Hamburg. Handelskammer legt spektakuläre Planungen für den Osten der Stadt vor. Doch die SPD lehnt die Pläne ab. „Rückfall in 70er-Jahre“.
Auf knapp 120 Seiten hat die Handelskammer Hamburg zusammengetragen, wie sie sich in den kommenden 25 Jahren die Bebauung des Hamburger Ostens vorstellt. „Dort gibt es noch Platz für neue Siedlungen und Gewerbeflächen“, sagte Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz bei der Vorstellung einer eigenen Studie, die die Kammer als Strategiepapier bezeichnet.
Wer sich die Karten und Foto-Simulationen ansieht, bekommt schnell den Eindruck, dass die Kammer in Sachen Stadtentwicklung nicht kleckern, sondern klotzen will: Neue „Wohndörfer“ an der S-Bahn schlägt sie vor. Außerdem einen völligen Umbau der von lauschigen Kleingärten geprägten Billerhuder Insel in Hamm und natürlich reichlich viele, neue und zusätzliche Gewerbegebiete. Fast 400 Hektar heute überwiegend als Grün- oder Gartenland genutzte Flächen würden damit zu Bauland. Ein Gebiet, das zusammen mehr als doppelt so groß wie die HafenCity wäre. Hamburg habe da einen großen Nachholbedarf, sagte Schmidt-Trenz. Angesichts der wachsenden Stadt seien in jüngster Zeit immer mehr Gewerbeflächen zugunsten des Wohnungsbaus verloren gegangen. „Eine wachsende Stadt braucht aber auch eine wachsende Zahl von Jobs“, argumentiert der Kammerchef. Und es fehlten Grundstücke, auf denen junge Familien ein Häuschen im Grünen bauen könnten. Platz für beides biete der Hamburger Osten, zentrumsnah und durch S-Bahn und Autobahn bestens erschlossen.
Die Umsetzungschancen dieser Vorschläge dürften derzeit aber noch recht gering sein. Denn von der regierenden SPD kam prompt heftiger Widerspruch. Das, was die Handelskammer da vorschlage, sei „Stadtplanung der 70er-Jahre“, sagte bereits wenige Stunden nach der öffentlichen Vorstellung des Kammerpapiers der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dirk Kienscherf. „Brachial“ sei der Vorschlag und viel zu gewaltig.
Vor allem die Pläne für die Billerhuder Insel und die angrenzende Horner Marsch lehnt der SPD-Politiker strikt ab. Die Kleingärten sollen nach Vorstellung der Kammer nach Mümmelmansberg verlagert werden. Stattdessen könnten dort nahe der Innenstadt gut 7300 neue Wohnungen und zusätzliche Gewerbeflächen entstehen. „Das kann sich die SPD überhaupt nicht vorstellen“, sagte Kienscherf. Auch die geplanten „Wohndörfer“ entlang der S-Bahn sieht der Sozialdemokrat eher kritisch. Hier handele es sich um „naturräumlich sensible“ Gebiete. Zudem fehle ihm die Mitwirkung der Bürger. Die SPD wollen den Osten indes behutsam entwickeln, gemeinsam mit den Menschen“, sagte Kienscherf. „Das geht nicht so einfach per Federstrich.“
Tatsächlich hat schon der SPD-Senat 2014 eine eigene Stadtentwicklungsstrategie für den Hamburger Osten vorgestellt. Neue Gewerbe- und Wohnflächen sieht auch dieser Plan vor, allerdings nicht aus dem Boden gestampft. „Wir knüpfen an vorhandene Strukturen an“, sagt Kienscherf. Doch der Handelskammer reicht das nicht. Allein auf Nachverdichtung zu setzen sei zu wenig, sagte Hauptgeschäftsführer Schmidt-Trenz.