Hamburg. Als der große Kran die tonnenschwere Haube vorsichtig absetzte, zeigte sich das ganze Ausmaß der Schäden: „Schlimmer als erwartet.“
Der weithin sichtbare gelbe 400-Tonnen-Kran der Firma Bruns am Altengammer Elbdeich 4 lockte einige Schaulustige am frühen Dienstagmorgen, 4. April, an, um sich das spannende Abheben der Mühlenhaube der Altengammer Mühle anzuschauen. Eigentümer Martin Villinger (66) legte überall mit Hand an und hatte in Andreas Schmiel und Adel Alkhafal der Mühlenbaufirma Pätzmann kompetente Unterstützung.
Mit dem Funkgerät gab Schmiel dem Kranfahrer Anweisungen. Die Befestigungen an der 5,7 Tonnen schweren Haube saßen stabil und so konnte die Haube Zentimeter für Zentimeter angehoben werden und schwebte sanft Richtung Erdboden. Dort mussten die Männer jedoch kurzerhand umplanen, da der ausgesuchte Standort mit den vorbereiteten Stahlböcken vom Ausleger des Krans nicht erreichbar war. Schnell war alles umgestellt, die Mühlenhaube abgestellt. Und der Deckel für die Mühle schwebte nach oben, um diese vor dem Wetter zu schützen und abzudecken.
Altengamme: Café und Wohnung in der alten Mühle
Martin Villinger betrachtete die Haube mit der Aufschrift „Beke & Peter Timmann 1876“. Seit 2011 revitalisiert er die unter Denkmalschutz stehende Mühle. Der Mühlenturm und die Kappe oder Haube werden als letztes restauriert, größtenteils von ihm persönlich. Mehrere Wohnungen und ein Atelier sowie ein Mühlencafé haben er und seine Helfer bereits an diesem idyllischen Standort geschaffen.
„Diese Arbeiten werden der krönende Abschluss der Restaurierung und Revitalisierung. Die etwa 15 Zentimeter dicke Schicht des alten Reets wird komplett abgetragen und erneuert. Das Reet erhalte ich aus China“, berichtet der Eigner. Beim Decken des Daches erhält er Unterstützung durch den Reetdachdecker Bartels, die Fugbalken werden von Torsten Kloth geschnitten. Das Dach wird komplett mit Reet gedeckt, Steert, der Balken zum Ausrichten der Flügel, mit Stehfalzblech geschlossen. „Das soll die nächsten 100 Jahre halten. Die Stirnseite mit der alten Inschrift auf Zinkbasis wird auch erneuert“, so Villinger, der die Holzarbeiten selber machen wird. Etwa ein halbes bis zu einem Jahr wird er vermutlich mit den Arbeiten zu tun haben, vermutet er.
Erheblich mehr Schäden als gedacht
Bereits bei den ersten Handgriffen direkt nach dem Abhub der Haube stellte der 66-Jährige fest: „Es sind doch erheblich mehr Schäden als gedacht, bei jedem neuen Stück erlebt man Überraschungen.“ Der Kranhub kostet den engagierten Mühleneigner etwa 4500 Euro, auch einer der Gründe, warum er mit diesen Arbeiten bis zum Schluss gewartet hat.
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Da der Kran keine Rückfahrgenehmigung mehr erhalten hat, steht dieser nun überraschend noch einen Tag länger am Elbdeich. Den vorerst letzten Arbeiten an der Mühlenkappe folgt zeitgleich die Fertigstellung der Wohnung im Mühlenturm: „Das wird eine Wohnung über drei Etagen mit etwa 160 Quadratmetern“, so der Bauherr.
Nun freuen sich Martin Villinger und seine Familie erst einmal auf das Osterfest: „Am Ostersonntag haben wir unser Navinas Mühlencafé mit selbst gebackenen Tortenspezialitäten ab 13 Uhr geöffnet, unsere Gäste sollten warme Kleidung mitbringen, da wir innen nur wenige Plätze haben.“