Hamburg. Ein Rahmenplan entwickelt Grundsätze zur Vernetzung mit den vielen Quartieren bis zur A 25. Dazu gehört auch ein Mobilitätskonzept.
Es geht darum, Unfälle der Stadtplanung zu vermeiden - Auch wenn der Titel des Projekts mit „Rahmenplanung Urbanes Bergedorf Südost“ eher nüchtern klingt. Tatsächlich gibt es von solchen Unfällen viele, seit sich in Hamburg alles um das Wohnungsbauprogramm des rot-grünen Senats mit 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr dreht – und nur wenig um deren Einbettung in die Umgebung oder den jeweiligen Bezirk.
In Bergedorf zum Beispiel fehlt den über 1000 Neubürgern in den Quartieren „Glasbläserhöfe“ und „Schilfpark“ am Schleusengraben noch immer der versprochene Wanderweg, der sie am Ufer des fast 600 Jahre alten Kanals bis in die Bergedorfer City führt. Und warum liegen bedeutende Forschungseinrichtungen wie das Laser-Zentrum Nord oder der Energie-Campus gefühlt Welten vom Sachsentor entfernt, obwohl es eigentlich kaum 800 Meter sind? Droht das etwa auch dem Unfallkrankenhaus, wenn es den erhofften Umzug von Boberg an den Curslacker Neuen Deich wahr macht und sich damit gleich neben Bergedorfs Zentrum ansiedelt?
Stadtplanung: Neue Strategien für Bergedorfs Zentrum nach Süden
Genau hier setzt die „Rahmenplanung Urbanes Bergedorf Südost“ an, deren erste Ideen Bart Brands vom niederländischen Büro „Karres en Brands“ im Auftrag des Bezirksamts am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt hat. Dabei wird das sehr vielschichtige Areal zwischen Schleusengraben, A 25, Pollhof und Bergedorfer Straße/Holtenklinker Straße quasi als natürliche Ausweitungsfläche der Bergedorfer City betrachtet. Auf den gesamten 150 Hektar mit ihren 3500 Wohnungen und rund 5500 Arbeitsplätzen wird es zwar weiterhin so abwechslungsreich wie bisher zugehen, aber es soll mehr Verbindendes geben, wie neue Wege und grüne Freiräume, die die verschiedenen Quartiere besser miteinander und letztlich mit Bergedorfs City vernetzen.
„Bisher schotten sich viele Bereiche hier gegenüber ihrer Nachbarschaft geradezu ab“, beschrieb Bart Brands etwa das Nebeneinander vom Gründerzeit-Stadtteil Bergedorf-Süd, dem Gewerbegebiet Brookdeich und dem riesigen Kleingarten-Areal „Grabeland“ südlich davon. Auch hätten die Forschungseinrichtungen und die Wohnquartiere am Schleusengraben bisher keine Berührungspunkte. „Es braucht mehr Durchmischung, zumindest in den Übergängen. Und überall eine Öffnung gegenüber der Nachbarschaft.“
Strategien für Bergedorf Südost entwickeln
Bart Brands empfiehlt drei grüne Korridore, die sich von Süden nach Norden durch das Gebiet ziehen, zusätzlich zum Schleusengraben und seinem Wanderweg sowie dem Curslacker Neuen Deich, den er als „Innovationsboulevard“ zur attraktiven Verbindung zwischen der City und den Forschungseinrichtungen machen will. Hinzu kommt in West-Ost-Richtung die alte Bahntrasse, die er samt geplantem Radschnellweg Richtung Geesthacht zu einem Areal vielfältiger Nutzungen machen würde. Darunter fallen Sportflächen ebenso wie Treffpunkte und sogar Bereiche für das sogenannte Urban Gardening, also Flächen für gemeinschaftliches Gärtnern.
Lesen Sie auch:
- Nachbarn kritisieren Pläne für Weidensteg-Quartier
- Bergedorf wächst und wächst: Was muss beachtet werden?
Neben diesem sogenannten Freiraumnetzwerk wird das Büro in den kommenden Monaten weitere Strategien für das „urbane Bergedorf Südost“ entwickeln. Dazu gehören ein Mobilitätskonzept oder Vorschläge, wo genau Flächen für nachbarschaftliche Treffpunkte und Gemeinschaftsflächen liegen.
Neuer Rahmenplan soll als Gesamtstrategie dienen
Welche Pläne dabei genau entstehen, soll das Büro „Karres en Brands“ ab sofort regelmäßig im Stadtentwicklungsausschuss berichten. Das gilt auch für den Stand der Vermarktung der geplanten Gewerbeflächen im erweiterten Forschungs- und Innovationspark an der Autobahn durch die städtische „Hamburg Invest“.
„Grundsätzlich wird der Rahmenplan als Gesamtstrategie dienen, mit der über einzelne Bebauungspläne hinaus geschaut und Leitplanken für die Zukunft des gesamten Areals aufgestellt werden sollen“, sagt Bergedorfs Baudezernent Uwe Czaplenski. „Eine Rechtsverbindlichkeit hat er nicht.“