Wentorf/Hamburg. 27 Jahre alter Ortsverbandschef der CDU Bergedorf wollte parteilos gegen die CDU Wentorf antreten. Das hat zu Irritationen geführt.

Am 6. November wird in Wentorf ein neuer Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin gewählt. Zwei Kandidaten und eine Kandidatin sind aktuell für die Wahl im Rennen: der Amtsinhaber Dirk Petersen (60), Kathrin Schöning (39), Amtsleiterin im Reinbeker Rathaus, sowie Maurice Küchenmeister (27), Politikwissenschaftler und PR-Fachmann. Mittlerweile sind alle drei Kandidaten parteilos. Denn Maurice Küchenmeister, bis vor Kurzem Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Bergedorf, hat seine CDU-Mitgliedschaft und seine Ämter in Bergedorf seiner Kandidatur geopfert, wie er jetzt mitteilt. So will er den Eindruck verhindern, er wolle gegen seine Partei kandidieren.

Bürgermeisterwahl Wentorf: Viel Ärger im Vorfeld

Hinter den Kulissen hatten die Ambitionen des Ex-CDU-Ortschefs von Bergedorf, Verwaltungschef von Wentorf zu werden, für Ärger gesorgt. Denn der 27-Jährige hatte zwar bei der CDU Wentorf um Unterstützung für seine Kandidatur gebeten, war aber trotz der Ablehnung angetreten und hatte nicht mit seinem Engagement für die Bergedorfer CDU hinterm Berg gehalten.

„Meine am 6. September abgegebene Erklärung, dass ich zwar CDU-Mitglied bin, in der Gemeinde Wentorf bei Hamburg aber nicht von der CDU unterstützt werde, hat sein Ziel nicht erreichen können“, bedauert der 27 Jahre alte Wentorfer. „Nach wie vor kommt es zu Unklarheiten, Missverständnissen und vielen Fragen über die Gründe und Zusammenhänge. Damit diese Missverständnisse künftig nicht mehr auftreten und sich alle Beteiligten zu 100 Prozent auf den Wahlkampf statt auf interne Nebenschauplätze konzentrieren können, habe ich deshalb einen Entschluss gefasst: Am 9. September habe ich gegenüber meinem Kreisvorsitzenden in Bergedorf meinen sofortigen Austritt aus der Partei und die damit verbundene Niederlegung aller Ämter als Ortsvorsitzender erklärt.“

CDU Wentorf lehnte Unterstützung von Küchenmeister ab

Ein notwendiger Schritt, sagt Hartmut Zeine, CDU-Ortschef in Wentorf: „Wir haben bereits, nachdem Lutz Helmrich von seiner Kandidatur zurückgetreten ist, erklärt, dass wir Kathrin Schöning unterstützen werden. Denn wir wollen nach sechs Jahren unbedingt jemanden mit Verwaltungserfahrung. Das haben wir Maurice Küchenmeister auch gleich bei unserem ersten Gespräch wie auch in weiteren Gesprächen gesagt.“

Die Situation, die durch Maurice Küchenmeisters Kandidatur entstanden sei, sei höchst unglücklich, bedauert Hartmut Zeine: „Leider ist er in einige Fettnäpfchen getreten.“ Viele Wentorfer CDU-Mitglieder seien verärgert gewesen, als sie in den Medien vom „CDU-Kandidaten“ oder vom angetretenen „CDU-Chef“ gelesen haben. „Unsere Statuten sagen ganz klar, dass ein CDU-Mitglied nicht gegen die CDU antreten soll“, erläutert Zeine.

Küchenmeister hat gegenüber Dennis Gladiator seinen Rücktritt erklärt

Dennis Gladiator, CDU-Kreisverbandschef in Bergedorf, berichtet, dass Maurice Küchenmeister sich nach mehreren Gesprächen mit ihm dazu entschlossen habe, weiter zu kandidieren und daher seinen Rücktritt erklärt habe. „So eine Situation ist immer bedauerlich, aber folgerichtig“, sagt Gladiator. Maurice Küchenmeister habe, bevor er seinen Hut in Wentorfs Ring geworfen habe, leider nicht das Gespräch mit ihm gesucht. Wer in Bergedorf Küchenmeisters Nachfolge antreten werde, stehe noch nicht fest. „Aber wir bekommen das gut hin“, sagt Gladiator. „Ich führe gerade Gespräche mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten.“

Maurice Küchenmeister bedauert den nötigen Schritt, doch die Kandidatur aufzugeben, sei für ihn nie eine Option gewesen: „Auch wenn ich nie der Kandidat der CDU Wentorf gewesen bin, ist es durch meinen Austritt somit für alle final deutlich. Ich trete – nach wie vor – parteilos an. Wie gegenüber der Bergedorfer Zeitung erklärt, kandidiere ich nicht gegen die CDU, sondern für Wentorf und für mich. Dazu stehe ich und ich stehe zu meiner Kandidatur.“ Diesen Standpunkt unmissverständlich und beidseitig nach außen zu tragen, sei ihm leider nicht gelungen.

Küchenmeister: „Ich will nicht nur verwalten, sondern gestalten“

Selbstverständlich sei er auch mit einem weinenden Auge aus seiner Partei ausgetreten. Denn auch dort habe er in sein Engagement viel Herzblut investiert, doch bereits während er sich als CDU-Kandidat in Wentorf beworben habe, habe er vorsichtshalber Unterschriften für seine Kandidatur in der Bevölkerung gesammelt. So sei er auch trotz der Ablehnung durch die Wentorfer CDU vorbereitet gewesen und habe in der Kürze der Zeit ausreichend Unterstützung sammeln können.

Die Unzufriedenheit vieler Wentorferinnen und Wentorfer habe ihn letztlich überzeugt, dabeizubleiben: „Für die vielen eigenen Ideen und unzähligen Themen aus Gesprächen mit den Wentorferinnen und Wentorfern möchte ich weiterhin mit aller Kraft und aus Überzeugung einstehen“, erklärt der junge Mann. „Ich habe – mit 27 Jahren – noch viel Wentorfer Zukunft vor mir, auf deren Gestaltung ich aktiv einwirken möchte. Denn ich möchte nicht nur verwalten, sondern gestalten.“

Veranstaltung: Kandidaten stellen sich den Fragen der Wähler

Wo könnte die Kita erweitert werden, wo die Grundschule? Was soll auf dem Gelände der früheren Hamburger Sportschule passieren? Kann die Gemeinde etwas dafür tun, dass sich die Menschen das Wohnen in Wentorf noch leisten können? Rede und Antwort stehen der Bevölkerung die Kandidatin und die Kandidaten für das Amt des Wentorfer Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin am 23. September von 19 Uhr an.

Dann lädt die Gemeinde in die Aula der Gemeinschaftschule (Achtern Höben 3) zur Podiumsdiskussion mit Kathrin Schöning, Dirk Petersen und Maurice Küchenmeister ein. Moderiert wird die Runde von Alexander Sulanke, Leitender Redakteur dieser Zeitung.

In der Aula sind 150 Plätze vorhanden. Neben den Sitzplätzen vor Ort kann das Publikum die Diskussion per Live-Stream verfolgen. Dorthin gelangt man online über einen QR-Code unter www.wentorf.de.