Hamburg. Schweres Gewitter über Hamburg: Im Stadtpark mussten Fans Konzertgelände verlassen, Alarm am Moorfleeter Holzhafen. Riesige Regenmengen in Bremen.

Erst die morgendliche Dusche mit heftigem Starkregen, der sich über weite Teile Hamburgs ergoss, dann eine feucht-schwüle Hitze, die praktisch den ganzen Mittwoch über anhielt. Am Abend mündete dieser für Wetterfühlige wohl extrem belastende Tag schließlich in einem Grummeln und Donnern, das Böses erahnen ließ.

Und tatsächlich: Einmal mehr musste der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Mittwochabend (4. September) zwischen 20 und 21 Uhr vor einem Unwetter im Großraum Hamburg warnen, die Warnung vor schwerem Gewitter galt sogar bis 22 Uhr. Weniger verheerend wirkte sich die Lage offenbar im Süden Hamburgs aus. Wie der DWD mitteilte, sei im Rest der Stadt mit Starkregen und Niederschlagsmengen um 30 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit sowie Windböen mit Geschwindigkeiten zwischen 75 und 90 km/h (Windstärke 10) zu rechnen, außerdem mit bis zu zwei Zentimeter großen Hagelkörnern.

Schweres Unwetter in Hamburg – Stadtpark-Konzert abgesagt, Verletzte bei Hausboot-Havarie

Das Unwetter hatte punktuell erhebliche Auswirkungen, ganz konkret: im Stadtpark. Dort konnte der Sänger Ronan Keating („When You Say Nothing At All“) sein Konzert nicht spielen. Nach Berichten von Augenzeugen seien die Besucher gebeten worden, das Gelände zu verlassen. Immerhin hatte Keatings Support Iggi Kelly noch rund 35 Minuten spielen können, bevor der Veranstalter den Stecker zog. Der Veranstalter, die Konzertdirektion Karsten Jahnke, teilte mit, dass die Show von Ronan Keating habe abgebrochen werden müssen. „Leider lässt uns das Unwetter mit extremer Blitzentwicklung (...) keine Wahl“, hieß es. Man bemühe sich um einen Ersatztermin in der kommenden Woche.

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Abgebrochen wurde auch das Fußball-Regionalligaspiel zwischen Eintracht Norderstedt und dem HSV II. Gewitter mit Starkregen, Blitzen und Donner machten die Fortsetzung der Begegnung unmöglich.

Mit voller Wucht traf das Unwetter gegen 20.15 Uhr auch den Moorfleeter Holzhafen, wo mehrere Hausboote liegen, auf denen Menschen leben. Der Sturm wehte nach Angaben eines Feuerwehrsprechers dort einen drei mal fünf Meter großen Holzaufbau von einer Schute ins Wasser – mitsamt der Menschen, die sich darin befanden.

Feuerwehr muss Mann aus einem ins Wasser geschleuderten Holzaufbau retten

Die Feuerwehr musste den vom stürmischen Wind ins Wasser geschleuderten Holzaufbau aufschneiden, um einen dort eingeschlossenen Mann zu retten. Sie war mit einem größeren Aufgebot vor Ort, fischte mehrere Menschen aus dem Wasser. Insgesamt seien sechs Menschen verletzt worden, vier mittelschwer, zwei leicht, so der Sprecher.

Unwetter am 4.9.
Während des Unwetters am Mittwochabend hat Abendblatt-Fotograf Thorsten Ahlf vom Überseering aus einen Blitz fotografiert. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Das Unwetter zog, wie vorausgesagt, gegen 22 Uhr ab und hatte in der Summe keine allzu großen Schäden angerichtet. Die Feuerwehr Hamburg zählte bis zum Donnerstagmorgen insgesamt zehn Wasser-Einsätze. In zwei Fällen habe man ausrücken müssen, weil Bäume zu fallen drohten.

Die größte Gefahr sei nun gebannt. Es sei zwar in Hamburg vereinzelt noch mit Gewitterzellen zu rechnen – diese sollten allerdings nicht die Stärke des gerade abgezogenen Gewitters erreichen.

Schleswig-Holstein: Regen überflutet Straßen im Kreis Steinburg

Weniger glimpflich kamen andere Teile Norddeutschlands davon. Besonders betroffen waren in Schleswig-Holstein die Orte Itzehoe und Kellinghusen, hier mussten die Feuerwehren zu zahlreichen unwetterbedingten Einsätzen ausrücken. Neben vollgelaufenen Kellern standen kurzzeitig Straßen unter Wasser. Ein Blitzeinschlag in einem Gebäude in Itzehoe wurde durch die Helfer kontrolliert. Feuer habe es glücklicherweise nicht gegeben, die Einsatzkräfte rückten wieder ein.

Holzaufbau mit mehreren Menschen am Holzhafen ins Wasser geweht
Der vom stürmischen Wind ins Wasser geschleuderte Holzaufbau musste von Feuerwehrleuten aufgeschnitten werden. © Michael Arning | Michael Arning

Um kurz vor 22 Uhr geriet ein Autofahrer zwischen den Anschlussstellen Schafstedt und Albersdorf kurz vor der Abfahrt Albersdorf (Kreis Dithmarschen) in Fahrtrichtung Heide mit seinem Skoda auf der regennassen Fahrbahn ins Schleudern. Der Mann prallte mit dem Kleinwagen gegen die Außenschutzplanke und verletzte sich leicht. In Oelixdorf bei Itzehoe kamen am späten Abend große Hagelkörner herunter. Gegen 22.30 Uhr hatte sich die Lage wieder beruhigt.

Schweres Unwetter in Norddeutschland: Riesige Regenmengen setzen Bremen unter Wasser

Starkregen und unwetterartige Gewitter haben auch Teile von Niedersachsen und Bremen getroffen. In Bremen hat es am Mittwochabend binnen einer Stunde 60 Liter Regen pro Quadratmeter geregnet, so viel wie sonst in einem gesamten Monat. Bei der Feuerwehr gingen mehrere Hundert Notrufe ein, die meisten wegen vollgelaufener Keller und Wohnungen. Nach Angaben der Bremer Straßenbahn AG waren mehrere Unterführungen und Tunnel für Busse und Bahnen nicht mehr passierbar.

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In Oldenburg wurden Straßen überschwemmt, die Feuerwehr musste im Landkreis zu mehr als 50 Einsätzen ausrücken. Bäume wurden entwurzelt, große Äste brachen ab und es kam zu Überflutungen auf Straßen, in Kellern und auf Gehwegen, wie die Kreisfeuerwehr mitteilte. Auf der Autobahn 29 stürzte ein entwurzelter Baum auf die Fahrbahn. Verletzt worden sei dabei niemand. Weil die Sichtweite zeitweise nur fünf Meter betragen habe, sei der Verkehr auf der Autobahn zeitweise zum Erliegen gekommen. In Hude (Landkreis Oldenburg) musste ein Fernfahrer aus seinem Lkw befreit werden, nachdem ein Baum auf das Fahrzeug gestürzt war.

Unfälle durch Starkregen auf A1 Hamburg–Bremen

Auf der A1 in Niedersachsen kam es durch Starkregen und Aquaplaning in kurzer Zeit zu vier Unfällen. Die Fahrer verloren in allen Fällen zwischen den Anschlussstellen Posthausen und Rade am Mittwochabend die Kontrolle über ihr Fahrzeug und krachten damit in die Mittel- oder Außenschutzplanken, wie die Polizei mitteilte. 

Der Fahrer eines Autos wurde leicht verletzt. Sein Sportwagen war auf der regennassen Fahrbahn ins Schleudern geraten und mit einer Betonwand und einer Schutzplanke kollidiert, bevor er schließlich auf dem Seitenstreifen zum Stehen kam. Bei allen vier Unfällen entstand laut Polizei insgesamt ein Schaden von schätzungsweise 50.000 Euro.