Hamburg. Sie wissen nicht, was sich hinter einer Handeule oder einem Snuufdook verbirgt? Dann sollten Sie hier weiterlesen.
Seitdem das Hamburger Abendblatt 2008 dazu aufgerufen hat, hamburgische Wörter zu nennen, die auszusterben drohen, gibt es jeden Tag viele Zuschriften zum Thema Plattdeutsch. Aus den Leserbriefen und Mails entsteht ein immer weiter wachsendes, umfassendes großes Hamburgisches Wörterbuch im Abendblatt. Schicken Sie uns gern weitere Anregungen – per E-Mail an hamburgisch@t-online.de (Betreff: Hamburgisch):
Plattdeutsch-Übersetzer: Alle Begriffe vom 1. Januar 2024 bis 31. März 2024
Brummkrüsel 1. Brummkreisel, ein großer Kreisel als Kinderspielzeug, der nicht mit einer Peitsche, sondern durch das „Pumpen“ mit einer Spindelstange in der Mitte in Betrieb gesetzt wurde und ab einer gewissen Drehzahl ein unsympathisches Brummen hören ließ. 2. übertragen ein mürrischer Mensch oder eine brummige Frau. Michael Richey (1755): Brumm-Krüsel: ein Kugel runder hohler Kreusel, mit einem Loche, welches im Lauffen ein Gebrumme machet. Metaphorice [übertragen]: ein mürrischer Mensch, den wir sonst auch „eenen Brumm-Kater“ nennen. Verb brummkrüseln (nörgelnd schimpfen). Adj. brummsch (brummig, mürrisch, verdrießlich, ärgerlich, unzufrieden). mj
Brook – tief gelegenes, meist versumpftes und feuchtes Gelände (Duvenstedter Brook; Grasbrook; Hammerbrook); hochdt. „das“ Bruch (Sumpfland), etwa in das Oderbruch (nördlich von Frankfurt/Oder). mj
mickerig, vom Verb vermickern, vermückern, besagt, dass etwas klein ist oder kümmerlich und schwach entwickelt: „Dat Kind is vermickert“, ist im Wachstum zurückgeblieben, erscheint mickerig. Carl Groth, Neumühlen
Buttpedder. Ein Elb- od. Wattfischer wurde im Gegensatz zum Hochseefischer spöttisch Buttpedder genannt. Butt pedden: auf die bei Ebbe liegen gebliebenen Plattfische „treten“ (pedden) und sie dann einsammeln. mj
verrammeln wird umgangssprachlich gebraucht für etwas dichtmachen, abschotten, mit Hindernissen versehen: „Gegen Seeräuber wird das Achterschiff verrammelt, abgeschottet“, berichten Seeleute. Carl Groth, Neumühlen
Weitere Teile des Hamburgischen Wörterbuches
Teil 1: Alle Begriffe von 1. Januar 2024 bis zum 31. März 2024
Teil 2: Alle Begriffe vom 1. April 2024 an
Bünn – seem. Fischbehälter in älteren Fischereifahrzeugen. Der oder die Bünn ist ein mittschiffs eingebauter Wasserkasten in einem Boot, Ewer oder Kutter, der durch Löcher im Boden (Bünnlöcker) mit dem Außenwasser in Verbindung steht. Der Bünn reichte von einer Schiffsseite zur anderen, war vorn und hinten mit wasserdichten Schotten, oben mit dem Bünndeck, abgeschlossen, das eine Luke (Bünnluuk) aufwies, durch die der Fang lebend eingeworfen und wieder herausgeholt werden konnte. Damals kamen die Fische im wahrsten Sinne des Wortes „springlebendig“ in die Küche und mussten nicht erst eine Weltreise um den halben Erdball antreten. Ältere Hamburger können es beurteilen: Man schmeckte den Unterschied! mj
Bütt – breiter, niedriger Holzkübel, meist mit Handgriff, kleiner als eine Balje. Das Büttenpapier, das aus der Bütt per Hand geschöpfte Papier, darf getrost zu diesem Stamm gerechnet werden. Im Rheinland drehte man die Bütt um, stieg hinauf und hielt im Karneval dumme und närrische Reden, die im Saal mit Geschrei sowie mit Alaaf! und Helau! begleitet wurden. Der kühle Hamburger konnte darüber nur den Kopf schütteln. mj
Buddelkamp. Scherzname für den Gleisanschluss, der einst zur Holsten-Brauerei führte. mj
Buscherump. Der „Finkenwerder Fischerhemd“ genannte Arbeitskittel aus Leinen oder Baumwolle reicht bis zur Hüfte, ist blau-weiß (selten: rot) gestreift und wird von Fischern, Seeleuten und Hafenarbeitern über der übrigen Kleidung getragen. Auch Handwerker (Maurer) und Buchdrucker (aber nicht bei Axel Springer) trugen Buscherumps. mj
Spiere, ein Sammelbegriff in der Schifffahrt für alle runden Hölzer oder Stangen, die meistens speziellen Aufgaben oder Anforderungen dienen; so auch der oder das Bugspriet, die Verlängerung der Takelage und der Segelfläche nach vorn, um der sogenannten Luvgierigkeit entgegenzuwirken. Carl Groth, Neumühlen
Bullenhusen. Ochsenzoll zum Beispiel trägt die Ochsen nicht im Namen, weil dort der HSV trainiert, sondern weil es sich bekanntlich um die Zollgrenze für die Ochsenherden aus Jütland handelte, während Bullenhusen nun gar nichts mit dem Rindvieh zu tun hat. Vielmehr wohnte dort 1523 der Vogt Hans Bulle, der der Gegend seinen Namen gab. Straßenname: Bullenhuser Damm (Rothenburgsort). mj
brüggen – Straßen, Wege und Dielen pflastern. mj
Krupers ist ein bildhafter Sammelbegriff für Kriechtiere, für alles, was mehr als vier Beine hat, seien es Maikäfer oder Bettwanzen, Silberfische oder Flöhe und Kartoffelkäfer. Sie alle sind im Hause wenig beliebt und müssen teilweise ernsthaft bekämpft werden. Carl Groth, Neumühlen
Buchweizen. Der Buchweizen (Bookweten) ist heute als angebliche Heilpflanze in die Apotheken und Reformhäuser abgedrängt worden, früher war er jedoch weit verbreitet und galt als das „Getreide des armen Mannes“. Dabei gehört der Buchweizen, der im Laufe der Jahrhunderte seinen Weg von der Mongolei nach Mitteleuropa gefunden hat, nicht zu den Getreiden, sondern zu den Knöterichgewächsen. Sein Name kommt von der Bucheckern-Form der Samen. Da der Buchweizen auf kargen Böden gedeiht („Heidekorn“), war er die Hauptanbaufrucht der Geestbauern. Von seinem Ertrag hing das Überleben vieler ländlicher Familien ab. Die enthülsten Samen wurden als Grütze, aber auch als Mehl verbraucht, mit dem man zwar kein Brot backen, aber diese schrecklichen Bookwetenklüten mit Fett und heißem Wasser herstellen konnte, die an den besseren der schlechten Tage mit Buttermilch, Sirup oder Schwarzsauer gegessen wurden. Ansonsten kam in den Geestdörfern, aber auch in den Hamburger Arbeiterhaushalten fast täglich Buchweizengrütze (Bookwetengrütt) auf den Tisch. mj
Fruunshand baven ist eine Formulierung, die zum Ausdruck bringt, dass hier oder in diesem Zusammenhang Frauen das Sagen oder das Kommando haben, und sie das Wort „Fruunshand baven“ in einer männlich geprägten Gesellschaft auch als Kampfmotto zu verwenden bereit sind. Carl Groth, Neumühlen
Burstah. Der Große Burstah (mit dem Abzweig Kleiner Burstah) in der Altstadt gehört zu den ältesten Straßen, die Hamburg zu bieten hat (1332 Burstat; 1449 uppe deme Burstade). Nach einer Überlieferung geht der Name auf eine deftige Prügelei zwischen Brauereiknechten und Bauern zurück. Die Bauern ergriffen die Flucht, und die Brauer riefen: Buer stah! – Bauer, bleib stehen! Der Name bedeutet mittelniederdeutsch bur wohl nicht Bauer, sondern „Wohnstätte, Haus, Ansiedlung“ und altsächsisch staath, mittelniederdeutsch stad so viel wie „Platz, Stelle“, am Fleet, umgedeutet in „Gestade, Ufer“. Burstat ist demnach als „Wohnplatz am Ufer“, als bewohntes Ufer bzw. als Ufer der Bewohner zu erklären. mj
Snuufke ist für einen, der mit verschnupfter Nase herumläuft, eine umgangssprachlich bedauernde Titulierung, die sich auf seinen Gesundheitszustand bezieht: „Na, Snuufke, ward dat al beter?“, wirds schon besser. Carl Groth, Neumühlen
Buddel. Der oder die Buddel (von frz. bouteille) ist die Flasche, und dieser Ausdruck begleitet die Hamburger ein Leben lang, womit nicht gesagt werden soll, dass jeder vom Säugling bis zum Greis pausenlos eine Flasche am Hals hat. Ein „Buddel Bier“ oder „aus der Buddel trinken“ sind in die aktuelle Umgangssprache übergegangen. Redensarten: de Buddel op ’n Kopp hollen (ganz austrinken); as de Buddels noch keen Hals harrn (ganz früher); nix im Buddel (nichts zu trinken); he hett to deep in ’n Buddel keken (er ist betrunken). Erweiterung: Buddelbreef (Flaschenpost), Buddelbloom (Teichrose), Buddelböst (Flaschenbürste), Buddelschapp (Flaschenschrank), Buddelwicks (Schuhwichse in Flaschen). mj
rappelvoll oder auch rammelvoll, nämlich gerammelt voll kann ein öffentliches Verkehrsmittel sein, aber auch eine Kiste mit Dukaten oder eine Tasse voller Haferflocken kann rappelvoll sein. Rappelt oder schüttelt man ein wenig, passt noch mehr hinein. Und eine Rappelsnuut ist ein pausenlos quatschendes Wesen, denn „rappeln“ steht auch fürs ununterbrochene Reden. Carl Groth, Neumühlen
Bückelhuut . Die Bückelhuut, und zwar eine opgepuuste, müssen wir nicht unbedingt dem Bückel abziehen, sondern als Schimpfwort für einen unangenehmen Menschen sehen; mit di opgepuuste Bückelhuut ward wi al lang fardich! Diese Redensart von der „aufgeblasenen Bücklingshaut“ lässt sich nicht übersetzen, die lässt sich nur genießen; sik opspelen as so ’n opgepuuste Bückelhuut (etwa: übertrieben wichtig tun). mj
vermöbeln hat bestenfalls etwas mit Möbeln als Schlagwerkzeug zu tun. Es bezeichnet den handgreiflichen Umgang mit Mitmenschen im Sinne von verhauen, verrüschen und durchprügeln: „Wi hebbt em orrig vermöbelt“, ihn tüchtig verprügelt .Carl Groth, Neumühlen
Bückel 1. Kurzform für Bückling, für einen geräucherten Hering. Die Fisch-oolsch rief: „Bückel, frische Bückel, warme Bückel vun de Koor, lüübsche Bückel“, und die Straßenjungen, die (schon) damals eine wahre Plage gewesen sein müssen, ergänzten: „… un rüükt se nich, so stinkt se.“ Der Geruch war es auch, der dem Bückling seinen Namen gab. Wir sollten uns an das mittelniederdeutsche Wort buckink für den geräucherten Hering halten, und das hat etwas mit dem buck, dem Ziegenbock, zu tun: Beide riechen stark – oder geradeheraus gesagt: Sie stinken! Dass der Bückling, wie so vieles, über Holland nach Hamburg gekommen ist, ist unbestritten. 2. scherzhaft für eine übertrieben tiefe Verbeugung. mj
snückern oder snuckern ist ein leises Schluchzen, ein beherrschtes Weinen, sonderlich von denen, die „nahe am Wasser gebaut haben“, also zur Weinerlichkeit neigen: „De lütt Deern is al wedder an ’t Snückern“, weint still vor sich hin. Carl Groth, Neumühlen
Brick. Eine Brick war ein Pferdewagen mit Bänken an beiden Langseiten, der Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 40 Personen befördern konnte. Im Gegensatz zum Stohlwagen war die Brick überdacht. mj
Windhund. Mit diesem Wort ist jene markante Hunderasse hier nicht gemeint. Die Hamburger nennen einen höchst unzuverlässigen Menschen einen Windhund, der zwar gern überall mitmischt, dem man aber vorsichtshalber kein Zutrauen schenken sollte. Carl Groth, Neumühlen
Bruut (Plur. Bruten) Braut (am Hochzeitstag), auch Verlobte (en faste Bruut), Liebste (en lüttje Bruut). Vgl. Brögam (Bräutigam). Mit der Braut war eine Fülle von zum Teil noch heute gepflegten Hochzeitsbräuchen verknüpft wie das Abtanzen von Kranz und Schleier. In den Vierlanden wurden der Braut nachts um 12 Uhr die Haare abgeschnitten und die Haube aufgesetzt. Aberglaube: Gab es in einem Haus gleich zwei Bräute, wurde eine der beiden Ehen unglücklich. Redensarten: De Bruut hett de Katt nich goot fuddert (wenn es am Hochzeitstag regnet); jümmers langsom mit de Bruut in ’t Bett (Warnung vor Übereilung). mj
Swiegermodderstohl. Große Kugelkakteen mit langen Stacheln, die Sitzhöhe erreichen, werden im Volksmund boshafterweise Schwiegermutter-Stühle genannt. Das lässt darauf schließen, dass Schwiegermütter nicht in allen Situationen gern gesehene Gäste sind .Carl Groth, Neumühlen
bikant oder bisiet also beiseitelegen oder -tun, meint, etwas aufschieben, „auf die lange Bank schieben“, was nicht wichtig ist oder unerledigt bleiben soll. Aber auch: „Se hebbt em bikant bröcht“, umgebracht, abgemurkst. Carl Groth, Neumühlen
Bruderschaft (Bröderschop). Die Bruderschaften als kirchlich-religiöse Vereinigungen von Geistlichen und Laien zur Fürbitte und Fürsorge für das Seelenheil verloren mit der Reformation (nach 1517) in evangelischen Ländern ihren Sinn, während sie in katholischen Gebieten erhalten blieben (z. B. Herz-Jesu-Bruderschaft, Rosenkranz-Bruderschaft). Im protestantischen Hamburg verstand man danach, obwohl es auch hier Zusammenschlüsse mit spirituellem Hintergrund gab, unter einer Bröderschop vor allem berufsbedingte Vereinigungen (Kaufleute, Lotsen, Schiffer, Krämer) und zunftähnliche Verbände, und zwar nicht der in den Ämtern organisierten Meister, sondern der Gesellen und Knechte (Brauer, Böttjer). So gab es die hamburgische Bröderschop der Ieslandfahrer (mit Island Handel treibende Kaufleute). mj
Bettwans oder Wandluus ist der plattdeutsche Name für die Tierchen, die in den Hotels benachbarter Hauptstädte sich derzeit angeblich wieder ausbreiten: „Die Bettwanze“, deren Erscheinen kein Mangel an Hygiene sein soll. Carl Groth, Neumühlen
Brott (Bruut). Das Brott ist die hochdt. Brut in den Bedeutungen: 1. n., Fischlaich, junge Fische. 2. Bienenbrut (Eier und Larven). 3. Eianlage im Eierstock von Hühnern. 4. f., Nachkommenschaft von Tieren, übertragen aber auch herablassend die Nachkommenschaft und Kinderschar von unliebsamen Menschen im Sinne von „Gesindel“: de Bruut vun ehr Naver. mj
Wonneproppen. Ein Kleinkind, lieblich anzuschauen, aber mit ein wenig Babyspeck, bezeichnet man wohlwollend als einen Wonneproppen. Selbst für ein junges Mädchen ist diese Bezeichnung gelegentlich noch zulässig: „Dien Dochter is ja jümmers noch en apartige Wonneproppen“, mit kindlichen Rundungen noch, aber durchaus ansehnlich .Carl Groth, Neumühlen
Brösel 1. kurze Pfeife, auch als Bröselpiep bezeichnet. 2. dunkelhäutiger oder sonnengebräunter (brauner) Mensch, daraus allgemein Schmutzfink. Verb bröseln, Subst. Bröselee (beim Arbeiten beschmutzte Näharbeit), Adj. bröselswatt (schmutzig von der Arbeit). mj
Jungspund ist eine leicht verächtliche Bezeichnung für einen Jungkerl, der noch in der Entwicklung ist, dem es an eigener Lebenserfahrung fehlt, dessen Erwachsensein erst noch bevorsteht: „Von so einem Jungspund kann man das nicht erwarten. – Der Spund ist ein Verschlusszapfen. (Carl Groth, Neumühlen)
Brögam Bräutigam (am Hochzeitstag), vor der Trauung auch Bruutmann genannt. Zudem Bezeichnung für Verlobter, Liebhaber, Schatz. Dauerte das Verhältnis länger an, handelte es sich um „en fasten Brögam“. Am Polterabend lautete der Ruf, wenn die Scherben klirrten: Glück för de Bruut, Glück för den Brögam. Die Kinder sangen vor dem Hochzeitshaus: De Brögam un de Bruut, de Hochtiet is bald ut; denn geiht dat Jammern an, se hett en jungen Ehemann.
bückeln – weglaufen, utbückeln. Von einem Händler, der aus Leichtsinn Pleite gemacht hatte, sagte man: He hett sik total achterrut bückelt. mj
Broer Brauer. Subst. Broeree (Brauerei). Verb broen [sprich: breo:n] (brauen). Da das Bier der wichtigste Hamburger Exportartikel war und bei den Einwohnern und selbst Kindern täglich als eine Art Lebensmittel getrunken wurde, galt die Braukunst als ein herausgehobenes Gewerbe, das auch die selbstbewusste Stellung der Brauerknechte erklärte, die alle zwei Jahre ihre Höge (Freudenfest) mit einem großen, reichhaltigen Festessen im Bruderschaftshaus am Rödingsmarkt feierten. mj
Wasserpass, das ist nicht etwa ein passähnliches Dokument, sondern ist bei einem Schiff der zierende Farbstreifen, der auf der sogenannten Konstruktionswasserlinie das Unterwasserschiff vom Überwasseranstrich des Rumpfes trennt. Die Breite dieses Farbstreifens kann abhängig von der Größe des Schiffes und der Höhe des Rumpfes sehr unterschiedlich sein. (Carl Groth, Neumühlen)
Bricken (Plur. Brickens). 1. Das Bricken ist eine runde oder rechteckige Holzscheibe, häufig als Frühstücksteller oder Unterlage z. B. beim Schinkenschneiden benutzt. Carl Groth erinnert sich noch an eine weitere Verwendung: „Wer über längere Strecken Wasser in Eimern heranschleppen musste, wie seinerzeit nach Fliegerangriffen, wenn wir das Wasser vom Hydranten holten, tat in solchem Fall gut daran, auf der Wasseroberfläche ein Bricken schwimmen zu lassen – das verhinderte das „Überschülpern“, das Überschwappen, aus dem Eimer.“ 2. Ein Untersatz, der nicht immer aus Holz sein muss, wird auch so bezeichnet, etwa Bierfilz. mj
tünen bedeutet flunkern, daherschwatzen, schwafeln; der Tüünkraam ist das Geschwätz, der Unsinn; ein Tüünbüdel oder Tüünpott gilt als Schwätzer, Aufschneider; Adv. tüünsch (wirr, verrückt). He tüünt vun Saken, de nich Hand un Foot hebbt; dat weet wi al lang, tüün man morgen mehr! mj
Twiete bezeichnet einen engen Weg oder eine Gasse, die häufig zwei größere Straßen verbindet. mj
Tüffelachteihn. Schimpfwort für einen ausgemachten Trottel und selten ungeschickten oder einfältigen Menschen. „He stellt sik dorbi an as so ’n Tüffelachteihn.“ Wem dieses Schimpfwort noch nicht reichte, der gab noch eines zu und nannte sein Opfer Tüffelnegenteihn. mj
treideln – Lastkähne auf Flüssen an Tauen von Land aus flussaufwärts ziehen, entweder durch Manneskraft (Treidler, Trecker) oder durch Pferde. Vom Niederdeutschen ins Hochdeutsche übernommen. Die Alsterkähne wurden flussabwärts gestakt, aufwärts jedoch getreidelt, zwischen 1529 und 1550 über den technisch allerdings unzulänglichen Alster-Beste-Kanal und die Trave über 91 Kilometer sogar bis nach Lübeck. mj
Torfkopp. Über die frühere Wichtigkeit von Torf (Törf) als Brennmaterial in Hamburg ist häufig berichtet worden. Ein Torfkopp ist dasselbe wie ein Dööskopp. Das ist ein Mensch, dem man nachsagt, nicht sehr helle zu sein, also Torf im Kopp zu haben. mj
Tunke ist die mehr oder weniger gelungene regionale Eindeutschung der frz. Sauce oder, wie man im Deutschen schreibt, der Soße. Von tunken (eintauchen). mj
Tranfunzeln waren die Beleuchtungen unserer Vorfahren, ehe die Petroleumlampen sie ablösten. Als Tranfunzel oder Trantüte bezeichnet man heute langweilige Mitmenschen, deren Aufmerksamkeit, Intelligenz und Handlungsfähigkeit so trübe und schwach entwickelt sind, wie es die Tranfunzeln von ehedem waren. (Carl Groth, Neumühlen)
Toseggersch. Eine Toseggersch ist eine Souffleuse, die den Schauspielern auf der Bühne den Text zuflüstert, wenn sie nicht weiterwissen. Henry Vahl wusste im Ohnsorg-Theater häufig nicht weiter und verstand auch die Souffleuse nicht, sodass seine Mitspieler stark improvisieren mussten, um das Stück so einigermaßen zu dem Ende zu bringen, das Autor und Regisseur ihm zugedacht hatten; de Toseggersch weer in ehrn Kassen innickt, un so seet ik böös in de Kniep. Von toseggen (vorsagen). mj
- Diese Zitronenjette überzeugt auf Plattdeutsch und auf Hochdeutsch
- Nach diesem Stück weiß jeder, was ein „Döspaddel“ ist
- Aktionen sollen Plattdeutsch fördern
bikant bringen, nämlich an die Kante vom Leben zum Tode. Diese Umschreibung des Tötens ist also nur ein verharmlosender Ausdruck für ein beabsichtigtes Morden: „Se hebbt den Terroristen gau bikant bröcht“, ihn rasch beseitigt. (Carl Groth, Neumühlen)
Suppenbund. Ein heute meist mit einem Gummiband zusammengehaltenes Bund Suppengrün, bestehend aus einem Stück Sellerie, Porree, Petersilienwurzel, Wurzeln und einem Stängel Petersilie, das es an jedem Gemüsestand als Zutat für eine frische Suppe zu kaufen gibt. (mj)
Blickschooster, aus dem Plattdeutschen: der Blechschuster als leicht hämische Bezeichnung für den Klempner, der sich mit Blechverwahrungen, Regenrinnen und auch blechernen Dachdeckungen abgibt. Wobei allen Wortverbindungen mit „Schuster“ eine gewisse Abwertung innewohnt. (Carl Groth, Neumühlen)
Tonbank (Toonbank). Eine Tonbank hat nichts mit Musik oder Tönen zu tun, sondern bedeutet in Hamburg 1. einen Laden- oder Verkaufstisch, in Gaststätten auch 2. eine Wirtshaustheke oder einen Tresen. Schon Michael Richey (1755) wusste: Toon-Banck: die Auslage, oder der Tisch, worauf der Krämer seine Waare vorzeiget, und worin auch das täglich gelösete Geld aufgehoben zu werden pfleget. Weiter Richey: toonen = zeigen, weisen, sehen lassen. Ist eigentlich Holländisch, aber bey uns in der Kaufmannschaft sehr im Gebrauche. (mj)
fuulkrank nennt man umgangssprachlich einen Arbeitsscheuen, dessen vorgeschützte Krankheit letztlich die Faulheit ist: „De, de ist doch bloots fuulkrank“, ein unzuverlässiger Mitarbeiter, der sich von seinem Arzt gar noch unterstützen lässt. (Carl Groth, Neumühlen)
maddelig ween – maddelig sein. Das drückt aus, dass jemand kraftlos ist, keinen Mumm hat, Notwendiges zu erledigen. (Margarethe Samu, Rissen)
Strom (mecklbg.). Der Strom war ein Landwirtschaftsvolontär, ein Praktikant auf einem Gut in Mecklenburg. Dieser Ausdruck ist nun alles andere als hamburgisch, wurde hier wie im übrigen Deutschland jedoch häufig missverstanden. Der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter (1810–1874) beschreibt in seinem Roman „Ut mine Stromtid“ nicht etwa seine Wanderjahre, sondern seine Zeit als Landwirtschaftseleve auf Gut Demzin, als er nach Todesurteil und Festungshaft wieder Fuß zu fassen suchte. (mj)
Tuuthorn. Die scheinbare Ähnlichkeit von Hörrohr und einem Tuuthorn, dem Blasinstrument, hat beizeiten zu bewussten Verwechslungen Anlass gegeben. Tuuthorn-Ede als verulkter Vorname für den Schwerhörigen war üblich. Und der Pastor, in Unkenntnis des Gerätes, warnte die alte Dame vor der Kirche schon eindringlich: „… ein Tuut, und Sie sind draußen!“ (Carl Groth, Neumühlen)
Bruuskopp ist im hamburgischen Jargon ein leicht erregbarer Mensch, auch ein Dickkopf: „So ’n Bruuskopp bruukt wi nich to ’n verhanneln“, zum Verhandeln taugt er nicht. (Carl Groth, Neumühlen)
Klöör (Kulöör) aus dem Französischen couleur. Damit ist 1. oft die Gesichtsfarbe gemeint: „Se hett en bannige Klöör kregen“, bekam einen hochroten Kopf vor Scham oder Wut. 2. spricht man auch beim Kartenspiel von den Klören, wenn es auf die Farben ankommt. (Carl Groth, Neumühlen)
Hacker! (Ausruf): Warnruf beim Glitschen oder Rodeln, lautmalerisch von hackern (dem Vordermann beim Glitschen in die Hacken fahren). Hacker de Glitsch! (Platz frei auf der Glitsche). 1. Das Verb hackern weist auf das Substantiv Hack (Hacke) hin. Beim Kinderspiel „Hack op Hack“ ging es darum, in dichter Folge auf Eis oder Schnee zu glitschen. 2. hackern kann auch bedeuten, auf einem Fuß oder Schlittschuh zu gleiten und sich mit der Hacke des anderen Fußes abzustoßen. (mj)
Wendax war eine Automobilmanufaktur in Hamburg. Die Firma geht auf die Wendenstraße in Hamm zurück, in der das Unternehmen ursprünglich seinen Sitz hatte. Eigentlich beschäftigte man sich mit der Herstellung von Draisinen für die Eisenbahn und firmierte unter dem Namen Draisinenbau Dr. Alpers. 1949 begann der Bau von Automobilen. Wendax war eines der ersten Unternehmen, das nach dem Krieg einen 1,5-t-Transporter auf den Markt brachte. Das Fahrzeug war mit einem VW-Käfer-Motor bestückt und hatte Frontantrieb. Die Motoren stammten aus den Beständen der ehemaligen deutschen Wehrmacht. Da sich Volkswagen aber weigerte, Motoren an Fremdunternehmen zu liefern – der eigene Transporter war bereits in der Entwicklung –, kam es nicht zu einer Serienproduktion. Dem dreisitzigen Roadster Aero WS 400 wurden Konstruktions- und Verarbeitungsmängel nachgesagt. Der Antrieb erfolgte über ein einzelnes Hinterrad. Dies erlaubte es, auf ein kostspieliges Differentialgetriebe zu verzichten, führte allerdings zu schlechten Fahreigenschaften. Zudem war der Aero WS 400 teurer als ein Volkswagen dieser Zeit. Auch die ab 1950 angebotenen Limousinen Wendax WS 700 und 750 mit ILO-Motor konnten nur wenige Käufer finden. Nach dem Artikel „In Sachen Wendax“ eines Motorjournalisten war der Ruf des Unternehmens ruiniert. Ende 1951 musste Wendax Vergleich anmelden, und die Automobilproduktion wurde eingestellt. Der Draisinenbau überlebte dagegen noch eine Weile. (Peter Schmachthagen)
Waterpedder. Das war jemand, der auf dem Rücken schwimmend nur die Beine benutzte oder aufrecht im Wasser stand und sich mit Waterpedden über Wasser hielt. (mj)
Wasserkran. Der Wasser- oder Zapfhahn wurde teilweise auch Kraan [sprich: kro:n] genannt, wohl nach süddeutschem Vorbild. (mj)
Butterlecker wurde in meiner Kindheit die damals moderne große Haarschleife auf den Köpfen kleiner Mädchen genannt. Über den Sinn dieses Wortes dachte wohl niemand nach, aber die Schleifenform ähnelte tatsächlich einem Schmetterling. (Erika Tolasch, Wentorf)
orrig oder örnlich aus dem Plattdeutschen für ordentlich im Sinne von tüchtig oder genug und in Hinsicht auf Aktivität oder Menge gebraucht: „He hett orrig wat op de Naht“, er ist wohlhabend, hat ordentlich was an Geld. Und: „He hett mi orrig holpem“, hat mir tüchtig geholfen. (Carl Groth, Neumühlen)
öllerhaftig ist eine gewollt ungenaue Bezeichnung für ältlich oder gar alt, was sehr viel deutlicher, fast brutaler klingt: „Tomeist wat öllerhaftige Lüüd wohnt in düt Olenheim“, denn richtig alt fühlen sich dort nicht alle. (Carl Groth, Neumühlen)
güntsiedig, nämlich jenseitig im geistigen Sinne, kann sein, was nicht auf Wissen und Erfahrung beruht, sondern auf Vermutungen, Halbwissen, Aberglauben oder Glauben zurückgeht. Denn glauben – sagt ein Sprichwort – heißt nicht wissen, und als güntsiedig also jenseitig oder zweifelhaft. (Carl Groth, Neumühlen)
Dat scheelt wat, das macht, das bewirkt einen Unterschied bei was auch immer, das bringt ein Mehr, abgeleitet von Scheel, der Grenze, der Trennung. Scheelsteen ist der Grenzstein und schelen als Verb in der Bedeutung von unterschieden sein: „En düchtige Regen, de scheelt al wat“, der bringt, der bewirkt schon etwas nach dieser Trockenheit. (Carl Groth, Neumühlen)
Waart [sprich: vo: et] (Plur. Waarten) f., Warze, Hautwucherung. Warzen sind zwar nicht lebensbedrohend, aber unangenehm und hässlich anzusehen. Wer die Warzen eines anderen zählt, bekommt selber welche, hieß es in Hamburg. Die Menschen versuchten, sich der Warzen zu entledigen. Es war und ist nicht zu empfehlen, sie mit Salpetersäure und anderen Mixturen wegzuätzen, deshalb musste der Aberglaube helfen. Das Hamburgische Wörterbuch überliefert eine Fülle von „Rezepten“: Am harmlosesten war es noch, die Warze mit einem Stück Speck einzureiben und den Speck anschließend unter der Dachtraufe oder einem Holunderbusch zu vergraben, wie es aus Finkenwerder und Moorburg berichtet wird. In Langenhorn benutzte man zum Überstreichen eine schwarze Schnecke, spießte die auf einen Dorn und wartete, bis sie vertrocknet und hoffentlich auch die Warze mit vertrocknet war. Der Glaube versetzt zwar psychosomatische Berge, aber selten Warzen. In Lohbrügge sollte man die Warze mit einer trockenen Erbse reiben und die Erbse dann schnell ins Feuer werfen. In Billwerder benötigte man den zunehmenden Mond, um kreuzweise über die Warze zu streichen und die Zauberformel zu murmeln: Wat ik ankiek, dat schall gewinnen, wat ik överstriek, dat schall verswinnen. Anderswo in Hamburg hielt man es mit dem abnehmenden Mond: So as de Moond schient an de Wand, so goht de Waarten vun de Hand. In den Vierlanden hatte man schon immer eine größere Nähe zum Sarg und glaubte, die Warzen auf die Toten übertragen zu können, indem man das Blut seiner Warze auf einen Lappen träufeln ließ und den dann in den Sarg schmuggelte. Wem das noch zu kompliziert war, der berührte die Warze mit der Hand des Toten und sprach zur Leiche: Liek, Liek, witt, nimm all mien Waarten mit! So recht scheint bis heute kein Mittel gewirkt zu haben, wenn wir die vielen Anti-Warzen-Pflaster und -Tinkturen in den Supermarktregalen betrachten. (Peter Schmachthagen)
Peerködels. Pferdeäpfel waren als Mist unmittelbar nach dem letzten Krieg noch ein beliebtes Mitbringsel für Leute, die einen eigenen Garten zur Gemüseversorgung hatten. Dazumal fuhren noch Bierwagen mit Pferden durch Hamburgs Straßen, und wer selbst Reiter war, konnte bei Einladungen ein gutes Gastgeschenk in Form von hochwertigem Dünger mitbringen. (Carl Groth, Neumühlen)
Schiet an Boom! ist eine Umschreibung für: ist doch egal, gleichgültig, unwichtig, gar überflüssig. „Ach, du mit deinen Bedenken, schiet an Boom“, unwichtig, sollte uns nicht stören; ist so unbeachtlich wie der Schiet, den man am Baum findet. (Carl Groth, Neumühlen)
Walddörfer. Die Hamburger Grenzen wiesen bis zum Groß-Hamburg-Gesetz 1937 mehrere Exklaven auf preußischem Gebiet auf, wozu vor allem die Walddörfer Farmsen, Berne, Volksdorf, Ohlstedt, Wohldorf, Schmalenbeck und Groß Hansdorf zählten. Sie waren bereits im späten Mittelalter ab 1435 in Hamburger Besitz geraten und hießen Walddörfer, weil sie damals von Wald umgeben waren. Sie lieferten Hamburg Holz, Holzkohle, dienten der Jagd und vor allem der Schweinemast mit Eicheln und Bucheckern. Als Vertreter der städtischen Obrigkeit im Walddörfergebiet fungierten bis 1830 zwei Mitglieder des Hamburger Rats, die sogenannten Waldherren. Die Aufsicht vor Ort übte seit 1473 ein Waldvogt aus und seit 1698 zwei Holzvögte, die als Waldreiter bezeichnet wurden. Sie sollten u. a. die zahlreichen Holzdiebstähle verhindern. Im Gegensatz zu den Walddörfern standen die ursprünglich holsteinischen Rümerdörfer zwischen Alster und Wandse, die auf freier, gerodeter Landschaft lagen (niederdt. rümich – weit, geräumig): Alsterdorf, Bergstedt, Bramfeld, Meiendorf, Oldenfelde, Rahlstedt, Sasel und Steilshoop, die 1750 bis 1768 teilweise in Hamburger Pfandbesitz waren, aber bis auf Alsterdorf (1803) erst 1937 Teil der Hansestadt wurden. (Peter Schmachthagen)
Düvel ook! ist ein Ausruf des Erstaunens, der Überraschung und auch der Begeisterung: „Dass du das allein geschafft hast – Düvel ook!“ Du bist eben ein Teufelskerl, das zu können. Aber auch: „Düvel ook, dat hett he goot henkregen“, das hat er gut gemacht. (Carl Groth, Neumühlen)
Breker, einen Brecher, nennt man im hamburgischen Sprachgebrauch ein kraftstrotzendes Mannsbild. Gemeint ist damit jemand, der seine Kräfte einzusetzen weiß und es gelegentlich zur eigenen Befriedigung auch tut: „Vör den Breker nehm di in Acht“, sei gewarnt, das ist ein Kraftprotz. (Carl Groth, Neumühlen)
Waarscho. Mahnung, Warnung; Waarscho! (Warnruf). Ähnlich: Warschauung. Verb „waarschauen“ (warnen, auf eine Gefahr aufmerksam machen). (mj)
Freiwache ist ein Begriff aus der Seefahrt, bezeichnet die Zeit, aber auch die Personengruppe, die während der Fahrt nicht zum Wachdienst, also zur Arbeit, eingeteilt ist. Für besonders wichtige oder dringliche Aufgaben müssen Freiwächter dennoch zur Arbeit zur Verfügung stehen. (Carl Groth, Neumühlen)
Snuufdook, das Schnupftuch, im Hochdeutschen als Taschentuch bekannt, wird umgangssprachlich allerdings auch als Rotzlappen bezeichnet. Heute wird dieses nicht unwichtige Utensil indes oft durch papierene Erzeugnisse ersetzt. (Carl Groth, Neumühlen)
Handeule: ursprünglich der Flüge leines Vogels [Eule, d. Red.], der zum Auffegen benutzt wurde, heute Handfeger. (Gesa Scheel)
Vorschläge und Anmerkungen zum Hamburgisch-Wörterbuch
senden Sie bitte an die E-Mail-Adresse hamburgisch@t-online.de (Betreff: Hamburgisch)