Hamburg. Autos haben in Hamburg keine Zukunft, so ein Politiker. Deswegen wird es keinen Ersatz für Pendler geben. 100 Parkplätze fallen weg.

Die Tage des letzten kostenfreien Großparkplatzes an der S-Bahn im Bezirk Bergedorf sind gezählt: Wohl schon 2023 wird die Bahn auf der beliebten Fläche an der Station Allermöhe ein Gleichrichterwerk bauen. Die Hälfte der gut 100 Stellplätze fällt dafür weg, vielleicht wird auch der ganze Platz gesperrt. Sicher ist: Ein Ersatz ist nicht vorgesehen.

Das wurde am Donnerstag in der Bezirksversammlung deutlich, als die CDU mit dem Antrag scheiterte, rechtzeitig einen mindestens ebenso großen Parkplatz im direkten Umfeld der Station zu bauen. Bergedorfs Koalition aus SPD, Grünen und FDP lehnte den Vorstoß ab, zusammen mit den Linken.

Linke: Autos haben in der Stadt keine Zukunft

„Auch wenn es vielen Autofahrern nicht gefällt: Pkw haben in der Stadt keine Zukunft“, sagte Lutz Jobs von den Linken. „Wegfallende Parkplätze in gleicher Anzahl zu ersetzen, ist eine Idee aus dem vergangenen Jahrhundert.“ Und FDP-Fraktionschefin Sonja Jacobsen assistierte: „Natürlich gibt es am Bahnhof Allermöhe einen Bedarf an Stellplätzen. Aber der muss in die Planungen des Stadtteils Oberbillwerder einfließen – auf der anderen Seite der Station.“

Dass das frühestens 2026 realisiert werden kann, wenn dort der Hochbau beginnt, macht den CDU-Verkehrsexperten Jörg Froh sauer: „Der heutige Parkplatz am Walter-Rudolphi-Weg ist Werktags zu 100 Prozent mit Pendler-Autos ausgelastet. Wo sollen die hin, wenn es über die Jahre keine Alternative gibt?“

Ob in Oberbillwerders geplanten Parkhäusern, den sogenannten Mobility-Hubs, überhaupt Platz für Pendler geschaffen wird, ist zumindest fraglich. Die für den Stadtteil zuständigen Planer der städtischen IBA hatten bereits im Dezember in der Bürgerschaft angedeutet, dass der Stellplatzschlüssel im Zukunftsstadtteil von bisher 0,6 je Wohnung auf 0,35 reduziert werden solle.

Damit wäre dort nur noch für jede dritte Wohnung ein Parkplatz vorgesehen, rechnerisch also insgesamt 2275 für einen Stadtteil mit mehr als 15.000 Bewohnern und bis zu 5000 Arbeitsplätzen. Denn auch die Stellplätze für Besucher sind in diesen Schlüsseln gewöhnlich enthalten. Ob das so sein wird, konnte die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion nicht bestätigen. Die CDU hatte dazu bereits vor drei Wochen ein Auskunftsersuchen an den Senat gerichtet – bisher ebenfalls ohne Antwort.

„Es mag ja sein, dass die IBA davon träumt. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass die Vorstellungen der Projektentwickler jäh an den politischen Mehrheiten im Bezirk Bergedorf scheitern“, gab sich Sonja Jacobsen in der Bezirksversammlung kämpferisch. Schließlich habe der Senat zwar den Masterplan für Oberbillwerder erstellt, das Bebauungsplanverfahren und damit das Umsetzen des Stellplatzschlüssels von 0,6 aber in Bergedorf belassen.

„Ich bin gespannt, wie das ausgeht“, fürchtet Lars Dietrich (CDU) eine erneute Bevormundung durch Hamburgs Behörden. „Dabei sollte es doch eigentlich nur darum gehen, das kostenfreie Parken am Bahnhof Allermöhe zu erhalten.“