Themen: Nouripour und Lang ziehen die Notbremse +++ Besserer Schutz vor Extremwetter +++ In 98 von 100 Nächten stört Fluglärm

Bezug zur Realität verloren

26. September: „Nouripour und Lang ziehen die Notbremse. Der grüne Parteivorstand tritt geschlossen zurück. Für einen Neustart für die Partei - und um Habecks Kanzlerkandidatur zu retten“

Die Idee der Ur-Grünen war genau richtig: die Welt aufzurütteln und das Bewusstsein für die Umwelt zu wecken. Es war ein langer Weg. Aber irgendwann haben Elite-Grüne das Ruder übernommen. Ergebnis: Man hat den Bezug zur Realität der Menschen in diesem Land verloren. Die Energiewende funktioniert eben nur, wenn die Alternative billiger ist, zumindest aber nicht mehr kostet. E-Autos und Wärmepumpen kosten trotz Förderung erheblich mehr. Unsere Energiepreise sind die höchsten in Europa. Mit der Steuerung und Begrenzung bei der Migration tun sich die Grünen schwer, obwohl die Mehrheit im Land eine gesellschaftlich verträgliche Steuerung fordert. Wen wundert es da, wenn die Grünen und deren Ziele immer weniger Zustimmung finden?

Ralph Fritz, Hamburg

Antwort auf Klimakrise

25. September: „Besserer Schutz vor Extremwetter gefordert. Die Kampagne ,Werde wetterwach!‘ soll die Bürger für das Thema sensibilisieren. Neues Warnportal für Hamburg“

Ja, lieber Hamburger Senat, „Werde wetterwach!“, rufst du nun deinen Bürgerinnen und Bürgern zu. Unsere Eigeninitiative sei gefragt. Und was machst du derweil? Die Landschaftsachse Hummelsbüttler Feldmark als Luftkorridor für gesundes Klima und Lufthygiene (Fritz Schumacher) wurde für Bebauung zerstört – entgegen aller Beteuerungen des Koalitionsvertrages von 2015. Im Landschaftsschutzgebiet Diekmoor in Langenhorn entstehen 700 Wohnungen ohne Rücksichtnahme auf das Moor als wertvoller CO₂-Speicher für unser Klima. Für das Pergolenviertel wurden 260 Kleingärten geopfert und das Terrain versiegelt. Jetzt sollen für den Bau der U5 ebenfalls Kleingärten verschwinden. Mit der Biodiversität geht auch ein weiteres innerstädtisches Idyll am Goldbekufer verloren. Und im Hamburger Westen weichen die Grünfläche der Trabrennbahn und weitere Kleingärten dem neuen Vorzeigeprojekt Science City samt 3800 Wohnungen. Rund 40 Prozent der Fläche Hamburgs sind bereits versiegelt. Da fühle ich mich doch mit der neuen, aus Steuergeldern finanzierten Kampagne aus Herrn Kerstans Behörde leicht auf den Arm genommen. Ist das die Antwort unserer Politik auf die Klimakrise? Und glaubt der Senat, dass sich seine Bürger*innen so ein lebenswertes Hamburg vorstellen?

Jutta Klatte

Stadt erlaubt das Gegenteil

In dem langen Bericht über Extremwetter heißt es, dass die Umweltbehörde Eigeninitiativen der Menschen für die Entsiegelung, Begrünung und Versickerung von Regenwasser fördere. Aber die Stadt oder der Bezirk Wandsbek erlauben bei großen Bauvorhaben das Gegenteil, so bei dem Komplex am Wentzelplatz (S-Bahnhof Poppenbüttel), wo um das schon fertige erste Gebäude eine riesige Fläche gepflastert wurde, wodurch die Luft für die anliegenden Wohnhäuser mit den Balkonen noch wärmer wird. Vorher wurden alle Bäume bis auf einen gefällt, obwohl sie für den Wasserhaushalt, die CO₂-Aufnahme, den kühlenden Schatten und die Fauna wichtig sind. Auch das gesamte Gebüsch verschwand. Vielleicht gibt es irgendwo Ausgleichsmaßnahmen, aber es kommt doch darauf an, dass es in der Stadt grün und kühl bleibt.

Erika Reiber

Grandiose Idee

25. September: „,Die Zeit der Pantoffeldemokratie ist vorbei‘. Der Kabarettist Emmanuel Peterfalvi alias Alfons diskutierte in Hamburg mit Jugendlichen über die politische Stimmung“

Mit Begeisterung habe ich über die Aktivitäten von Alfons gelesen. Welch grandiose Idee, seine Popularität so zu nutzen, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Wie gut wäre es, wenn noch andere Persönlichkeiten dadurch angeregt würden, die Demokratie zum Thema zu machen und zu stärken.

Berthild Lehmann-Wörmer

Warum beschweren?

25. September: Norderstedt: In 98 von 100 Nächten stört Fluglärm den Schlaf. Bürgerinitiativen fordern Start- und Landeverbot von 22 bis 6 Uhr und rufen ,internationalen Tag des Nachtflugverbots‘ aus“

Wieder mal ein Artikel über den Fluglärm in Hamburg und Umgebung. Haben die Menschen zurzeit keine andere Sorgen, als sich über den Fluglärm zu beschweren? Als ich mit meinem Mann vor 17 Jahren von Westfalen nach Norderstedt (Garstedt) gezogen bin, wussten wir, dass der Flugplatz in unmittelbarer Nähe ist. Ich denke, die Menschen in der Umgebung Langenhorn, Norderstedt, Niendorf, Quickborn, Norderstedt usw. wohnen, wissen es auch. Also warum beschweren? Es gibt Möglich dem Lärm zu entgehen z. B. Ohropax oder aber vor allem nachts die Fenster zu schließen. Ich denke, ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine.

Irene Westlinning, Norderstedt

Und die Fußgänger ...

24. September: „Gefährlich eng: Kritik am ,Handtuch-Radweg‘. Zwischen Radfahrern und Fußgängern kommt es an der Hoheluftchaussee immer häufiger zu brenzligen Situationen“

Bei den Berichten über die benachteiligten Radfahrer hält sich mein Mitleid in Grenzen, denn bei dem Artikel hat eindeutig das Fahrrad und nicht das Auto die Vorfahrt. Als vernünftige Fußgängerin machen mir die Autos in der beschriebenen Umgebung weniger Angst als die Radfahrer. Das schwächste Glied in diesem „Trio“ ist doch der Fußgänger. Berichten Sie doch mal über die täglichen Gefahren, denen Fußgänger im Bereich Hoheluftchaussee/ Eppendorfer Weg ausgesetzt sind. In der Hoheluftchaussee werden die Radwege widerrechtlich in beiden Fahrtrichtungen befahren. Da weichen die Radfahrer öfter auf den Fußweg aus als Fußgänger auf den Radweg, weil sie den entgegenkommenden Radfahrern ausweichen. Sehr deutlich zu sehen auf der stadtauswärts führenden Seite. Da wird dann einfach der höhergelegene Gehweg genutzt. Wenn der Fußgänger bei dem E-Roller, E-Bike, Fahrrad oder sogar dem Lastenfahrrad nicht ausweicht, weil der Fahrer von hinten kommt, wird er mit Glück nur verbal attackiert. Im Eppendorfer Weg wird rücksichtslos durch Baustellen auf den Gehwegen, durch die Tischreihen der vielen Cafés oder Warteschlangen vor den Eisdielen gefahren. Ein Aufschrei wird erst dann stattfinden, wenn ein Kleinkind aus einer der vielen Kitas angefahren worden ist. Es wäre wünschenswert, an der Hoheluftchaussee/Eppendorfer Weg bis hin zur Mansteinstraße mal eine Woche lang Fahrradkontrollen etc. in Zivil durchzuführen.

Christiane Bloss

Es war verstörend

23. September: „Heitere ,Carmina Burana‘ an der Staatsoper. Sex und überwältigend bunte Bilder: Calixto Bieito inszeniert zur Saisoneröffnung den Dreiteiler ,Trionfi‘ von Carl Orff“

Ich habe lange überlegt, ob ich schreiben soll. Was im Artikel als „heiter“ beschrieben wurde, war für etliche Zuschauer verstörend, für andere mag es alltäglich oder zur Staatsoper gehörend empfunden werden. Neben mir saß offenbar ein Großvater mit seiner Enkeltochter. Stocksteif und mit versteinertem Blick blickte der Mann auf die Bühne, konnte seiner vielleicht zehnjährigen Enkelin nicht erklären, was dort auf der Bühne vor sich ging (neben Nacktheit auch sexuelle Übergriffigkeit gegen eine Frau – zur Musik des Komponisten Orff, der sich gegen die Inszenierung ja nicht wehren konnte). Dass diese Darstellungen als „heiter“ gedeutet werden, überrascht mich, aber vielleicht fehlt mir hier der „intellektuelle Zugang“, wie es Hape Kerkeling im „Hurz-Sketch“ so trefflich persiflierte. Vielleicht sollte die Staatsoper bei entsprechenden Inszenierungen einen FSK-16-Hinweis aufnehmen – oder erklären, dass die Inszenierung nichts mit dem Werk zu tun habe. Vielleicht sollte die Intendanz auch mal überlegen, dass die Aufführungen von Steuermitteln bestritten werden – und nicht alleine dem Ego einer sich als fortschrittlich empfindenden Avantgarde frönen sollten.

Ernst Martin

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