da das Leitungstrio um Petra Niemeyer, Ortrud Schwirz und Susette Schreiter nun mal drei Jahrzehnte Erfahrung hat, kommt es gleich ganz dicke: Gefeiert wird von August bis in den Dezember hinein.

Dabei ernteten die „linken Revoluzzer“ zunächst bürgerliches Naserümpfen und politischen Protest, als sie Mitte der 90er-Jahre (damals im selbstverwalteten Jugendzentrum „Unser Haus“) proklamierten, dass Kirchen, Parteien und Gewerkschaften „ihre identitätsstiftende Funktion einbüßen“ und die alten Rollenmuster eben nicht mehr greifen würden.

Den Oldies werden die Gäste im Kulturzentrum in Lohbrügge zu jung

Vor allem Politiker von CDU und FDP liefen seinerzeit Sturm, konnten sich aber den Stimmen von GAL und SPD nicht erwehren. Das ehemalige Gemeindehaus Sande, in dem die Polizeiwache Lohbrügge residierte, wurde am 7. Oktober 1992 an die „Initiative für ein Stadtteilkulturzentrum in Bergedorf“ übergeben. Dessen Eröffnung indes sollte noch bis Ende Juni 1994 warten: Schließlich mussten – vorwiegend in Eigenarbeit – zunächst die Zellen, Büros und Wachräume der Beamten umgebaut werden.

Kunstausstellungen, Lesungen, Selbsthilfegruppen, Theaterabende und musikalische Auftritte richten sich an alle Generationen. Längst hat der Nachwuchs die Bühne erobert – wenn auch nicht immer zur Freude der Stammnutzer: Beim Tanzabend „Old Folks Boogie“ hatten sich zuletzt die Gäste über das zu junge Publikum beschwert und diese „komische Elektro-Musik“. Daher überlege das Lola-Team tatsächlich gerade ein neues Angebot für Ü-40-Leute, sagt Simone Schmidt (48).

„Wir haben auch extra noch Trillerpfeifen bestellt, damit es ordentlich laut wird“

Ihr neues Album „Spiel mit dem Feuer“ wird zum Auftakt des 30. Geburtstags zu hören sein: Die Band I-Fire, die ihre Karriere in der Lola startete, tritt am 19. August auf und freut sich, „als perfekter Opener“ angekündigt zu werden. Gleich am Sonnabend, 20. August, startet dann um 12 Uhr der große Straßenumzug mit Fogo do Samba, deren Trommeln vom Lohbrügger Markt bis zum Abschlusskonzert vor St. Petri und Pauli zu hören sein werden. „Wir haben auch extra noch Trillerpfeifen bestellt, damit es ordentlich laut wird“, sagt Simone Schmidt.

Es folgen im August Poetry-Slam, Lola-Band, Impro-Theater, Swingtanz und ein Auftritt der Ukulolas im Biergarten. Der September startet mit zwei Vorpremieren: Am 1. ist Alma Hoppe mit dem „Finale Arrabbiata – das absolut finale Programm“ zu Gast, da sich Kabarettist Nils Loenicker von der Bühne verabschiedet. „Der will jetzt nur noch Wein anbauen“, so Schmidt. Einen Abend später ist die Vorpremiere von Lalelu zu sehen: „Alles richtig gemacht“, meint die A-cappella-Band der Extraklasse. Als „kultureller Schrittmacher“ ist für den 9. September die Band The Craig zur großen Musikgala der Lokalmatadoren eingeladen.

Auch interessant

Anbau im Park oder ein weiteres Geschoss waren schon häufiger im Gespräch

Festlicher wird es dann am 14. September beim offiziellen Jubiläumsempfang mit Kulturstaatsrätin Jana Schiedek (SPD), Vertretern aus dem Bergedorfer Rathaus und vom Dachverband Stadtkultur. Sie diskutieren über die stagnierende Finanzierung der Kulturzentren. „Außerdem sorgen wir uns, dass die Sprinkenhof als unsere Vermieterin die Gaspreise anheben wird“, meint Lola-Sprecherin Schmidt, die zugleich betont, dass die Lola gern erweitert werden könnte, „da wir die Räume doppelt und dreifach belegen könnten“.

Ein Anbau im Park oder ein weiteres Geschoss waren schon häufiger im Gespräch. Wohl habe das Bezirksamt bereits angefragt, leerstehende Läden in der Fußgängerzone bespielen zu können. Auch der Theatersaal am Gräpelweg wäre eine Ausweichoption, aber: „Da müssen wir absagen, solange es kein Geld für Personal gibt, das dann auch auf- und zuschließt und die Tickets verkauft“, so Schmidt.

Auch die Steife Brise spielt schon seit 30 Jahren

Mit Kabarett, einer Lokalrunde Deluxe samt Comeback von Glowpunch und einem Skaramanga-Konzert geht es im Herbst weiter. Zudem gibt es zwei ganz besondere Gratulanten: Die Impro-Akrobaten der Steifen Brise sind ebenfalls schon 30 Jahre lang zusammen. Und seit 30 Jahren auf der Bühne steht auch Herr Holm, der am 8. Dezember „Das Beste zum Schluss“ präsentiert. Somit schließt sich der Kreis, wenn der lustige Polizist zum Lola-Jubiläum in die alte Polizeiwache an der Lohbrügger Landstraße kommt.