Hamburg. Bezirksamtsleiterin lud zur Kinder-Sprechstunde ein – 14 Kinder kamen und brachten Wünsche und Ideen mit. Was ihnen wichtig ist.

Sie zog ihren Fragezettel heraus und stellte ihren lila Ranzen mit den Pferdebildern unterm Tisch ab: Die neunjährige Lotte aus der Grundschule Mendelstraße war perfekt vorbereitet für die erste Kinder-Sprechstunde im Spiegelsaal des Bergedorfer Rathauses. „Ein neues Freibad wäre toll, mit Sprungtürmen und Startblöcken“, richtete sie ihren größten Wunsch an Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann, die Gummibärchen und Schokoriegel für die Sechs- bis 14-Jährigen auf die Tische gestellt hatte. „Für einen Sprungturm braucht man ein besonders tiefes Becken. Da muss man überlegen, ob man für das gleiche Geld lieber zwei Bahnen mehr hat“, antwortete sie.

Breitere Schulwege wünschen sich die Kinder ebenso wie mehr Mülleimer, einen Wasserpark, gepflegte Fleete und weniger Rassismus. „Aber die Natur mit den Parks ist hier sehr schön. Toll, dass es nicht nur hohe Gebäude gibt“, lobt die zwölfjährige Milica, die vor zwei Jahren aus Serbien kam und die sechste Klasse der Gretel-Bergmann-Schule besucht.

Lob und Kritik von 14 Kindern im Rathaus Bergedorf

Insgesamt 14 Kinder hatten sich angemeldet zur Premiere im Rathaus – und Schmidt-Hoffmann versprach ihnen: „Wenn ihr nicht mehr still sitzen könnt, gucken wir uns einfach mal mein Arbeitszimmer an.“ Dafür aber gab es zu viele Fragen, auch das Schulsprecher-Team der Clara-Grunwald-Schule hatte sich fleißig vorbereitet, denn „so kann man prima Demokratie lernen“, freut sich Lehrerin Birgit Glomb, die vorab in den Klassen nachfragte: „Es gibt eine hohe Zufriedenheit mit den Neuallermöher Spielplätzen und ein hohes Bedürfnis nach Naturerfahrung.“ Schließlich gibt es keine Kuh- oder Pferdeweiden in Neuallermöhe, keinen Ziegenhof, aber „die Kinder würden so gern Tiere streicheln und auf einem Bauernhof betreuen“.

Außerdem fänden die Kinder ein Musikhaus im Stadtteil toll, in dem man alle möglichen Instrumente ausprobieren kann – nicht nur eines wie beim Jeki-Angebot (jedem Kind ein Instrument) in der Schule.

Der Verkehr macht vielen Schülern zu schaffen

Ein Punkt erstaunte: Der Verkehr macht vielen Kindern zu schaffen. „Sie haben Angst, übersehen zu werden und wünschen sich mehr Zebrastreifen. Zudem sind sie unsicher, wenn sie nach Bergedorf kommen und dort einen Kreisverkehr sehen. Da wissen sie einfach nicht, wie man über die Straße kommt“, sagt Birgit Glomb. So etwas kennen sie aus Neuallermöhe nicht.

Cornelia Schmidt-Hoffmann, die sich von all den Fragen hat überraschen lassen, freute sich über viele Ideen und Anregungen. Sie hat sich vorgenommen, viermal jährlich mit Bergedorfs Kindern und Jugend­lichen ins Gespräch zu kommen – und ihre Anliegen an die politischen Ausschüsse weiterzuleiten.

Noch weitere drei Termine in diesem Jahr

„Verwaltung und Politik zum Anfassen“ soll es bei einer weiteren Sprechstunde für Zwölf- bis 16-Jährige Ende Juni in einem Jugendclub geben. Diesmal soll es um Aufenthaltsqualität und Freizeit im Bergedorfer Zentrum gehen, also um Grünflächen, Sport, Wassernutzung und Jugendzentren.

Nach den Sommerferien ist ein Ortsbesuch in einer Schule in Lohbrügge oder Neuallermöhe geplant. Die Bezirksamtsleiterin will sich dann den Wünschen, Fragen oder Kritik von Neun- bis 17-Jährigen stellen. Die letzte Sprechstunde in diesem Jahr wird voraussichtlich im Oktober im Rathaus organisiert. 15- bis 18-Jährige sind eingeladen, ihre Ideen zum Thema Stadtentwicklung zu äußern.