Altengamme. Altengamme. Die ehemalige Altengamme Mühle ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Auf früheren Mehlböden sind Wohnungen entstanden.

Aufmerksame Beobachter werden es längst bemerkt haben: Die Altengammer Mühle ist aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Das 1937 errichtete Lagerhaus des Gebäude-Ensembles präsentiert sich mit einer schönen neuen Klinkerfassade und anthrazitfarbenen Fenstern in einem neuen Gewand. Auf dem großzügigen Grundstück wachsen junge Obstbäume neben üppig blühenden Stauden. Kurzum: Rund um den alten Galerieholländer, der 1876 gebaut und 2007 stillgelegt wurde, ist neues Leben eingekehrt.

Drei Wohnungen auf ehemaligen Mehlboden sind bereits bewohnt

Die ersten, die einen der 120 Quadratmeter großen Mehlböden bezogen, waren Angelika und Walter Melau aus Neuengamme. Schnell wurde sich das Paar mit Eigentümer Martin Villinger einig, verkaufte sein Haus am Neuengammer Hausdeich, um künftig am Altengammer Elbdeich 4 zu leben.

Mittlerweile gibt es zwei weitere Mieter in dem alten Lagerhaus, dessen ursprünglichen Charakter der Hausherr auf beeindruckende Weise bewahrt hat. So ziehen sich zwei lange Reihen von Holzständern durch die Weite der Lofts. Zusätzliche, dreifach verglaste Fenster, die in Absprache mit dem Denkmalschutzamt eingebaut wurden, erhellen die Räume.

Martin Villinger arbeitet gerade an der Fertigstellung der vierten und letzten Wohnung in dem alten Lagerhaus, für die es bereits eine Mieterin gibt. Er hat schon „jede Menge Arbeit in die Mühle gesteckt“, seit er sie im Sommer 2010 das erste Mal besichtigte. Bereits wenige Monate später stand für den 58-Jährigen, der selbst in Kirchwerder wohnt, fest, „dass ich die Mühle kaufen und herrichten muss“. Bei der Auswahl seiner Mieter lässt sich Villinger Zeit. „Sie müssen zur Mühle und zur Hausgemeinschaft passen“, sagt er.

Lauschige Ecken und herrlicher Ausblick

Offenbar verfügt der Hausherr über einen guten Riecher. Denn seine Mieter verwandelten den Garten in ein kleines Paradies. So gibt es neben den Obstbäumen ein Hochbeet, eine Mohnblumenwiese, einen Blumengarten und ein gemeinschaftliches Gemüsefeld, auf dem Tomaten, Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln, Salate und Kräuter gedeihen. Und überall laden gemütliche und lauschige Ecken zum Sitzen, Klönen und Entspannen ein, von denen einige einen herrlichen Blick auf das Borghorster Brack und natürlich auf die Elbe gewähren.

„Und wir haben ein Künstlerhaus“, sagt Walter Melau, der selbst gern und viel malt. Dafür wurde kurzerhand der ehemalige Schweine- und Hühnerstall der Mühle leer geräumt, alte durch neue Fenster ersetzt, die Wände weiß gestrichen und ein Teppichboden verlegt.

Nicht nur Walter Melau hat hier sein Atelier, auch andere Künstler schätzen den inspirierenden Ort. „Es sind schon viele neue Bilder entstanden, und einige Skulpturen von Wolfgang Sommer stehen hier auch“, sagt Melau, der in Neuengamme direkt neben dem Ohnsorg-Schauspieler und Bildhauer wohnte.

Mietergemeinschaft lädt zu "Kunst&Kaffee"

Sommers Tradition, der bis 2013 einmal im Jahr zur Landpartie einlud, möchten die Melaus und ihre neue Mühlengemeinschaft nun fortsetzen. Am Sonntag, 16. August, öffnen sie unter dem Motto „Kunst & Kaffee“ den Garten, das Atelier und die Weizenmühle ab 11 Uhr für kunstinteressierte Gäste.

Wolfgang Sommer präsentiert seine hölzernen Unikate, Walter Melau seine abstrakten Acrylbilder sowie Mini-Kompositionen aus Pinselabstrichen. Ute Sollmann vom Wentorfer Atelier „Malzeit“ zeigt ebenfalls eine Auswahl ihrer Bilder, die Grafikerin Imke Hahn stellt ihre Aquarelle aus. Glasbläserin Sigrid Drobner präsentiert ihre filigranen Werke, und die Keramikerin Inge Engel hat ihre „Köpfe“ überall im Garten versteckt.

Wer Gefallen an dem einen oder anderen Exponat findet, kann es auch kaufen. Für das leibliche Wohl der Gäste ist selbstverständlich gesorgt.