Hamburg. Die beiden Pilgerinnen aus Bergedorf haben sich eine Auszeit gegönnt, denn sie sind fast am Ziel. Noch 300 Kilometer bis Rom.

Ein guter und praktischer Haarschnitt muss sein – auch wenn Frau mit lehmbeschmierten Wanderschuhen über Berge und durch Täler stapft. Also haben sich die beiden Bergedorfer Pilgerinnen Janka Weissenhorner (54) und Janka Davids (49) nach ihrer Ankunft in Padua erstmal um ihre Haare gekümmert.

„Ich bin dort zum Friseur gegangen und Janka hat ihren Pony selbst geschnitten“, erzählt Julia Weissenhorner. Nach 1500 Kilometern Wegstrecke darf zudem mal etwas Muße sein. Zwei Tage verbrachten die Bergedorferinnen in Padua. „Wir haben uns treiben lassen und einen Tag Sightseeing gemacht.“

Eine Pause während der Pilgerreise um die Haare zu pflegen

Vor allem die Basilica di Sant’Antonio – regional Basilica del Santo genannt – hinterließ bleibenden Eindruck. „Ein Wahnsinn, was dort alles ausgestellt wurde“, sagt Janka Davids. Unter anderem waren neben der Grabstätte des Heiligen St. Antonius auch ein Teil der Zunge, des Stimmapparates und des Unterkiefers des Heiligen St. Antonius zu sehen. „Sehr katholisch-reliquienhaft“, meint die 49-Jährige. Aber eben auch beeindruckend.

Mit lehmigem Boden, der an den Wanderstiefel kleben blieb, hatten die Pilgerinnen zu kämpfen.
Mit lehmigem Boden, der an den Wanderstiefel kleben blieb, hatten die Pilgerinnen zu kämpfen. © Privat | Privat

Von Padua ging es weiter durch die Po-Ebene bis nach Bologna – und die Vorfreude auf den Apennin stieg. Für den Gebirgszug, der den italienischen Stiefel einmal von Nordwest nach Südost durchzieht, dachten sich die Bergedorferinnen allerdings eine eigene Route aus und wichen damit etwas von ihrer Pilgerroute „Via Romea Germanica“ ab. Auf dem Antonius- und dem Franziskusweg überschritten sie quer den Apennin.

Auf lehmigen Böden fiel das Wandern ganz schön schwer

Nach ihrem Start im nördlichen Teil der Region Emilia Romagna hatten die Frauen allerdings zunächst mit einem unerwarteten Problem zu kämpfen: Lehmböden. „Da haben wir uns ganz schön abgemüht“, stellt Julia Weissenhorner fest. Dicke Lehmplacken klebten an den Wanderschuhen.

Weiter oben in den einsam gelegenen und wunderschönen Bergdörfern wurden die Frauen für viele Mühen entschädigt. Immer wieder trafen sie auf Menschen mit großer Gastfreundschaft. So auch in einem ehemaligen Konvent, in dem sie nicht nur günstig übernachten, sondern auch noch Brote für den Tag schmieren durften. „Sehr nett“, schwärmt Julia Weissenhorner.

Frauen wurde in den Bergdörfern freundlich aufgenommen

Oben in der Einsamkeit machten sie allerdings auch eine unschöne Begegnung. „Die Leute haben dort viele Hunde, meistens aber in ihren Gärten“, erzählt die 54-Jährige. Doch vier freilaufende Hunde setzten ihnen eines Tages schwer zu. Sie zeigten sich aggressiv, kamen den Frauen gefährlich nahe. Mit ihren Wanderstöcken hielten die beiden Bergedorferinnen die Tiere auf Abstand, doch das Erlebnis war beängstigend: „Wir waren etwas aufgelöst und froh, mit heiler Haut davongekommen zu sein.“

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In einem kleinen Bergdorf mit 40 Einwohnern gönnten sich die Frauen einen Tag Pause, ehe sie am höchsten Punkt, auf 1520 Metern Höhe, den Apennin überquerten – „mit einer wunderbaren Sicht“. Nun also haben die Frauen die Berge endgültig hinter sich gelassen und werden im Bereich Arezzo wieder an die ursprüngliche Pilgerroute anknüpfen. „Bis Rom sind es nun nur noch ungefähr 300 Kilometer. Wir sind somit so langsam auf der Zielgeraden“, sagt Janka Davids.

Unangenehme Begegnung mit wilden Hunden

Die beiden Frauen freuen sich nun nicht nur „wahnsinnig auf Rom“. Sondern auch darüber, wie erfolgreich ihre Spendensammlung ist. Denn sie wandern auch für den guten Zweck, sammeln Spenden für die Hilfsorganisation Patchwork – Frauen für Frauen gegen Gewalt. „Wir haben die 2000-Euro-Marke geknackt“, freut sich Janka Davids. Wer spenden möchte, kann sich informieren auf den Websites www.patchwork-hamburg.org oder www.jaundju.de.