Hamburg. Belegschaft wird erneut zum Protest aufgerufen. Davon betroffen ist nicht nur die ARD. Auch beliebtes Format im Norden ist betroffen.
Nachdem es in den letzten Wochen immer wieder zu Ausfällen bei der „NDR Talk Show“ kam, kommt es am Dienstag zu Schwierigkeiten bei der Berichterstattung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) über die Leichtathletik-EM in Rom.
Wie aus einer Mitteilung von VRFF Die Mediengewerkschaft e. V. hervorgeht, wird der Sender von Dienstag (11. Juni) 10.30 Uhr bis Mittwoch (12. Juni) 1.30 Uhr bestreikt. „Sämtliche Gewerkschaftsmitglieder sind aufgerufen, sich an diesem Arbeitskampf zu beteiligen.“ Erste Auswirkungen des Warnstreiks sind nicht nur bei der ARD-Berichterstattung am Dienstagmittag zu spüren, auch beim NDR gibt es Auswirkungen.
NDR: „DAS!“ muss Live-Sendung absagen
So hat das Magazin „DAS!“ am Dienstagnachmittag auf Facebook angekündigt, dass die heutige Live-Sendung mit Dressur-Reiterin Isabell Werth leider ausfallen muss, „da aufgrund eines Streiks nicht genug Personal für eine Ausstrahlung zur Verfügung steht.“ Stattdessen wird ein Best-of unter anderem mit Michaela May, Lars Eidinger und Harald Schmidt gezeigt.
In den Kommentaren zeigen die Fans wenig Verständnis für den Ausfall. „Zahlen wir nicht genug GEZ-Gebühren? Kein Wunder, dass viele Leute nur noch streamen!“, heißt es da etwa. Der Ton ist deutlich: Langsam reicht es Zuschauern mit den dauernden Streiks.
NDR: Streik trifft ARD-Berichte über Leichtathletik-EM in Rom und „Hamburg Journal“
„Der NDR ist Federführer dieses Sportereignisses“, kündigte man noch Ende Mai zur Berichterstattung aus Rom an. Während bei ARD und ZDF crossmedial im TV berichtet wird, dreht der NDR. Das norddeutsche Team ist immer dann im Einsatz, wenn deutsche Moderatoren im Bild sind, oder deutsche Sportlerinnen und Sportler interviewt werden.
Trotz magerer deutscher Medaillen-Bilanz sei die Resonanz auf allen Ausspielwegen der ARD bei der Leichtathletik-WM 2023 ungebrochen gewesen, heißt es auf der Webseite des NDR.
Claus Lufen und Frank Busemann nicht wie gewohnt bei Leichtathletik-EM zu sehen
Erste Einschränkungen bei der ARD sind bereits in der Sendung von 9 Uhr bis 15 Uhr zu spüren. Weil an diversen Positionen gestreikt wird, „können verschiedene Zuspielungen und Schalten nicht stattfinden. Es kann zu Ton und Bildproblemen kommen. Die Moderatoren-Position mit Claus Lufen und Frank Busemann kann auch nicht wie gewohnt stattfinden“, wie der VRFF-Tarifbeauftragte Björn von Mateffy gegenüber dem Abendblatt sagte.
Auch am Abend sollen ab 20.15 Uhr bis 23 Uhr Eindrücke aus Rom gesendet werden. Komplett ausfallen wird die Sendung aber wohl nicht, es kann allerdings sein, dass die Berichterstattung über die deutschen Athletinnen und Athleten deutlich kürzer ausfällt und stattdessen das „Weltbild“ vom HostBroadcaster aus Italien gezeigt wird.
Streik beim NDR: Mehrere Sendungen entfallen am Dienstagabend
Außerdem sollen auch die Produktionen aus dem Studio in Hamburg bestreikt werden. So entfallen im NDR Fernsehen am Dienstagabend die Sendungen „DAS!“, „Visite“ sowie im Regionalfenster Schleswig-Holstein die Sendung „Schleswig-Holstein 18:00 Uhr“. Laut NDR soll das „Hamburg-Journal“ – Stand jetzt – aber wie geplant stattfinden. Für Dienstagabend seien nun Ersatzformate vorgesehen: von 18 bis 18.15 Uhr Einge-Burger-t (nur Regionalfenster Schleswig-Holstein!), von 18.45 bis 19.30 Uhr DAS! Beste des Jahres und von 20.15 bis 21.15 Uhr Visite mit einem Folgentausch.
Ob das beliebte Lokalformat von dem Streik betroffen ist, könne man allerdings erst am Nachmittag sagen, hieß es auf Abendblatt-Anfrage vom NDR. Auch zu einem etwaigen Notfall-Sendeplan gab es vorerst keine genaue Rückmeldung.
Tarifverhandlungen beim NDR: „Ernstzunehmendes Angebot“ könnte Streik beenden
Anlass des Streiks sind Tarifforderungen der Gewerkschaften. So sollen die Tabellenentgelte der Beschäftigten um 10,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro monatlich erhöht werden. Außerdem sollen die Entgelte von Auszubildenden, Studierenden und Praktikantinnen und Praktikanten beim NDR um 200 Euro monatlich erhöht werden.
Ebenfalls neu verhandelt werden sollen die Regeln zu Nachtarbeit und damit einhergehende Nachtzuschläge. Auch geht es um die Inflationsausgleichsprämie (IAP) für Beschäftigte, die diese 2022 nicht erhalten haben (z. B. Elternzeit, Langzeiterkrankte). Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Oder „mindestens ein vergleichbarer Abschluss im Volumen und der Laufzeit vom Abschluss im öffentlichen Dienst der Länder 2023“.
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Zeitgleich zum Streik finden laut Mateffy am Dienstag neue Tarifverhandlungen statt. Sollte hier „ein ernstzunehmendes Angebot auf den Tisch gelegt werden“, sei man bei der VRFF auch bereit, den Streik vorzeitig zu beenden.