Hamburg. Ein 78-Jähriger und seine Stieftochter wurden in Nettelnburg gefesselt und misshandelt. Nun startet der Prozess in Hamburg.

Es muss für einen 78 Jahre alten Nettelnburger und seine Stieftochter ein Albtraum gewesen sein. Zwei Räuber dringen im August vergangenen Jahres in ihr Haus in Bergedorf ein, bedrohen beide mit einem Revolver und schlagen den Senior nieder. Nun muss sich ein mutmaßlicher Täter für diesen brutalen Überfall vor dem Landgericht in Hamburg verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 23-Jährigen gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung, schweren Raub und Freiheitsberaubung vor. Der Angeklagte und ein bislang unbekannter Mittäter sollen in der Nacht zum 13. August 2021 in das Haus am Hackmackbogen im Bergedorfer Ortsteil Nettelnburg eingedrungen sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass beide gegen 2.30 Uhr zunächst über das Gartentor geklettert sind und anschließend sowohl eine Glastür des Wintergartens als auch die Glastür zum Wohnzimmer eingeschlagen haben.

Prozess Hamburg: Senior mit Revolver niedergeschlagen

Der Hausbewohner wollte zu diesem Zeitpunkt gerade ins Bett gehen, als er von den Tätern überrascht und bedroht wurde. Einer der Räuber richtete dabei einen Revolver auf den Senior. Laut Anklage soll der Täter kurz darauf dem 78-Jährigen den Knauf der Waffe auf den Kopf geschlagen haben. Der Hausbewohner ging darauf zu Boden und erlitt eine stark blutende Kopfverletzung.

Die 32 Jahre alte Stieftochter schlief im Erdgeschoss und wurde durch das Geschehen im Haus wach. Die Ermittler gehen davon aus, dass der nun Angeklagte die Frau zunächst auf ihr Bett stieß und anschließend in den Heizungsraum führte. Dort fesselten die Räuber die Bewohner und verlangten den Tresorschlüssel. Nach einiger Zeit und Tötungsandrohungen gegen ihn und seine Stieftochter habe sich der 78-Jährige wieder erinnert, wo der Schlüssel ist, heißt es in der Anklage.

Räuber wollten mit dem Jaguar des Opfers flüchten

Aus dem Tresor stahlen die Räuber Silbermünzen im Wert von circa 100 Euro sowie philippinisches Geld, das umgerechnet einen Wert von etwa 200 Euro hatte. Aus Angst um sein Leben und das seiner Stieftochter gab der Nettelnburger den Tätern auch 1000 Euro, seine Kredit- und EC-Karten, iPads sowie diverse Schlüssel. Darunter auch den Fahrzeugschlüssel zu seinem Jaguar.

Damit wollte das Räuberduo auch flüchten. Doch laut der Ermittler scheiterten die Täter am Garagentor, das sie nicht öffnen konnten. Das Auto ließen die Kriminellen zurück und entkamen zunächst unerkannt.

Die Opfer des Überfalls baten anschließend Nachbarn um Hilfe, die die Polizei und Rettungskräfte alarmierten. Der Senior kam in ein Krankenhaus, wo er stationär behandelt wurde. Seine Stieftochter wurde nicht verletzt, erlitt aber wie der 78-Jährige auch einen schweren Schock. Beide wurden noch in der Nacht von einem Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes betreut.

Prozess beginnt am Montag vor dem Landgericht

Eine Fahndung nach den Tätern blieb in der Tatnacht ohne Erfolg. Auch in den kommenden Monaten gab es für die Ermittler keine heiße Spur. Im Januar dieses Jahres setzte dann eine Privatperson eine Belohnung von 2000 Euro für Hinweise aus, die zur Identität der Täter führen.

Nach nur wenigen Wochen wurden der nun angeklagte 23-Jährige und ein 26-Jähriger festgenommen. Ermittler durchsuchten Anfang Februar die Wohnungen der Männer in Wilhelmsburg. Weil dabei offenbar nichts Belastendes gefunden wurde, kamen beide wieder auf freien Fuß.

Doch weitere Ermittlungen erhärteten den Verdacht gegen den 23-Jährigen. Mitte März erließ ein Richter Haftbefehl gegen ihn. Seitdem sitzt der junge Mann in U-Haft. Am kommenden Montag beginnt nun der Prozess gegen den Verdächtigen vor dem Landgericht in Hamburg.