Hamburg. Hauptangeklagter ist ein 52-Jähriger, der seine Lebensgefährtin aus Hamburg verschleppt, geschlagen und gefesselt haben soll.
Andreas H. spricht an diesem Mittwochvormittag kein Wort, außer mit seinem Verteidiger. Er schreibt und wälzt immer wieder seine Unterlagen durch – aber er spricht nicht. Und das, obwohl er an diesem Tag eigentlich eine Aussage machen wollte. Andreas H. ist Hauptangeklagter in einem Prozess, im dem er sich wegen zweifacher Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung seiner langjährigen Lebensgefährtin verantworten muss. Unterstützung soll er bei der zweiten Entführung von seinem 26 Jahre alten Sohn und dessen 25-jährigem Freund erhalten haben. Am Mittwoch steht vor allem die Aussage des 25-Jährigen im Mittelpunkt des Prozesses. Er räumt eine Beteiligung an der Entführung ein.
Prozess Hamburg: Geiselnahme – Ex lockt Frau in Auto
Der Sohn von Andreas H. hätte ihn im April 2020 um Hilfe gebeten. Worum es gegangen sei, habe er ihm aber nicht gesagt. Die drei Angeklagten seien daraufhin mit dem Auto nach Hamburg gefahren. In einer Tiefgarage hätten sie die Lebensgefährtin von Andreas H. und ihren Sohn getroffen, so der 25-Jährige. Es kam zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung, bei der er selbst und der Sohn von Andreas H. den Sohn der ehemaligen Lebensgefährtin niederschlugen. Danach seien sie, die drei Angeklagten und die Frau, losgefahren. Nach einer Weile hätten er und der Sohn von Andreas H. das Auto verlassen. „Was dann noch passiert ist, habe ich erst im Nachhinein mitbekommen“, sagt der 25-Jährige.
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Für die Beteiligung an der Entführung soll er eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro erhalten haben. Hierbei handele es sich laut dem Angeklagten jedoch um die Rückzahlung von Geld, welches ihm der Sohn des Hauptangeklagten ohnehin schon längere Zeit schuldig gewesen sei.
Mann lockt Ex in Auto und hält sie sechs Tage lang im Wald gefangen
Der zweiten Entführung soll bereits eine erste Entführung vorausgegangen sein. Der 52 Jahre alte Hauptangeklagte soll seine langjährige Lebensgefährtin am 13. April 2020 in Eidelstedt in sein Auto gelockt haben und mit ihr in ein Waldstück bei Bad Bentheim (Niedersachsen) gefahren sein, wie der Staatsanwalt erklärte. Dort soll er dann die Frau geschlagen und gefesselt haben.
Wenige Tage zuvor hatte die damals 39 Jahre alte Frau den Angaben zufolge erklärt, dass sie sich nach 23-jähriger Beziehung von ihm trennen wolle. Der Grund war laut Anklage eine Festnahme und ein mehrwöchiger Aufenthalt des Mannes in Untersuchungshaft. Während der ersten Entführung soll er gedroht haben, sie zu töten, wenn sie nicht die Trennung zurücknehme und mit ihm nach Mexiko flüchte. Die Frau fügte sich zunächst, erstattete dann aber Strafanzeige.
Wiederum einige Tage später ereignete sich die zweite Entführung mit Unterstützung des Sohnes von Andreas H. und dessen Freundes. Ziel soll es gewesen sein, die langjährige Lebensgefährtin zur Rücknahme der Strafanzeige und zur Fortsetzung der Beziehung mit Andreas H. zu bewegen. Nach sechs Tagen befreite die Polizei die Frau in Nordhorn (Grafschaft Bentheim/ Niedersachsen) und nahm den Mann fest. Der Prozess geht weiter.