Bergedorf/Würzburg. Julia Weissenhorner und Janka Davids wandern nach Rom. Jetzt sind sie in Bayern unterwegs. Was sie dort erleben.

Während das Wetter im Norden herbstlich anmutet, sind die beiden Bergedorferinnen Julia Weissenhorner (54, l.) und Janka Davids (49) froh, dass die Temperaturen im Süden Deutschlands wieder gesunken sind und die Sonne ab und an von einer Wolke bedeckt wird. „Das ist fürs Wandern mit Gepäck einfach viel angenehmer”, sagen die Pilgerinnen (Foto, in Würzburg).

Seit einer Woche wandern sie durch Bayern, sind am Donnerstagabend in Rothenburg ob der Tauber angekommen. Auf diesen Stopp auf ihrem rund 2000 Kilometer langen Weg von Stade nach Rom haben sie sich besonders gefreut. Die sonst bei ausländischen Touristen sehr beliebte mittelalterliche Stadt ist wohl wegen der Corona-Pandemie erstaunlich leer. „Die Gassen, die Torbögen und die Weinreben an den Häusern, das ist schon sehr schön”, schwärmen sie. Auch den Heilig-Blut-Altar in der Jakobskirche haben sie besichtigt. Viel mehr werden sie von Rothenburg nicht sehen. Am nächsten Morgen ging es gleich weiter nach Schillingsfürst.

An vielen Orten wären sie gern länger geblieben

„Wir haben momentan gar nicht das Bedürfnis, länger als eine Nacht an einem Ort zu sein“, sagt Janka Davids. Nicht, weil es so wenig zu entdecken gäbe. Im Gegenteil, die Liste der Orte im Harz, in Thüringen oder Bayern, die sie nach ihrer Rückkehr mit ihren Ehemännern noch einmal in Ruhe besuchen wollen, wird immer länger. Aber jetzt sind sie eben keine Touristinnen, sondern auf einer Pilgerreise.

+++ Blasen an den Füßen auf dem Weg nach Rom +++

+++ 200 Kilometer haben sie geschafft +++

+++ Jetzt purzeln die Kilos +++

„Wir gehen, um zu gehen, Schritt für Schritt, nicht unbedingt, um ans Ziel zu kommen, sondern um still und frei zu werden“, sagt Janka Davids. Und das gelingt immer mehr, das Pilgern hinterlässt seine Spuren. „Ich bin durch den Pilgerweg nicht gläubig geworden, aber ich kann jetzt noch nicht sagen, was das Unterwegssein noch mit mir machen wird“, sagt Julia Weissenhorner.

Der Aufenthalt in Privathäusern fiel ihnen zunächst schwer

Beide lernen gerade viel über sich selbst und andere. Dazu zählt, dass sie Geschenke annehmen dürfen, ohne Gegengeschenke zu machen. Anfangs fiel es ihnen schwer, in Privathäusern als Fremde bei Fremden unterzukommen und Essenseinladungen einfach so anzunehmen. „Die Erfahrung, die wir jetzt machen ist, dass unser Besuch für beide Seiten ein Gewinn ist. Viele freuen sich, dass wir frischen Wind in ihr Haus bringen, wollen wissen, was uns umtreibt und sind von unserer Reise inspiriert, über eigene Wünsche und Vorhaben nachzudenken“, sagt Julia Weissenhorner.

Gastgeber für Fremde sein, ihr Haus öffnen, das möchten sie nach ihrer Rückkehr auch gern und finden es schade, dass kein Pilgerweg durch Bergedorf verläuft. „Ich könnte mir vorstellen, Radwanderern ein Dach über dem Kopf zu geben“, sagt Julia Weissenhorner. In jedem Fall wird die Liste der Personen, die sie auf ihrer bisherigen Reise getroffen haben und denen sie eine Karte aus Rom schicken wollen, immer länger. Dass sie dort ankommen, daran haben sie keine Zweifel mehr. „Wir fühlen uns so fit wie nie zuvor und können es kaum erwarten, in den Alpen anzukommen“, sagt Julia Weissenhorner.