Hamburg. Der angeklagte Familienvater hat Arzneimittel im Wert von 134.000 Euro gelagert. Vor einigen Jahren hatte er schon mal damit gehandelt.

Mario M. ist Vater dreier Kinder, bei seinem Verkäufer-Job noch in der Probezeit und sitzt am Freitagmorgen mit verschränkten Armen und starrem Blick auf der Anklagebank vor dem Schöffengericht in Wandsbek. Dem 34-Jährigen droht eine Haftstrafe. Die Anklage: gewerbsmäßiges unerlaubtes Handeltreiben mit Doping- und verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.

Am 22. April 2022 wurden in einem von ihm genutzten Lagerraum an der Wandsbeker Zollstraße, in einer Wohnung an der Wilmersdorfer Straße sowie in der Wohnung seiner Ex-Lebensgefährtin am Dahrendorfweg Dopingmittel und verschreibungspflichtige Arzneimittel sichergestellt – mit einem Gesamtwert von mehr als 134.000 Euro.

Prozess Hamburg: Zollbeamter fand Karton mit Viagra

Aus diesem Vorrat soll er am Mittag des 22. April im Bereich Balthasarweg/Lahrmannstraße Potenzpillen an einen Abnehmer verkauft haben, die Tüte mit den Pillen wurde von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK) noch vor Ort sichergestellt. Das Verfahren gegen den Abnehmer wurde aufgrund mangelnder Beweislage eingestellt.

Beim 34-jährigen Mario M. hingegen fand ein Zollbeamter in der angemieteten Lagerbox eindeutige Beweise: „Mit einem Bolzenschneider haben wir die zwei Schlösser geknackt und sind auf elf Kartons mit Dopingmitteln und einen Karton mit Potenzmitteln gestoßen“, berichtet der Zeuge. Die Räumlichkeiten der Halle müsse man sich vorstellen wie ein großes Parkhaus mit verschiedenen Etagen. „In diesem stehen dann Schränke, die an die Spinde eines Schwimmbads erinnern.“

Potenz- und Dopingmittel im Kühlschrank gefunden

Auch in der Wohnung des Beschuldigten wurden eindeutige Beweismittel festgestellt. Die Ermittlerin habe eine „ordent­liche und aufgeräumte“ Einzimmerwohnung vorgefunden, schildert sie im Zeugenstand. Beim genauen Suchen hat sie ein altes Nokia-Handy in der Sofaritze gefunden, 200 Euro in einem Play-Station-Spiel, 150 Euro in einem Sneaker. Ungewöhnlich viele Schuhe, teils teurer Marken, fanden sich auch im Bettkasten des Beschuldigten sowie eine Uhr der Marke Breitling.

Im Kühlschrank stellten die Beamten dann noch etwa zehn Packungen Potenz- und Dopingmittel sicher. Weitere Mittel lagerten in einer Grillhähnchentüte im Keller. Für einen Mann, dessen Miete bis vor Kurzem noch das Arbeitsamt zahlte und der nach eigener Aussage täglich seine Eltern besucht, um den Kühlschrank zu plündern, seien die gefundenen Gegenstände „unverhältnismäßig“, so die Vorsitzende Richterin.

Verteidiger plädierte für Strafminderung

Aufgrund seines umfangreichen Geständnisses plädiert Verteidiger Arne Weller für eine Strafminderung seines Mandanten, da man den Beamten damit viel Arbeit erspart hätte. Doch die Richterin bleibt bestimmt: 2014 sei Mario M. schon einmal wegen Medikamentenhandels gefasst worden, die vorgesehene Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten wurde letztlich erlassen. „Das muss sich auf die Strafzumessung auszahlen.“

Und auch wenn sie davon ausgehe, dass Mario M. die illegalen Geschäfte nicht allein betrieben hat, sagt Zimmerling, sei die hohe Masse der Produkte entscheidend. „Es hat einen Sinn, warum die Medikamente verschreibungspflichtig sind.“ Der unerlaubte Handel sei gesundheitsgefährdend und müsse bestraft werden.

Prozess Hamburg: Gefängnis für Mario M.

Für die Richterin sieht es so aus, als habe Mario M. „möglichst viel Geld machen“ wollen, ohne sich dabei anstrengen zu müssen. Und das nur, um sich selbst ein „Luxusleben“ zu ermöglichen. Das Urteil: eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten.