Hamburg/Harz. Julia Weissenhorner und Janka Davids sind bereits seit zehn Tage zu Fuß unterwegs. 1800 Kilometer sind es noch bis Rom.

Gut gelaunt und glücklich klingen die Bergedorferinnen Julia Weissenhorner (54) und Janka Davids (49), als wir sie am zehnten Tag ihrer Wanderung von Stade nach Rom am Telefon sprechen. Sie haben gerade die Landesgrenze von Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt passiert, sind sechs Kilometer vor Wasserleben, der Brocken ist in Sichtweite.

„Nach Tagen in der norddeutschen Tiefebene ist die hügelige Landschaft eine Wohltat für uns Alpenliebhaber“, sagt Julia Weissenhorner. Und auch sonst läuft es in der zweiten Woche ihrer rund drei Monate dauernden Pilgerreise viel besser als in der ersten: „Wir haben uns eingelaufen, der Muskelkater ist verschwunden, die Blasen sind fast geheilt“, sagt Janka Davids.

Weiten der Lederwanderstiefel brachte Erleichterung

Neben Cremes und Pflaster war das Weiten der Lederwanderstiefel bei einem Schuhhändler im niedersächsischen Bergen ihre Rettung. Und die kühleren Temperaturen sind weniger schweißtreibend.

Auf das nächste Etappenziel Wernigerode freuen sie sich besonders, dort wollen sie das Schloss besichtigen. Übernachten werden sie neben einem Hotel, deren Besitzer allen Pilgern erlaubt, ihr Zelt im Garten aufzustellen.

Immer am Ende des Tages einen Platz zum Schlafen gefunden

„Tatsächlich schlafen wir derzeit viel lieber im Zelt und an der frischen Luft als in richtigen Betten“, sagt Julia Weissenhorner. Sie fühlten sich dabei richtig frei. Anders als befürchtet, haben sie bislang immer am Ende des Tages einen Platz zum Schlafen gefunden.

„Es ist unglaublich, auf wie viele offene Türen wir stoßen, wie viele Menschen uns helfen“, sagt Julia Weissenhorner dankbar. Die Beiden erleben dabei auch Kurioses: In Hornburg beispielsweise ist es Pilgern erlaubt, im Stadtbad zu nächtigen. „Das haben wir natürlich schamlos ausgenutzt und sind nachts noch eine Runde geschwommen“, erzählt Julia Weissenhorner.

Pilgertour keineswegs entbehrungsreich

Auch anders als gedacht, ist ihre Erlebnistour keineswegs entbehrungsreich. „Uns fehlt es an nichts“, sagt Janka Davids. Im Gegenteil, alles füge sich, so als ob jemand die Hand bei über sie halte.

200 Kilometer von insgesamt 2000 sind bereits geschafft. Ab Mitte der Woche werden die täglichen Distanzen auch länger – dann gehen die Frauen 30 Kilometer am Tag.

Der Alltag rückt mit jedem Kilometer weiter weg

Und mit jedem Kilometer wird der Abstand zu ihrem Alltag in Bergedorf größer: „Ich habe momentan gar nicht groß das Bedürfnis, viel mit Daheimgebliebenen zu kommunizieren“, sagt Weggefährtin Janka Davids.

Stattdessen habe sie begonnen, ins Zwiegespräch mit sich zu gehen. Ein gutes Gefühl sei das. „Die Muße ist dazugekommen.“