Hamburg. Tatiana und Stefan Timmann vom Freundeskreis Anna Elbe haben einen neue Begegnungsstätte geschaffen. Es gab einige Hürden.

Der gemeinnützige Freundeskreis Anna Elbe, den Tatiana und Stefan Timmann Anfang des Jahres gegründet haben, steht kurz vor der Vollendung seines ersten Projektes. Die neugebaute Holzscheune steht bereit als Museum, Begegnungsstätte und für einen kleinen Hofladen am Altengammer Hauptdeich 82. Doch bis es soweit war, mussten einige Hürden überwunden werden.

Denn drei Bauern aus den Vierlanden wollten Anna Elbe ihre alten Scheunen zur Translozierung, also zur Gebäudeversetzung überlassen. „Aber das ist in Hamburg nicht erlaubt, daher haben wir eine Scheune nach originalgetreuem Vorbild erbauen lassen, passend zu unserem 300 Jahre alten denkmalgeschützten Hufnerhaus“, sagt Tatiana Timmann.

Viele Bürger aus den Vierlanden steuerten Gegenstände für das Museum bei

Unterstützt wurden die 37-Jährige und ihr vier Jahre älterer Mann unter anderem von der Stiftung Billwerder mit 20.000 Euro und den Dräger Werken mit 5000 Euro. „Der Gründer der Werke, Johann Heinrich Dräger, stammt aus den Vierlanden und hat ein Büchlein geschrieben, das uns zum Verteilen angeboten wurde. Das haben wir gern genommen und inzwischen vielfach verschenkt, so sind wir ins Gespräch mit dem Enkel des Gründers gekommen sind und dieser hat den Freundeskreis beim Bau der Scheune finanziell unterstützt“, berichtet Stefan Timmann.

Aber auch viele Bürger aus den Vierlanden, Familien und Freunde fanden die Idee des Dorftreffpunkts mit Geschichtsarchiv und Info-Point so gut, dass sich im Laufe der Zeit die Sammlung historischer Gegenstände stetig vergrößerte. „Anfangs waren es nur die Dinge, die wir in unserem Haus gefunden haben, in dem früher eine alte Schankwirtschaft war. Inzwischen haben wir hier Flaschen und Körbe, aber auch Näh- und Schreibmaschinen, Brotkörbe und Zirkel, alte Puppen, Pfeifen und Tabakdosen, Brusttücher, Zeitungen und Bücher, einen alten Wäschepimpel und vieles andere mehr“, berichtet Tatiana Timmann.

Für die Vierlande typische Kreuzstickmuster und alte Fotoglasplatten

Ein altes, gut erhaltenes Trachtenpuppenpärchen gehört ebenso zu den ausgestellten Stücken im Museum wie Zirkel und Tabakdosen.
Ein altes, gut erhaltenes Trachtenpuppenpärchen gehört ebenso zu den ausgestellten Stücken im Museum wie Zirkel und Tabakdosen. © Gabriele Kasdorff - Lauenburg | Gabriele Kasdorff - Lauenburg

„Besonders stolz sind wir auf die handgestickte Vorlage der alten Vierländer Kreuzstickmuster, die uns Hilde Krützmann überlassen hat und die wir hier gern in einem Rahmen ausstellen“, ergänzt sie. Die Sammlung von Fotoglasplatten werden sie ebenfalls in Form einer multimedialen Information zeigen.

In und vor der Scheune stehen Tische und Stühle, hier kann wer auch immer möchte, verweilen, sich ausruhen von der Hektik des Alltags oder sich mit Freunden treffen. „Es soll einfach ein Rückzugsort für alle sein“, wünscht sich Stefan Timmann. Geöffnet ist täglich bis 22 Uhr, wer den Raum im ersten Stock nutzen möchte, sollte sich zuvor anmelden. Kontakt über die Internetseite www.haus-anna-elbe.de/freundeskreis-anna-elbe/

Im Hofladen sollen Produkte aus den Vierlanden verkauft werden

Außerdem beteiligen sich Tatiana und Stefan Timmann am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, den 12. September, um den Freundeskreis bekannter zu machen.

Neben dem musealen Teil der Scheune soll auch ein kleiner Hofladen entstehen, in dem es künftig Dekoartikel, Postkarten, Honig und Tee, aber auch Einweckgemüse und Sirup geben soll. „Wir freuen uns, wenn sich Leute mit Ideen bei uns melden“, so Stefan Timmann, der immer offen für neue Gedanken und Vorschläge ist.

Partys und Feiern an Anbieter aus Niedersachsen verloren

Neben dem Ehrenamt als Initiatoren des Freundeskreises, sind Tatiana und Stefan Timmann aber auch Unternehmer in der Gastronomie und Hotellerie. „Wir betreiben vier Ferienwohnungen, vier Waldhütten und zwei Baumzelte mit insgesamt maximal 40 Schlafplätzen und unser kleines Café. In 2020 und 2021 hatten wir so gut wie keine Feiern, das bedeutet einen Ausfall von 99 Prozent, der Verlust ist nicht wieder aufzufangen“, sagt Stefan Timmann.

Wie so viele Unternehmer dieser Branche warten sie noch immer auf Zahlungen des Staates, haben Kredite aufnehmen müssen, um unter anderem die Sicherheitszahlungen für die Handwerker der Bauarbeiten des Haupthauses leisten zu können. „Hamburg ist das einzige Bundesland, in dem Partys und Feiern mit Tanz so wie früher noch immer nicht möglich sind. Und das, obgleich das Gastgewerbe eines der ältesten Gewerbe ist. Viele Hochzeiten sind uns an die umliegenden Bundesländer verloren gegangen. Wir haben richtig Angst vor dem Winter“, sorgt sich der 41-jährige Familienvater.

Im Café gibt es jedes zweite Wochenende Kaffee und Blechkuchen

Dennoch blicken sie auch positiv in die Zukunft: „Künftig werden wir unseren Feriengästen wieder Frühstück anbieten und unser Café öffnen“, sagt Tatiana Timmann. Geöffnet ist an jedem zweiten und vierten Wochenende im Monat, sonnabends und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr.

„Es gibt selbstgebackenen Blechkuchen, Kaffee, Tee und Kaltgetränke“, sagt Tatiana Timmann, die trotz aller Ungewissheit auch dem kommenden Winter etwas Gutes abgewinnen kann: „Wir können endlich auch wieder unsere Eltern und Großeltern sehen und in den Arm nehmen, da wir alle geimpft sind.“