Hamburg.

Als wachsende Metropole braucht Hamburg nach Ansicht der Handelskammer dringend neue Siedlungs- und Gewerbeflächen. Am Donnerstag legte Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz ein knapp 120 Seiten starkes Strategiepapier mit spektakulären Planungen vor: Danach soll der Hamburger Osten zum Schwerpunkt der künftigen Stadtentwicklung werden.

Schmidt-Trenz sagte, entlang einer neuen „Bille-Achse“ zwischen City und Bergedorf könnten 13.000 neue Jobs und Wohnungen für rund 20.000 Menschen entstehen. Eine der Kernforderungen der Kammer ist die Ausweisung von neuen „Wohndörfern“ entlang der S-Bahn-Linie. An den vorhandenen Stationen Allermöhe und Mittlerer Landweg sollten bisher landwirtschaftlich genutzte Areale mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern bebaut werden – ein Marktsegment, das vor allem für junge Familien interessant sei. Sie haben es derzeit besonders schwer, geeignete Wohnungen und Häuser in der Hansestadt zu finden. „Wir erleben daher gerade wieder eine Abwanderung von Familien ins Umland wie in den 70er-Jahren“, sagte Schmidt-Trenz.

Nach Ansicht der Handelskammer können die neuen Dörfer diesen Trend abmildern. Sie sollen ein „gartenbezogenes Wohnen“ ermöglichen und sich in ihrer Struktur an den bestehenden Dörfern des Gebiets orientieren. Laut Strategiepapier können so fast 4000 Wohneinheiten für mehr als 6000 Menschen gebaut werden.

Zudem schlägt die Handelskammer die Ausweisung von neuen Indus­trie- und Gewerbeflächen entlang der „Bille-Achse“ vor: Vor allem in Moorfleet auf beiden Seiten der Autobahn 1 gebe es Platz auf bisher als Äcker und Wiesen genutzten Flächen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Handelskammerpapiers betrifft die Billerhuder Insel, die heute vor allem von Kleingärten belegt ist. Dort könnten aus Sicht der Kammer rund 7300 Wohnungen für etwa 13.200 Menschen gebaut werden. Ebenso sollten auf der Insel neue Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Die vorhandenen Kleingärten, so die Kammer, könnten „sozial verträglich“ auf landwirtschaftliche Flächen östlich von Mümmelmannsberg verlagert werden. „Es ist im vitalen Interesse Hamburgs, dass Familien und Unternehmen in unserer Stadt bleiben und sich neu ansiedeln können“, sagte Schmidt-Trenz.

Die „Bille-Achse“ sieht die Handelskammer als eine Art Antwort auf eine ähnliche Strategie des Senats, der ebenfalls den Hamburger Osten zu einem neuen Schwerpunkt der Stadtentwicklung erklärt hat. Allerdings greift das Senats-Konzept aus Sicht der Kammer zu kurz. Es würden dabei fast ausschließlich bereits vorhandene Siedlungs- und Gewerbeflächen betrachtet. Schmidt-Trenz: „Wir brauchen aber auch neue Flächen.“

Seite 10 Was die SPD zu den Plänen sagt