Bergedorf. Dem umstrittenen Projekt Stuhlrohquartier wird mit der Funktionsplanung neues Leben eingehaucht. Politik in Bergedorf ist zufrieden.

Jahrelang stockte das Projekt, nun kann es an Fahrt aufnehmen: Der Bergedorfer Stadtentwicklungsausschuss hat der überarbeiteten Funktionsplanung für das Stuhlrohr-Quartier zugestimmt. Diese Planung legt zunächst fest, wie das Areal aufgeteilt wird und wie die prägnanten Eckgebäude aussehen sollen. Nun können diese Pläne weiter konkretisiert und mit dem Bebauungsplanentwurf „harmonisiert“ werden. Ist das geschehen, wird auch die Öffentlichkeit beteiligt.

Die Bergedorfer zeigen seit jeher ein großes Interesse an dem Projekt, das ursprünglich wegen seiner als überdimensioniert angesehenen Planung auf heftigen Protest stieß. Nun sind aktuell knapp 1000 Wohnungen und etwa 15.000 Quadratmeter Gewerbe auf dem traditionsreichen Fabrikgelände gleich hinter dem CCB-Fachmarktzentrum geplant. Investor Buwog blieb über all die Jahre am Ball, kaufte weitere Grundstücke bis zum Sander Damm hinzu.

Bergedorf bekommt ein Mega-Bauprojekt

Vor einem Jahr wurde bereits eine erste Funktionsplanung vorgestellt, auf deren Grundlage sich die Architekten damals ans Werk machten. Zehn beteiligte Büros sowie die Stadtplaner des Bezirks, der Investor Buwog und Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing beschäftigten sich mit der Aufteilung des Areals und den konkreten Entwürfen für die vier prägenden Eckgebäude.

Im Mai wurden nun die besten Entwürfe für diese Eckgebäude ausgewählt – solche, deren Grundrisse ebenso überzeugten wie ihre Wirkung als „Eingang“ zum Quartier, erklärte Sachbearbeiterin Juliane Hildebrandt den Ausschusspolitikern. Das Rennen machten die Büros Kühn Malvezzi, dfz Architekten, dichter architekten und APP. Die Siegerentwürfe sind markante Wohnhäuser, die mal durch große Fenster, mal durch eine besondere Erdgeschossgestaltung oder durch ihre prägnant-dunkle Farbe überzeugten.

Im Mai wurden die Entwürfe für die Eckgebäude ausgewählt

Oliver Panz hält das Stuhlrohrhaus“ für „gut durchgearbeitet“.
Oliver Panz hält das Stuhlrohrhaus“ für „gut durchgearbeitet“. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Eine besondere Aufgabe wird zudem dem Stuhlrohrhaus zukommen, denn es liegt in der Mitte des Quartiers. Der Entwurf des Büros „raumwerk“ sieht ein langes, rechteckiges Gebäude vor, das jedoch mehrfach unterbrochen ist. „Das Gebäude ist hinsichtlich Statik und Gebäudeausstattung schon gut durchgearbeitet“, stellte Oliver Panz, Bergedorf Fachamtsleiter für Stadtplanung, fest. Gleichwohl muss „raumwerk“ noch hier und da nachbessern.

Auch für zwei weitere Gebäude an den Stirnseiten des Stuhlrohr-Quartiers – die sogenannten Atriumgebäude – sollen sich die bisher beteiligten Architektenbüros noch Gedanken machen. Dazu ist ein weiteres Workshopverfahren geplant. Denn diese Gebäude werden wie die Eckgebäude prägend sein für den Eingang zum Quartier. „Ein entsprechendes Entree ist uns sehr wichtig“, stellte Buwog-Geschäftsführerin Eva Weiß fest.

Gebäudedächer sollen begrünt werden

Doch wo bleibt bei all der Planung für die Gebäude eigentlich das Grün? Petra Petersen-Griem (SPD) sorgte sich wegen der umfangreichen Versiegelung des Geländes – und der möglichen Wirkung bei Starkregen. Es werde jedoch überall begrünte Innenhöfe geben, erklärte die Buwog-Geschäftsführerin. „Und wir werden die Dachflächen extensiv begrünen.“ Auch das Stuhlrohrhaus soll ein grünes Dach haben.

Weitere Bedenken gibt es derzeit von Bergedorfs Politik nicht – der Ausschuss stimmte zu, dass die Planung so fortgeführt werden kann. Wohl auch in dem Wissen, dass die eigentlich schwierigen Prozesse noch ausstehen. Denn mit der Konkretisierung der Pläne steht dann als nächstes die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange an. Dann kommen etwa Umweltverbände und andere Behörden zu Wort.

Behörden, Umweltverbände und Bürger kommen zu Wort

Und schließlich sollen auch die Menschen in Bergedorf mitreden dürfen. Eva Weiß betonte: „Es ist ein sehr großes, gewichtiges Quartier, mit dem wir uns viel Mühe geben, damit es nach Bergedorf passt.“