Aurich (dpa/lni). In Schulen, auf dem Wochenmarkt oder in der Nachbarschaft soll im September mehr Plattdeutsch und Saterfriesisch gesprochen werden. Dazu starten nun spezielle Aktionen speziell in Ostfriesland und in ganz Niedersachsen - dabei dreht es sich besonders ums Grüne.

Gesunde Ernährung, Gartenarbeit oder Naturschutz: Über diese Themen lässt sich auch auf Plattdeutsch sprechen - oder „proten“ wie man in Ostfriesland sagt. Im September gibt es speziell in Ostfriesland, aber auch niedersachsenweit besonders an Schulen Aktionen, um die Regionalsprache Plattdeutsch zu fördern. Lesungen, Sprachkurse und Lernmaterialien drehen sich dabei um grüne Themen.

In Ostfriesland gilt der September als Plattdüütskmaant, also Plattdeutschmonat. Viele Ostfriesen hätten eigene Gärten und auch in Schulen und Kitas werde immer mehr gegärtnert, sagte die Leiterin des Plattdüütskbüros der Ostfriesischen Landschaft, Grietje Kammler, bei der Vorstellung des Programms für den 18. Plattdüütskmaant am Mittwoch in Aurich. „Das Thema war ein Wunsch vieler Ostfriesen.“

Um sich auch auf Plattdeutsch über Naturschutz und Gartenarbeit auszutauschen, sind nun in den kommenden Wochen in den Landkreisen Aurich, Leer, Wittmund und in der Stadt Emden viele Veranstaltungen geplant - zusammen mit den Plattdeutschbeauftragten der Kommunen.

„Den Ostfriesen soll Mut gemacht werden, mehr Plattdeutsch zu sprechen oder es einfach mal auszuprobieren“, erklärte Landschaftspräsident Rico Mecklenburg. Denn nur wenn die Sprache auch gesprochen werde, bleibe sie erhalten und verschwinde nicht.

Der Plattdüütskmaant wird seit 2006 von dem regionalen Kulturverband Ostfriesische Landschaft organisiert und soll mit verschiedenen Aktionen immer im September zum Plattdeutschsprechen animieren. In diesem Jahr gibt es passend zum Garten-Thema gleich zwei Mottos: „Laat Platt wassen!“ und „Platt bleiht!“ - übersetzt bedeutet das: „Lass Platt wachsen!“ und „Platt blüht!“

Aber nicht nur in Ostfriesland, sondern niedersachsenweit sollen im September Plattdeutsch und auch Saterfriesisch mehr gesprochen werden - zumindest freitags. „Freedag is Plattdag“ heißt die Aktion auf Plattdeutsch und „Fräidai is Seelterdai“ auf Saterfriesisch, die es in diesem Jahr schon zum achten Mal gibt. Initiiert wird die Kampagne von der Arbeitsgruppe „Platt is cool“ der Landschaftsverbände und der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung. Die Aktion soll Anlass bieten, die Sprachen zu entdecken, hörbar zu machen oder ganz neu auszuprobieren, wie die Arbeitsgruppe mitteilte.

Was beim Bäcker, im Supermarkt oder auf der Arbeit gehen kann, soll auch in der Schule klappen: Alle Schulen in Niedersachsen seien aufgerufen teilzunehmen, teilte das Regionale Landesamt für Schule und Bildung mit. Dafür werden Lernmaterialien zur Verfügung gestellt, die sich in diesem Jahr um das Thema Ernährung drehen: Zum Beispiel gibt es ein Rezept zum Waffelbacken und einen Kalender mit saisonalem Gemüse - alles auch Plattdeutsch und Saterfriesisch.

„Das Angebot ist freiwillig und soll Schulen und Öffentlichkeit in ganz Niedersachsen darauf aufmerksam machen, dass wir in Niedersachsen zwei Sprachschätze haben, die auch durch die Sprachencharta geschützt sind und darum gepflegt werden müssen“, teilte das Landesamt mit.

Konkret werden die Regionalsprache Plattdeutsch und die Minderheitensprache Saterfriesisch durch die 1998 in Kraft getretene Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen geschützt. Das Saterland im Landkreis Cloppenburg ist die kleinste Sprachinsel Europas - nur noch 1000 bis 2000 Menschen dort sprechen Saterfriesisch. Aktiv Plattdeutsch sprechen in ganz Norddeutschland Schätzungen zufolge rund 2,5 Millionen Menschen.

Um zu erheben, wie es um die Plattdeutsch-Kompetenzen speziell in Ostfriesland steht, startet das Plattdüütskbüros erstmals seit 2007 eine Umfrage. Mit einem zweiseitigen Fragebogen, der an Ständen und im Internet zu erhalten ist, sollen Sprech- und Verständnisfähigkeiten erfasst werden. Bei der letzten Erhebung hatte rund die Hälfte der rund 6000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angegeben, Plattdeutsch gut sprechen zu können. Dreiviertel gaben an, Plattdeutsch gut zu verstehen. Mit den Ergebnissen sollen künftig gezielte Maßnahmen zur Förderung der Regionalsprache getroffen werden, sagte Kammler.

Das Kultusministerium in Hannover geht davon aus, dass an mehr als 300 Schulen aller Schulformen im Land Niederdeutsch gesprochen wird - etwa in Wahlpflichtkursen, AG-Angeboten oder Unterrichtsprojekten. Insgesamt gibt es landesweit 44 anerkannte Schulen, an denen Niederdeutsch Teil des Schulprogramm ist. Schülerinnen und Schüler können dort Plattdeutsch oder Saterfriesisch etwa im Regelunterricht oder in Wahlpflichtkursen als zweite Fremdsprache wählen.