Hamburg. So ein altes Haus zu versetzen, ist kein leichtes Unterfangen. Teil-Translozierung soll das möglich machen. Wie das funktioniert.
An der alten Kate am Altengammer Hauptdeich 130 wird in diesem Jahr nicht gearbeitet. Sie könne frühestens 2024 verschoben werden, berichtet Clais von Mirbach, Fachbereichsleiter Sturmflutschutz im für Deichsicherheit zuständigen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Grund für die Verzögerung seien besonders aufwendige Genehmigungsverfahren.
Die alte Kate steht im Deichgrund und gefährdet die Deichsicherheit, wurde deshalb von der Stadt gekauft und muss weichen. Bergedorfs Politik will einen Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes unbedingt vermeiden. Die Planung zur Verschiebung der Kate hat bereits im Herbst 2021 begonnen.
Projekt für den Deichschutz in Altengamme umfangreicher als gedacht
Die Genehmigungsverfahren seien umfangreicher, als von Mirbach, der Mann für die Planung der Hochwasserschutzmaßnahmen in Hamburg, anfangs geglaubt hatte: Neben wasser- und denkmalschutzrechtlichen Genehmigungen müsse auch eine baurechtliche Zustimmung eingeholt werden. Von Mirbach: „Ein Verschieben des Hauses wird vom Gesetzgeber einem Neubau gleichgesetzt, denn das Haus soll ja an anderer Stelle stehen.“ Deshalb ziehe sich die Planung der Arbeiten so lange hin.
Wie lange das Versetzen des Hauses dauert, hängt vom exakten Zustand des Gebäudes ab. Und den können die Experten erst nach Beginn der Arbeiten beurteilen, „wenn das Haus auseinandergebaut wird“. Denn inzwischen ist klar, dass die alte Kate nicht in einem Stück transloziert, also auf Stahlschienen gesetzt und im Schneckentempo um wenige Meter verschoben, wird. „Das aus Haupthaus und Stall bestehende Gebäude ist dafür nicht kompakt genug, hat eine ungünstige Form“, sagt von Mirbach.
- Immobilien: Historische Kate soll um 30 Meter verschoben werden
- Flutmauer zur Rettung der historischen Kate?
- Deichsicherheit: Fachwerkhaus in Hamburg muss umziehen Deshalb solle eine Teil-Translozierung angewendet werden: Möglichst große Wandabschnitte sollen nacheinander in einem Stück versetzt werden, während andere Elemente ab- und aufgebaut werden müssten. „Die Idee ist aber, möglichst wenig kleinteilig zu arbeiten, weil das besser für das Haus ist.“ Diese Variante sei laut von Mirbach zeitaufwendiger als die Translozierung en bloc, also Verschiebung des Gebäudes in einem Stück.
Umzug 25 bis 30 Meter ins Landesinnere
Durch das Verschieben des Gebäudes gingen im besten Falle weniger Bauteile verloren: Bei einem Abbau würde etwa Mörtel verloren gehen. Dadurch würde ein Stück von der Struktur des Hauses zerstört. Die alte Kate soll um 25 bis 30 Meter ins Landesinnere verschoben werden. Die Kosten seien schwer abzuschätzen, könnten sich im siebenstelligen Bereich bewegen. Das Haus nahe der alten Altengammer Mühle ist vermutlich 370 Jahre alt, diente als Fährhaus und nach dem Bau der Mühle als Müllerhaus.
Der Idee, die Kate nicht anzutasten und davor wasserseitig eine Flutschutzmauer zu errichten, kann der Experte nichts abgewinnen: „Diese Flutschutzwand würde den Deich komplett ersetzen. Sie müsste einen Meter höher als der heutige Deich sein und würde sich vermutlich nicht besser ins Gelände einfügen als ein versetztes Haus mit dem Deich davor.“