Themen: Karstadt Osterstraße vor Abriss? +++ Hamburg macht Milliarden-Gewinn +++ Warum die AfD im Osten so stark ist
Eine Art Wahrzeichen
Als Anfang der 70er-Jahre – anstelle des in den frühen 50er-Jahren wieder aufgebauten Karstadt-Hauses – der Neubau errichtet wurde, gab es teilweise recht heftige Kritik der Eimsbütteler für diesen „hässlichen Betonklotz“. Heute ist dieses markante Gebäude mit der Riesenuhr, welches architektonisch dem sogenannten Brutalismus zugerechnet werden muss, eine Art „Wahrzeichen“ von Eimsbüttel und der Einkaufsmeile Osterstraße, und meines Wissens das Einzige in diesem Baustil entstandene Warenhaus der Republik. Bemühungen, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, wurden bislang offenbar mit einem eher fadenscheinigen Argument abgebügelt. Schließlich entspreche der Innenausbau, so wohl die Begründung, nicht mehr seiner ursprünglichen Form. Ein Argument, dass für eine ganze Reihe von „entkernten“ und umgebauten, aber unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden in Hamburg zutreffen dürfte – spontan fällt mir dazu beispielsweise immer der Hamburger Hof am Jungfernstieg ein. Verwundern können diese „Entkernungen“ oder Anpassungen bei der Flächengestaltung/-nutzung gerade bei Kauf- und Warenhäusern sowie Einkaufszentren eigentlich nicht. Sie sind eher systemimmanent, um auf Änderungen im Konsumverhalten und im Warenangebot reagieren zu können. So erinnere ich mich daran, dass es bei Karstadt in Eimsbüttel früher zum Beispiel eine große Fläche mit Tischen für viele Kleiderstoffe gab, eine Abteilung für Lebensmittel und eine für Schallplatten, die es ermöglichte, an einer großen runden Theke schon mal in eine Platte hineinhören zu können. Schließlich gab es zuletzt noch ein Restaurant mit dem „Charme der 80er Jahre“. Hätte man das alles aus Denkmalschutzgründen konservieren sollen?
Wolfgang Kirmse
Positive Aussicht fehlt
Sie berichten, dass sich trotz Preisrückgängen von bis zu 30 Prozent für Eigentumswohnungen (ETW) kaum noch Käufer finden. Dabei hat die Käuferabstinenz negativere Folgen als der Preisverfall. Denn es ist zu befürchten, dass Banken neue Bauvorhaben nur noch dann finanzieren, wenn eine erhebliche Vorverkaufsquote erzielt wurde oder der Entwickler viel Eigenkapital nachweisen kann. Da aber bei den derzeitigen Marktkonditionen beide Bedingungen gleichermaßen schwer zu erfüllen sind, werden als Resultat noch weniger Wohnungen gebaut. Mittelfristig hat das dann zur Folge, dass die Preise wieder steigen werden. Was der Markt heute braucht, ist eine positive Perspektive und Vertrauen in Politik, Wirtschaft und Einkommensentwicklung. Da es aber derzeit an alledem mangelt, ist die Käuferzurückhaltung nur allzu gut nachvollziehbar.
Sebastian H. Lohmer
Mehr Aufklärung
Eine Partei, die über Social Media weiß, wie man junge Leute begeistern kann, ist noch lange keine Partei, die unsere Demokratie sichert und reale Lösungen für die derzeitigen Probleme hat. Geschichtsverklärt wissen die wenigsten etwas über die Entwicklung zum Nazideutschland. Auch Thüringen ist die Wiege des Dritten Reichs mit all seinen katastrophalen Folgen. Wollen die jungen Menschen wirklich, dass sich diese Geschichte wiederholt? Ich glaube nicht. Daher ist es wichtig, Populisten zeitig das Wasser abzugraben und deutlich mit Aufklärung dagegenzuhalten. Jeder lauten populistischen Aktion muss nicht nur auf der Straße, sondern auch in allen Medien begegnet werden.
Thomas Fetzberger
Zufallskanzler Scholz
Der Einzige, der wohl noch daran glaubt, bei der kommenden Bundestagswahl einen Sieg zu erlangen, ist vermutlich der Kanzler selbst. Sein wiederholt vorgetragener Hinweis darauf, er hätte ja kurz vor der letzten Wahl auch noch einmal die Stimmung herumreißen können, zeugt von einem schlechten Urteilsvermögen. Betrachtet man nämlich in den Wochen vor der letzten Bundestagswahl die Umfrageergebnisse, kann man nur zu dem Schluss gelangen, dass Scholz nicht aus Überzeugung und eigener Stärke gewann, sondern es lediglich einem für ihn günstigen Zufall zu verdanken war. Bis zu Armin Laschets pietätlosem Lachen bei der Trauerrede im Ahrtal, kurz vor der Bundestagswahl, lag die CDU in Umfragen sage und schreibe rund 15-Prozent-Punkte vor der SPD! Seit dem Vorfall sank aber deren Stern kontinuierlich. Dadurch erweist sich Scholz lediglich als Zufallskanzler.
Reiner Gorning
Was will Wagenknecht?
Was will Sahra Wagenknecht? Sie hat hohe Hürden für eine Regierungsbeteiligung aufgestellt. Keine Aufstellung von Raketen und Marschflugkörpern aus den USA in Deutschland und keine weiteren Waffenlieferungen in die Ukraine. Und das, wohl wissend, dass die Landesregierungen darauf keinen Einfluss haben, weil solche Entscheidungen die Bundesregierung treffen. Sie kündigte schon an, bei den Sondierungsgesprächen mitsprechen zu wollen. Soll heißen, sie will das letzte Wort haben. Es wird spannend, ob das BSW eine „One-Women-Show“ ist oder ob ihr die Parteimitglieder aus dem Osten eine Abfuhr erteilen. Wenn ihre Parteimitglieder mitregieren wollen, schadet das „Sperrfeuer“ von Sahra Wagenknecht. Ein Machtkampf wäre programmiert, Ausgang ungewiss. Fakt ist, das Ego von Sahra Wagenknecht ist groß, so groß, dass sie keine persönlichen Niederlagen akzeptiert. Wie würde sie in so einem Fall wohl reagieren?
Fred Bonkowski
Eine Herkulesaufgabe
Dem hervorragenden Leitartikel von Lars Haider möchte ich Folgendes hinzufügen: Wir in Westdeutschland sind seit dem Zweiten Weltkrieg mit einem Grundgesetz ausgestattet, das, aus gutem Grund das Recht des Einzelnen und das von Minderheiten zur Grundlage hat. Damit haben wir während der Zeit des Wiederaufbaus nach 1945, des Wirtschaftswunders und der Wohlstandsjahre komfortabel gelebt. Wir glaubten, es ginge immer so weiter. Pragmatismus und unbürokratisches Handeln sind aber in der Politik zugunsten des Interesses von Einzelnen und Minderheiten immer weiter auf der Strecke geblieben. Das ist heute ein gesamtdeutsches Problem. Die Menschen in der ehemaligen DDR erlebten einen Staat, der den Menschen im nicht politischen Raum wesentlich mehr Freiheiten ließ. Pragmatismus war auch aus der Mangelsituation angesagt. Nach der Wiedervereinigung begehrten die Menschen dort aus naheliegenden Gründen zunächst nicht auf. Heute, wo man im Osten die Schwächen des im Westen begründeten Systems durchschaut und miterlebt hat, reagieren die Wähler so wie in Sachsen und Thüringen. Wenn die Politik in Berlin und in den Bundesländern nicht bald zu mehr Pragmatismus, weniger Ideologie und Bürokratie, mehr Tempo in den Abläufen und weniger juristischen Hürden findet, wird der Wahlausgang in Sachsen und Thüringen kein Einzelfall bleiben. Dann müsste man sich wirklich nicht nur um die Demokratie Sorgen machen. Es liegt eine Herkulesaufgabe vor den Politikern.
Dr.-Ing. Helmut Salzmann, Hamburg
Wartezeiten zu lang
2. September: „Hilferuf der Hamburger Krankenhäuser: Blutspenden dringend benötigt“
Seit über 40 Jahren spende ich Blut im UKE. Neben der „guten Tat“ erhält man so auch ein recht gutes Monitoring der eigenen Gesundheit. Leider musste ich aber in den letzten Monaten erfahren, dass pro Spende immer mehr Wartezeit anfällt, sodass man oft länger als eineinhalb Stunden in den Wartebereichen zubringt. Nachmittags hat dies meistens mit dem hohen Spenderaufkommen zu tun, was dann häufig auf zu wenig Personal trifft. Wenn diese organisatorischen Defizite weiter zulasten der Lebenszeit der freiwilligen Spender gehen, wird sich die angesprochene Situation sicher noch verschärfen. Auf mehrfache Verbesserungsanregungen meinerseits als Dauerspender hat die Institutsleitung im Übrigen nie reagiert.
Dr. Robert Degenhardt
Rabes Verdienst
Die erfreulichen Erfolge der Hamburger Schüler sind ein Ergebnis von 13-jähriger Bildungspolitik eines erfolgreichen Fachpolitikers. Ties Rabe hat es mit kontinuierlicher Beharrlichkeit verstanden, die Einwände derjenigen abzuwehren, die gegen das Leistungsprinzip argumentiert haben und zentrale Prüfungen und Lernerfolgskontrollen abgelehnt und bekämpft haben. Umso skeptischer sind die neuerlichen Zugeständnisse seiner Nachfolgerin an die Gegner dieser Politik zu betrachten. Die Abschaffung der Überprüfungen in Klasse 10 am Gymnasium, die selbstverständlich auch der Standardsicherung dienten, und die in Aussicht gestellten Reduzierungen der Klassenarbeiten passen nicht zum Erfolgskonzept der letzten 13 Jahre. Es ist zu befürchten, dass die erfolgreiche Bildungspolitik von Ties Rabe unter seinen Nachfolgern unter die Räder kommt. Die Leistungstests der nächsten Jahrzehnte werden es zeigen.
Ute Ledderbogen
Weniger Krankenkassen
31. August: „Lauterbach: Kassenbeiträge steigen im kommenden Jahr“
Wie wäre es, wenn es statt steigender Kassenbeiträge eine sinkende Zahl an Krankenkassen geben würde? Krankenkassen, die nicht in der Lage sind, mit ihren Beiträgen die eigenen Personalkosten und Krankheitskosten zu tragen, sollten aufgefordert werden, sich mit stärkeren und besser arbeitenden Krankenkassen zusammenzuschließen. Wenn dann noch krankenkassenfremde Werbeleistungen gestrichen werden, sollte die Beitragserhöhung geringer ausfallen können.
Helmut Koppermann
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