Hamburg. Sogenannte Mobility Hubs könnten Autos vollautomatisch von der Erdoberfläche verschwinden lassen. Wie das funktionieren soll.

Sie sind das Herz des Zukunftsstadtteils Oberbillwerder: Mobility Hubs jene Parkhäuser, die sämtliche Autos von den Straßen saugen sollen und dabei gleichzeitig zu Quartierszentren mit Cafés, kleinen Läden oder Werkstätten im Erdgeschoss werden. Insgesamt elf sind in Oberbillwerder geplant, mit Kapazitäten von im Schnitt 300 Stellplätzen, die umgebaut werden können, wenn die erhoffte Verkehrswende hin zu Fahrrad, Mietauto und ÖPNV einsetzt.

Was bisher Theorie ist, soll nun Wirklichkeit werden: Die IBA Hamburg, städtischer Quartiersentwickler Oberbillwerders, startet im September das Wettbewerbsverfahren für die ersten beiden Mobility Hubs. „Wir wollen sehen, wie sie sich ins Stadtbild einfügen, was für Wohnen oder andere Nutzungen umgebaut werden kann, wenn die Zahl privater Pkw zurückgeht, und vor allem, wie die autofreien Erdgeschosse zu lebendigen Quartierszentren werden können“, gibt Sabine de Buhr die Richtung vor. Sie sei selbst gespannt, welche Ideen die Architekturbüros für die Weltpremiere dieser Form der Mobility Hubs entwickeln, ließ die städtebauliche Leiterin der IBA im jüngsten Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung durchblicken.

Oberbillwerder: Mobility Hub 6 bietet automatisiertes Parken

Konkret geht es einerseits um den Mobility Hub Nummer 7 an der künftigen Einkaufsstraße in Oberbillwerder. Andererseits um die gut 300 Meter Luftlinie entfernte Nummer 6 in einem Wohnquartier an der inneren Ringstraße des Stadtteils. Die Besonderheit dort: Es soll automatisiert geparkt werden, also das Auto in einem von mehreren Aufzügen abgestellt und dann mithilfe künstlicher Intelligenz oben wie in einem Hochregallager irgendwo eingestellt werden.

Beide Mobility Hubs sollen ab 2026 im Zuge der ersten Bauphase Oberbillwerders gebaut werden, sind also Teil seines zentralen Bahnquartiers. Dort wird die Nummer 7 an der Einkaufsstraße Besuchern als Parkhaus dienen, ebenso für die nebenan dann auch schon entstehende Hochschule und natürlich das zentrale Schwimmbad. „Im Erdgeschoss dieses Mobility Hubs stellen wir uns hier zentrumsnahen Einzelhandel, Gastronomie und Gewerbe vor“, sagt Sabine de Buhr.

Oberbillwerder: Entwürfe für Mobility Hubs müssen bis Weihnachten vorliegen

Etwas anders ist es am Mobility Hub Nummer 6, der abgesehen von der futuristischen Einparktechnik oben ein so attraktives Erdgeschoss haben muss, dass der davor geplante Quartiersplatz belebt wird. Also gelten hier Treffpunkte wie ein Café, eine Begegnungsstätte etwa für Senioren und Familien oder auch ein Fahrradladen als erste Wahl.

Beide Projekte werden Prototypen für sämtliche Mobility Hubs im Zukunftsstadtteil sein. „Das gilt für die funktionale Seite und vielleicht auch ihre architektonische Ausgestaltung“, sagt Sabine de Buhr „Wir sind offen in der Frage, ob sich alle elf Hubs als modulare Gestaltfamilie ähneln oder doch jeder ein individueller Stadtbaustein sein soll.“

Die Entwürfe müssen bis Weihnachten bei der IBA eingehen. Die Entscheidung der Jury, zu der auch Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski gehören, ist für Mitte Januar angesetzt. Eine öffentliche Ausstellung der Entwürfe wird es vom 27. Januar bis 10. Februar voraussichtlich in Neuallermöhe geben. Der genaue Ort dafür steht noch nicht fest.

Mobility Hubs: Kostet ein Tag Parken 20 Euro?

Ob das Konzept der Mobility Hubs funktioniert, hängt neben dem Bau selbst vor allem in den ersten Jahren auch vom Durchhaltevermögen des Betreibers ab. „Wir setzen darauf, alle Mobility Hubs in eine Hand zu geben, um den verlässlichen Betrieb zu garantieren. Höchstwahrscheinlich bleiben sie bei der Stadt“, sagt Sabine de Buhr. Schließlich seien sie Kern des Mobilitätskonzepts und außer für Gäste auch für die Oberbillwerderaner von entscheidender Bedeutung.

Wie viel das Parken hier kosten wird, konnte sie im Stadtentwicklungsausschuss nicht beantworten. Bei einem Besuch im dänischen Aarhus, wo es einen Mobility Hub unter dem Kulturzentrum gibt, hat sie diese Zahlen mitgebracht: 1,60 Euro je Stunde und 20 Euro am Tag.