Hamburg. Der NDR sucht Host für neues Programmformat. Doch die Angaben in der Ausschreibung lassen hellhörig werden. Was der Sender sagt.
- Eine Stellenausschreibung des NDR gibt Hinweise auf neues Podcastformat
- Doch gebührenpflichtiges Angebot wird scharf kritisiert
- Was der Sender dazu sagt
Die wohl sündigste Meile der Welt, die Reeperbahn, liegt bekannterweise in Hamburg. An dem Ort, wo ab Ende August ein neues Podcast-Format des NDR produziert werden soll. Das Projekt läuft derzeit unter dem Namen „Rotlicht-Podcast“ und benötigt noch einen Host. Also eine Moderatorin oder einen Moderator, der oder die regelmäßig über das Thema Sexarbeit sprechen soll.
Im Bewerberportal des Norddeutschen Rundfunks gibt es dank der Stellenausschreibung bereits erste Einblicke, was die Hörerinnen und Hörer zukünftig erwartet. Und während der NDR noch sucht, wird erste Kritik an dem Vorhaben laut. Auf Abendblatt-Anfrage äußert sich jetzt der Sender.
NDR plant Rotlicht-Podcast über Sexarbeit – und sorgt für Fragen
„Im Fokus stehen die persönlichen Geschichten der Gästinnen und auch die weibliche Perspektive auf Sex, eingebettet in journalistisch aufbereitete Daten und Hintergründe“, heißt es auf der Webseite. Und weiter: „Wir wollen einen ehrlichen Einblick in die Welt der Sexarbeit geben: authentisch, sexpositiv, mutig und fundiert.“ Auf Abendblatt-Nachfrage, was es mit dem Wort „sexpositiv“ in dem Zusammenhang auf sich hat, verweist der NDR auf die Google-Suche zu dem Wort. Demnach geht es um die „Aufgeschlossenheit und Akzeptanz rund um Sex“.
Zu den konkreten Podcast-Inhalten heißt es, dass in jeder Folge eine Sexarbeiterin die Möglichkeit bekommen soll, ihren Alltag vorzustellen. „Im Interview erzählen das Webcam-Girl, die Tantra-Masseurin, die Domina, die Straßenprostituierte – und weitere Frauen aus verschiedenen Bereichen der Sexarbeit von ihrem Job, teilen Freud und Leid mit Zuhörenden und räumen mit Vorurteilen auf.“ Außerdem sollen Fragen zu Themen wie Gehalt, Freude an Sex außerhalb der Arbeit, oder ob alle Zuhälter „blöd“ sind, geklärt werden.
Kritik am NDR: Rotlicht-Podcast sorgt für Aufregung
Kritische Stimmen kommen laut „Bild“ unter anderem von der ehemaligen Prostituierten und heutigen Aktivistin Huschke Mau, die fürchtet, dass Prostitution als „ganz normaler Job“ verharmlost werden soll und die Verantwortlichen „Problematiken wie Menschenhandel, Zwangsprostitution und Gewalterfahrungen [...] nicht auf dem Schirm haben.“
Weil das Projekt gebührenfinanziert ist, äußert auch CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär scharfe Kritik. Auch sie benennt die Schattenseiten der Sexarbeit und fordert den Kampf gegen ebendiese. „,Erniedrigung, Machtmissbrauch und bezahlte Vergewaltigungen‘ gehörten nicht in einen Podcast“, heißt es.
NDR bezieht Stellung zu geplantem Rotlicht-Podcast
Darauf angesprochen, inwieweit und ob überhaupt der NDR plant, auch über „schwierige Themen“ zu sprechen, heißt es vom Sender: „Es handelt sich bei dem angesprochenen Thema um eine Stellenausschreibung zu einem noch nicht produzierten Podcast. In dem Podcast wollen wir ein differenziertes Bild über das Thema Prostitution zeichnen und mit betroffenen Frauen selbst sprechen, das beinhaltet selbstverständlich eine kritische Einordnung.“
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Damit unbeantwortet bleibt allerdings die Frage, welches konkrete Ziel der NDR mit dem Format verfolgt und wonach sich die im Podcast behandelten Themen und Fragestellungen richten.