Hamburg. Der Überblick: Alle Landkreise im Norden unter kritischer Marke. Testpflicht in Bremer Betrieben. Kinder fordern Schulöffnung,

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Hamburg ist auch am Dienstag niedriger gewesen als noch vor einer Woche – langsam nähert sich die Inzidenz der kritischen Marke von 100. Nicht nur die sinkende Inzidenz, auch die zunehmende Zahl der verabreichten Impfungen macht Hoffnung. Am Montag hat die Sozialbehörde nun auch erste Personen der dritten Priorisierungsgruppe zur Impfung eingeladen.

Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte nach den Beratungen der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass der Impfstoff auch in Zukunft "gleichmäßig und gerecht" verteilt werden soll. Schnelle Privilegien für Geimpfte sehen Tschentscher wie auch sein Amtskollege Stephan Weil (SPD) in Niedersachsen skeptisch.

Die Corona-Nachrichten für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 27. April:

  • Schleswig-Holstein gibt Corona-Impfung für dritte Gruppe frei
  • Alle Kreise im Norden unterschreiten kritische Marke
  • Kinder fordern Schulöffnung vor Hamburger Rathaus
  • Hamburg: Corona-Inzidenz steigt nur im Bezirk Eimsbüttel
  • Kubicki: Helgoland ist Beleg für „Irrsinn“ der Notbremse
  • Intensivstationen in Hamburg bleiben stark ausgelastet
  • Nur wenige positive Corona-Tests bei Urlaubern an der Schlei
  • Bremen führt im Alleingang Testpflicht in Unternehmen ein
  • Wegen Corona: Scandlines mit deutlichem Umsatzverlust
  • Corona in Hamburg: Lage in Krankenhäusern angespannt
  • Inzidenz sinkt in Hamburg – mehr Patienten in Kliniken

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Schleswig-Holstein gibt Corona-Impfung für dritte Gruppe frei

Schleswig-Holstein gibt die Corona-Impfungen in Arztpraxen und Impfzentren für die gesamte Gruppe mit der dritthöchsten Priorität ab dem 10. Mai frei. Dies teilte die Landesregierung am Dienstag mit. Zu dieser Gruppe gehören außer den 60- bis 70-Jährigen weitere medizinisch vorbelastete Menschen, alle Lehrer, Feuerwehrleute und Mitarbeiter im Lebensmittelhandel. Gebucht werden können Termine für die Impfzentren ab dem 6. Mai.

Ein erster Schritt für diese Gruppe war die Freigabe der Impfungen für 60- bis 69-Jährige mit Astrazeneca über die Hausarztpraxen ab Montag. „Wir setzen unseren konsequenten Schleswig-Holstein-Weg auch bei den noch ausstehenden Etappen hin zu mehr Normalität um“, erklärte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Teil dieses Weges sei auch, Freiheiten zurückzugeben, wo dies möglich ist.

Alle Kreise im Norden unterschreiten kritische Marke

In Schleswig-Holstein sind am Dienstag 357 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Das geht aus Daten des Gesundheitsministeriums in Kiel hervor (Stand: 27. April, 20.43 Uhr). Eine Woche zuvor hatte es 434 neu registrierte Fälle gegeben. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 70,2 – nach 72,2 am Montag und 74 am Sonntag. Schleswig-Holstein ist seit einer Weile das einzige Bundesland, in dem die Zahl der Infektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche unter 100 liegt.

Die kritische Schwelle von 100 bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritt am Dienstag kein Kreis mehr. Knapp darunter lagen die Kreise Stormarn (99,9) und Pinneberg (99,0). Die niedrigsten Zahlen gab es in den Kreisen Nordfriesland (42,2), Schleswig-Flensburg (43,3) und Plön (45,1)

177 Menschen wurden am Dienstag in Kliniken wegen Covid-19 behandelt, also fünf mehr als am Vortag. 49 – zwei mehr als am Vortag – lagen auf der Intensivstation. 37 wurden beatmet, drei mehr als am Montag. Die Zahl der an oder mit Corona gestorbenen Menschen betrug 1504. Das heißt, es gab zwei weitere Todesfälle.

Kinder fordern Schulöffnung vor Hamburger Rathaus

Mehr als 30 Schülerinnen und Schüler sowie Eltern haben am Dienstagnachmittag vor dem Hamburger Rathaus für Wechselunterricht für alle Klassen demonstriert. Initiatorin Svenja Lötz beklagte, dass „der fehlende Präsenzunterricht Folgen für die Kinder hat. Den SchülerInnen fällt es schwer, sich zu konzentrieren, und ihnen fehlt die Motivation. Schließlich waren sie seit Mitte Dezember auch nicht mehr in der Schule.“

Gut 30 Schülerinnen und Schüler sowie Eltern demonstrierten auf dem Hamburger Rathausmarkt für eine Öffnung der Schulen für alle Jahrgänge.
Gut 30 Schülerinnen und Schüler sowie Eltern demonstrierten am Dienstagnachmittag auf dem Hamburger Rathausmarkt für eine Öffnung der Schulen für alle Jahrgänge. © HA | Laurena Erdmann

Christian Martens, der für seine Petition „back-to-school“ schon mehr als 3100 Unterschriften gesammelt hat, forderte eine „schrittweise Öffnung“ der Schulen. Das sei wichtig, da „manche Kinder quasi keinen Austausch mit Gleichaltrigen mehr haben und vereinsamen. Es fehlt ihnen auch die Bewegung“, so Martens. „SchülerInnen im Distanzunterricht können nicht die gleiche Leistung bringen und sind abgelenkt.“ Dies gelte besonders in sozial schwächeren Stadtteilen, wo die Inzidenzen hoch seien. Martens: „Wir wollen diesen Kindern zeigen, dass wir sie sehen.“

Maryem (13) demonstrierte vor dem Hamburger Rathaus für eine Öffnung der Schulen.
Maryem (13) aus Hamburg möchte endlich wieder in die Schule. © HA | Laurena Erdmann

Auch die 13-jährige Schülerin Maryem möchte wieder in die Schule: „Ich merke einfach, dass Homeschooling kein Ersatz ist, weil ich weniger lerne. Von den Bildschirmen bekomme ich auch Kopfschmerzen.“ Die Kundgebung soll nun wöchentlich wiederholt werden, bis die Forderung erfüllt ist.

Hamburg: Corona-Inzidenz steigt nur im Bezirk Eimsbüttel

Innerhalb Hamburgs ist das Infektionsgeschehen nach wie vor sehr heterogen. So weisen die Bezirke Mitte (189,1) und Harburg (140,2) weiterhin eine überdurchschnittlich hohe Inzidenz auf. Während Bergedorf (108,5), Altona (108,4) und Wandsbek (103,2) nur leicht unter dem Schnitt liegen, stehen Eimsbüttel (89,1) und Hamburg-Nord (78,7) deutlich besser da.

Das Bezirksamt Eimsbüttel verzeichnet als Einziges in Hamburg noch eine steigende Corona-Inzidenz.
Das Bezirksamt Eimsbüttel verzeichnet als Einziges in Hamburg noch eine steigende Corona-Inzidenz. © imago images/Hoch Zwei Stock/Angerer | Unbekannt

Dennoch hat Eimsbüttel erstmals seit Monaten seinen Spitzenplatz eingebüßt: Im bisherigen Vorzeige-Bezirk stieg die Inzidenz gegenüber der Vorwoche um mehr als zehn Punkte an, während sie in allen anderen Bezirken sank – am stärksten übrigens in Harburg (um mehr als 50 Punkte) und in Mitte (knapp 40).

Kubicki: Helgoland ist Beleg für „Irrsinn“ der Notbremse

FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat am Beispiel der Nordseeinsel Helgoland die Regelungen der sogenannten Bundesnotbremse kritisiert. „Wenn ab Mittwoch die Bundesnotbremse auch im Kreis Pinneberg zieht, zeigt sich noch mal besonders anschaulich, mit welchem regulatorischen Irrsinn uns diese Bundesregierung überzogen hat“, sagte der Vizepräsident des Bundestags. „Denn ab dann wird auch auf der Insel Helgoland die nächtliche Ausgangssperre gelten, obwohl dort die Inzidenz bei 0 liegt.“

FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat am Beispiel der Nordseeinsel Helgoland die Regelungen der sogenannten Bundesnotbremse kritisiert (Archivbild).
FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat am Beispiel der Nordseeinsel Helgoland die Regelungen der sogenannten Bundesnotbremse kritisiert (Archivbild). © picture alliance/dpa/Axel Heimken | Unbekannt

Warum eine in offener See liegende und Corona-freie Insel nun von den Grundrechtseinschränkungen erfasst werde, lasse sich rational wahrscheinlich nicht einmal von den härtesten Lockdown-Befürwortern erklären, sagte Kubicki. „Wenn die Betroffenheit von Grundrechtseingriffen nur an der administrativen Zuordnung eines Gebietes hängt, ist etwas gewaltig schiefgelaufen.“ Dies sei nur ein besonders krasses Beispiel vieler Widersprüchlichkeiten und Probleme, die dieses Gesetz auslöse.

Die markanten Hummerbuden auf Helgoland: Obwohl die Hochseeinsel Corona-frei ist, tritt die Bundesnotbremse in Kraft.
Die markanten Hummerbuden auf Helgoland: Obwohl die Hochseeinsel Corona-frei ist, tritt die Bundesnotbremse in Kraft. © dpa | Carsten Rehder

Wegen mehrtägiger Überschreitung des Grenzwerts von 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen greift ab Mittwoch auch im Kreis Pinneberg die Corona-Notbremse.

Lesen Sie auch: Wo in Schleswig-Holstein jetzt die Corona-Notbremse greift

Intensivstationen in Hamburg bleiben stark ausgelastet

Diese Zahlen sinken anders als die Inzidenz nicht: Die Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser bleiben stark ausgelastet. Die Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), Dr. Claudia Brase, sagte dem Abendblatt: „Die Lage auf den Intensivstationen ist auf hohem Niveau stabil.“ Sie schränkte aber ein: „Die aktuelle Belastung der Krankenhäuser in der gegenwärtigen Phase der Corona-Pandemie ist insgesamt zu hoch.“

Laut der Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), Dr. Claudia Brase, ist die Lage auf Hamburger Intensivstationen
Laut der Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG), Dr. Claudia Brase, ist die Lage auf Hamburger Intensivstationen "auf hohem Niveau stabil" (Symbolbild). © picture alliance/dpa/Kay Nietfeld | Unbekannt

Der Senat sprach am Dienstag von 306 Covid-19-Patienten in den Kliniken der Stadt. 114 von ihnen müssten intensivmedizinisch versorgt werden, 89 davon kommen aus Hamburg.

Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft HKG (Archivbild).
Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft HKG (Archivbild). © Volkmar Otto / HKG | Unbekannt

Doch dieses Bild muss eingeordnet werden. Dazu helfen die tagesaktuellen Statistiken des Intensivregisters und die Hilfe von Experten. Im Intensivregister zeigt sich, dass von 538 Hamburger Intensivbetten 465 belegt sind. 110 seien Covid-Patienten, 76 von ihnen werden beatmet. Die Belegungszahl scheint hoch zu sein. Dabei vergisst man zwei Dinge: Erstens gibt es wie in jedem Bundesland eine Notfallreserve (in Hamburg 301 Betten), die innerhalb weniger Tage aktiviert werden kann. Daraus wurden bereits mehrfach in der Corona-Pandemie einzelne Betten zur Verfügung gestellt. Das dauert zwei bis drei Tage „Rüstzeit“.

Wichtiger noch als die Betten: Das Personal muss darauf vorbereitet werden. Zweitens steht Hamburg mit Schleswig-Holstein an der Spitze der aktuell freien Intensivbetten pro Krankenhaus-Standort im Bundes-ländervergleich. Das zeigt: In anderen Ländern ist der Druck, der auf den Intensivstationen lastet, noch höher. Hamburg hat deshalb schon über die Leitstelle Nord in Hannover Intensivpatienten aus Bundesländern wie Thüringen aufgenommen. Aktuell ist die Lage auf den Intensivstationen nach Zahl der freien Betten besonders angespannt in Bremen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Hessen.

Nur wenige positive Corona-Tests bei Urlaubern an der Schlei

Urlauber haben die Corona-Zahlen in der Tourismus-Modellregion Ostseefjord Schlei nach ersten Angaben bisher nicht in die Höhe getrieben. Von 9532 vorrangig für Urlauber vorgesehenen Schnelltests binnen sechs Tagen fielen zehn positiv aus, wie die Ostseefjord Schlei GmbH mitteilte. Davon seien jeweils fünf auf Touristen und Einheimische entfallen. Rund 80 Prozent der 9532 Tests ließen Urlauber machen.

Die Positivquote für die von Mittwoch bis Montag vorgenommenen Tests betrug demnach rund 0,1 Prozent. Als Vergleichswert nannten die Gesundheitsämter der Kreise Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde eine Positivquote von 0,3 Prozent bei ihren Schnelltests.

Auch Kappeln ist Teilnehmer am Tourismus-Modellprojekt Ostseefjord-Schlei (Archivbild).
Auch Kappeln ist Teilnehmer am Tourismus-Modellprojekt Ostseefjord Schlei (Archivbild). © picture alliance/dpa/Frank Molter | Unbekannt

In der Schleiregion und in Eckernförde dürfen Urlauber seit Montag vergangener Woche unter strikten Vorgaben - dazu gehören Tests in zeitlich dichtem Abstand - und mit deutlichen Einschränkungen Ferien machen. Ein zweite Modellregion in Schleswig-Holstein soll am Samstag in Nordfriesland an den Start gehen. Die Projekte sollen belegen, dass auch unter Corona-Bedingungen ein sicherer Urlaub möglich sein könne. Weitere Modellvorhaben sind an der Lübecker Bucht und in Büsum (Kreis Dithmarschen) vorgesehen.

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Bremen führt im Alleingang Testpflicht in Unternehmen ein

Das Bundesland Bremen führt im Alleingang auf Landesebene vom 10. Mai an eine Corona-Testpflicht in Unternehmen und Verwaltungen ein. Auf einen entsprechenden Grundsatzbeschluss verständigte sich der Senat des Bundeslands am Dienstag. „Eine echte Testpflicht dient dem Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nicht im Home-Office arbeiten können“, begründete Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) die Entscheidung.

Zudem leiste die Maßnahme einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie insgesamt. „Was bei Kindern und Jugendlichen sinnvoll ist, das muss auch bei Erwachsenen möglich sein“, sagte er mit Blick auf Regeln für die Schulen.

Andreas Bovenschulte (SPD), Bürgermeister von Bremen, verteidigte die eingeführte Corona-Testpflicht in Unternehmen und Verwaltungen (Archivbild).
Andreas Bovenschulte (SPD), Bürgermeister von Bremen, verteidigte die eingeführte Corona-Testpflicht in Unternehmen und Verwaltungen (Archivbild). © picture alliance/dpa/Sina Schuldt | Unbekannt

Bisher sind die Arbeitgeber durch die Arbeitsschutzverordnung verpflichtet, ihren Beschäftigten, die nicht im Home-Office arbeiten, zweimal in der Woche einen Corona-Selbsttest anzubieten. In Bremen werden die Beschäftigten nun künftig verpflichtet, dieses Angebot auch anzunehmen. Der Senat führt mit der Entscheidung die Testpflicht auf landesrechtlicher Ebene für Präsenz-Arbeitsplätze ein. Die Corona-Verordnung soll nun entsprechend angepasst werden. Vorgesehen ist auch eine Übergangsfrist.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Niedersachsen: Corona-Lage in Kliniken bleibt angespannt

Die Corona-Lage in den niedersächsischen Kliniken bleibt angespannt. Derzeit werden 1083 Corona-Patienten im Krankenhaus behandelt, teilte der Leiter des Corona-Krisenstabs der Landesregierung, Staatssekretär Heiger Scholz, am Dienstag in Hannover mit.

322 Betroffene liegen auf der Intensivstation, 228 davon müssen künstlich beatmet werden. Der Anteil beatmeter Patienten steige, zunehmend landeten jüngere Corona-Patienten im Krankenhaus, sagte Scholz. Die Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag nach Angaben des Landesgesundheitsamts landesweit bei 121,8, vor einer Woche betrug der Wert 125,6.

Die Impfkampagne läuft unterdessen weiter auf Hochtouren. Zum Start der Terminanmeldung für über 60-Jährige mit dem Impfstoff von Astrazeneca am Montag sei die Hotline zwar zeitweise überlastet gewesen. Interessenten hätten aber teils bereits direkt einen Termin für die Erst- und Zweitimpfung reservieren können, sagte Scholz. Zudem sei nahezu allen etwa 4000 Beschäftigen in den Gefängnissen in den vergangenen sechs Wochen ein Impfangebot gemacht worden, teilte das Justizministerium mit. Die Impfbereitschaft sei hoch, sie liege zum Teil bei mehr als 96 Prozent.

Die AHAL-Regeln gegen Corona: So verringern sie das Ansteckungsrisiko

  • Abstand halten: Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Hygiene: Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund, waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife und achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Im Alltag Maske tragen: Auch wo die (erweiterte) Maskenpflicht nicht gilt, ist es empfehlenswert, sich und andere vor Ansteckung zu schützen. FFP2-Masken oder OP-Masken bieten Schutz vor Ansteckung
  • Lüften: Wenn Sie sich mit anderen Personen in einem Raum aufhalten, lüften Sie regelmäßig, um das Risiko einer erhöhten Viruskonzentration in der Raumluft zu verringen
  • Außerdem: Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Wegen Corona: Scandlines mit deutlichem Umsatzverlust

Die Corona-Pandemie hat beim Fährunternehmen Scandlines im vergangenen Jahr für einen massiven Umsatzverlust gesorgt. Der Umsatz sank nach 475 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 273 Millionen Euro, wie die Reederei am Dienstag berichtete. Wegen der Reisebeschränkungen und den Grenzschließungen sei der Auto- und Passagierverkehr um mehr als 50 Prozent zurückgegangen.

Das Frachtgeschäft habe mit einer Verringerung um sechs Prozent relativ stabile Verkehrszahlen geliefert. Scandlines setzt seine Fähren zwischen Deutschland und Dänemark auf den Routen Puttgarden-Rødby und Rostock-Gedser ein.

Die Corona-Pandemie hat beim Fährunternehmen Scandlines im vergangenen Jahr für einen massiven Umsatzverlust gesorgt.
Die Corona-Pandemie hat beim Fährunternehmen Scandlines im vergangenen Jahr für einen massiven Umsatzverlust gesorgt. © picture alliance/dpa-Zentralbild/Jens Büttner | Unbekannt

Das Unternehmen gehe davon aus, dass die Pandemie den Pkw- und Passagierverkehr sowie Shopping- und Busreisen weiterhin negativ beeinflussen wird. Es werde noch einige Zeit dauern, bis Reisen wieder möglich sind. Gleichzeitig wird erwartet, dass sich der Frachtverkehr in diesem Jahr relativ stabil auf einem hohen Niveau bewegen werde. Wegen der großen Unsicherheit wollte das Unternehmen keine finanziellen Erwartungen für 2021 formulieren.

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Verband fordert Campingurlaub in Niedersachsen noch im Mai

Eine Freigabe des Campingurlaubs in Gemeinden mit wenigen Corona-Neuansteckungen fordert der Verband der Campingplatzunternehmer Niedersachsen. „Wir wollen, dass geöffnet wird“, sagte der Vorsitzende Norbert Kloodt. „Wir haben den autarken Urlaub, Sanitäreinrichtung und Küche sind in den Wohnmobilen, die Plätze sind bis zu hundert Quadratmeter groß“, führte er aus.

Camper wollten vor allen Dingen die Natur genießen. Nach dem Bundesinfektionsschutzgesetz müssen Campingplätze in Landkreisen mit einer Inzidenz von über 100 geschlossen bleiben. Liege der Wert darunter, solle das Land die Plätze nun aufmachen, fordert der Verband.

Die Nachfrage nach Dauercampingplätzen in Niedersachsen ist größer als das Angebot. Die Situation hat sich wegen der Corona-Pandemie noch verschärft.
Derzeit müssen Campingplätze in Landkreisen mit einer Inzidenz von über 100 geschlossen bleiben (Symbolbild). © picture alliance/dpa/Hauke-Christian Dittrich | Unbekannt

„Es gibt das Bedürfnis, und wir möchten es gern geregelt anbieten. Mit der Luca-App und Schnelltests vor Ort, das ist eigentlich optimal“, sagte Kloodt. Im Mai laufe das Geschäft mit den Feiertagen Himmelfahrt und Pfingsten normalerweise richtig an. „Nun gibt es gar keine Perspektive“, bemängelte Kloodt, der auf seinem Platz am Stover Strand an der Elbe wie alle anderen nur Dauercamper beherbergen darf. Bis mindestens zum 9. Mai ist Tourismus nicht erlaubt.

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Corona in Hamburg: Lage in Krankenhäusern angespannt

Der Senat hat am Dienstag über die aktuelle Corona-Lage in Hamburg berichtet. Insbesondere Personen im Alter von 20 bis 40 Jahren hätten sich in der vergangenen Woche angesteckt, so Julia Offen, stellvertretende Sprecherin des Senats. 358 Fälle entfallen auf die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen und 386 auf die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. 87 Fälle dieser Woche gehen auf die 0- bis 5-Jährigen zurück, 225 Fälle auf die 6- bis 14-Jährigen.

Julia Offen, stellvertretende Sprecherin des Senats, informierte über die aktuelle Corona-Lage in Hamburg (Archivbild).
Julia Offen, stellvertretende Sprecherin des Senats, informierte über die aktuelle Corona-Lage in Hamburg (Archivbild). © imago images/Chris Emil Janßen | Unbekannt

In den Krankenhäusern sei die Lage weiterhin angespannt. "Das Niveau ist nach wie vor besorgniserregend", sagte Offen zur Inzidenzkurve in Hamburg. Erstaunlich ist, dass  insbesondere in Eimsbüttel die Inzidenz steigt. "Möglicherweise hat es da ein singuläres Ereignis gegeben", sagte Offen. In Harburg und Mitte sei die Inzidenz noch immer hoch. Der Senat plane, die Bevölkerung weiter aufzuklären. "Da gibt es ganz, ganz viele Maßnahmen, die gebündelt werden", sagte die Sprecherin.

Im Ländervergleich liege Hamburg "eine Nasenlänge vorn". "Hamburg tut ganz viel dafür, um den Jojo-Effekt bei Inzidenzen zu verhindern", so Julia Offen. So habe der Senat unter anderem die Notbremse gezogen, noch bevor es das Bundesgesetz gab.

Mehr Corona-Fälle mit britischer Variante

Weiterhin werden in Hamburg Corona-Sequenzierungen durchgeführt. Die britische Variante B.1.1.7 wurde laut Senat in 1237 Fällen eindeutig nachgewiesen (+180 im Vergleich zur Vorwoche), in weiteren 6781 Fällen bestehe der Verdacht auf diese Mutationsform.

Die südafrikanische Variante B.1.351 wurde in 16 Fällen durch Sequenzierung bestätigt, 17 Fälle befinden sich in Klärung. Die brasilianische Variante B.1.1.28 wurde weiterhin in bisher nur einem Fall nachgewiesen, es gebe einen Verdachtsfall. Die indische Variante B.1.617 wurde in Hamburg bislang nicht nachgewiesen.

Fortschritt bei Corona-Impfungen in Hamburg

Bei den Corona-Impfungen in Hamburg sei derweil ein Fortschritt zu verzeichnen. Die Quote bei den Erstimpfungen liege derzeit bei 24,5 Prozent. 6,2 Prozent aller Hamburger wurden bereits zum zweiten Mal geimpft. Unter den über-60-Jährigen hätten rund 58 Prozent bereits eine Schutzimpfung erhalten.

Auch die Zahl der Teststandorte in der Hansestadt steigt: Derzeit gebe es 251 Teststandorte, davon seien 82 Apotheken. "Weitere 86 Zentren sind im Aufbau", so Offen. Infos für Arbeitgeber gebe es auf hamburg.de.

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Impfdosen: Senat hält sich weiter an Vorgaben der EMA

Die nicht genutzten Impfdosen im Hamburger Impfzentrum wurden am Dienstag ebenfalls thematisiert. Dabei handelt es sich um Impfstoff, der als sogenannte Überschussmenge pro Ampulle mitgeliefert wird. Im Hamburger Impfzentrum wird nur die von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) pro Behältnis zugelassene Zahl an Impfeinheiten verwendet.

CDU- und FDP-Politiker hatten daraufhin gefordert, dass Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen schaffen soll, damit auch die letzte Dose aus den Ampullen gezogen werden kann.

Dazu sagte Offen: Die Zahl der gezogenen Impfdosen werde weiterhin so bleiben. Es sei besser sechs vernünftige Impfdosen auszugeben, anstatt bei einer siebten Dosis nicht genug herauszubekommen.

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Inzidenz sinkt in Hamburg – mehr Patienten in Kliniken

Am Dienstag hat die Sozialbehörde 210 Corona-Neuinfektionen in Hamburg gemeldet. Das sind 22 Fälle weniger als am Montag (232 neue Fälle). Vor einer Woche waren es am Dienstag mit 227 etwas mehr Infektionen als heute. Somit verändert sich der Inzidenzwert wieder und sinkt erneut leicht auf 114,3 (Vortag: 115,2) Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.

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Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 70.919 Corona-Infektionen registriert. Von ihnen gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 61.800 als genesen.

Die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern liegt bei 306 (Stand 26. April). 114 Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen, 89 von ihnen kommen aus Hamburg. Die Behörde meldete zudem sechs weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 1467 Menschen gestorben.

Am Dienstag wurden in Hamburg erneut weniger Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet als noch vor einer Woche (Symbolbild).
Am Dienstag wurden in Hamburg erneut weniger Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet als noch vor einer Woche (Symbolbild). © picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt | Unbekannt

Trotz Corona: Niedersachsen plant Feier zum 75. Geburtstag

Der Corona-Pandemie zum Trotz will das Land Niedersachsen seinen 75. Geburtstag groß feiern. Dies sei ein „gewöhnungsbedürftiger Gedanke“, aber „wir glauben, es gibt etwas zu feiern“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil am Dienstag. Die vergangenen 75 Jahre seien eine „glückliche Phase“ für das Land gewesen – „vielleicht die glücklichste Phase, die unser Landstrich je hatte“. Das Land Niedersachsen wurde per Verordnung der britischen Militärverwaltung zum 1. November 1946 aus den Ländern Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe gegründet.

Allerdings stehe die Feier angesichts der Pandemie als bislang wohl größter Krise unter einem besonderen Stern, sagte Weil. Es gebe einen großen Vorbehalt bei den Planungen: „Wir werden keine Risiken eingehen.“ Am 1. November sei ein Festakt in Hannover geplant - mit Gästen aus dem In- und Ausland. Parallel solle es ein internationales Symposium der Partnerregionen und einen internationalen Schüler-Workshop geben. Abhängig von der Corona-Krise solle zudem vom 8. bis 10. Oktober in der Landeshauptstadt der Tag der Niedersachsen gefeiert werden.

Außerdem soll das Projekt „Digitale Menschenkette“ mit Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb aus Hannover und Keno Veith, der als Platt sprechender „schwatter Ostfrees Jung“ zum Internetstar wurde, gestartet werden. Menschen sollten bewegt werden, Fotos von sich zu machen, die dann laut Weil zur längsten digitalen Menschenkette zusammengeschnitten werden sollen.

Corona-Verstöße: Friseur in St. Georg muss schließen

Bei einem Friseursalon an der Bremer Reihe sind mehr als 100 gefälschte Corona-Testbescheinigungen gefunden worden. Die Polizei stellte auch andere Verstöße fest und hat den Salon daraufhin geschlossen.

Während einer Streife waren Polizisten auf den Salon „Baba Cut“ aufmerksam geworden. Im Geschäft wurden die Mindestabstände nicht eingehalten. Niemand trug die vorgeschriebene FFP2-Maske. Bei der anschließenden Kontrolle stießen die Beamten auf die Corona-Testbescheinigungen. Nach dem Einsatz wurde der Laden geschlossen und versiegelt.

Corona: Thering kritisiert Vernichtung von Rest-Impfstoff

Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion in Hamburg hat kritisiert, dass im Hamburger Impfzentrum an den Messehallen Impf-Restdosen nicht genutzt werden. Laut NDR-Recherchen wurden im Impfzentrum etwa 43.000 Restdosen weggeworfen bzw. nicht genutzt. Dabei handelt es sich um Impfstoff, der als sogenannte Überschussmenge pro Ampulle mitgeliefert wird. Im Hamburger Impfzentrum wird nur die von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) pro Behältnis zugelassene Zahl an Impfeinheiten verwendet.

Dennis Thering kritisiert, dass im Hamburger Impfzentrum an den Messehallen Impf-Restdosen nicht genutzt werden (Archivbild).
Dennis Thering (CDU) kritisiert, dass im Hamburger Impfzentrum an den Messehallen Impf-Restdosen nicht genutzt werden (Archivbild). © picture alliance/dpa/Marcus Brandt | Unbekannt

"Damit hätte ein ganzer Stadtteil wie Langenhorn quasi einmal durchgeimpft werden können. Das ist nicht nur bedauerlich, das ist unfassbar", teilte Thering mit. "Hier geht Bürokratie mal wieder vor Gesundheitsschutz und so werden wir die Corona-Krise deutlich langsamer bewältigen, als wir könnten."

Thering erwarte von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), dass in Hamburg nun die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, auch die letzte Dose aus den Ampullen zu ziehen.

Michael Kruse, FDP-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, schloss sich der Kritik über Twitter an. "Das Wegwerfen von knappem Impfstoff macht mich wütend und fassungslos", schrieb er.

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Kinderkrankengeld: Frauen tragen Hauptlast in Pandemie

Das Ergebnis einer Analyse der Barmer zum pandemiebedingten Kinderkrankengeld ist wenig überraschend: Demnach haben Frauen in Schleswig-Holstein in den ersten drei Monaten dieses Jahres 909 Mal das Kinderkrankengeld erhalten. Bei den Männern im Land war dies mit 564 Mal deutlich weniger der Fall.

Frauen tragen in der Pandemie die Hauptlast bei der Kinderversorgung: Laut einer Analyse der Barmer beantragen Frauen das pandemiebedingte Kinderkrankengeld deutlich häufiger als Männer (Symbolbild).
Frauen tragen in der Corona-Pandemie die Hauptlast bei der Kinderversorgung: Laut einer Analyse der Barmer beantragen Frauen das pandemiebedingte Kinderkrankengeld deutlich häufiger als Männer (Symbolbild). © picture alliance /Zoonar/Robert Kneschke | Unbekannt

Das Kinderkrankengeld kommt an! Es wird stark nachgefragt. Und das ist gut so!“, sagt Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. „Unsere aktuelle Auswertung zeigt, dass Frauen die Hauptlast in der Versorgung der Kinder tragen. Sie bleiben vornehmlich zu Hause, um Schul- und Kita-Kinder zu betreuen.“ So hätten die Mütter an 3038 Tagen und die Väter an 1642 Tagen das neue Kinderkrankengeld bei pandemiebedingter Betreuung der Kinder im ersten Quartal in Anspruch genommen.

Corona-Notbremse greift ab Mittwoch im Kreis Pinneberg

Wegen mehrtägiger Überschreitung des Grenzwerts von 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen greift ab Mittwoch im Kreis Pinneberg die Corona-Notbremse. Dies kündigte der Kreis an. Dann gilt dort zwischen 22 Uhr und 5 Uhr eine Ausgangsbeschränkung. Außerdem muss die Außengastronomie wieder schließen. Private Kontakte sind nur noch mit Angehörigen des eigenen Haushalts und einer weiteren Person erlaubt.

Darüber hinaus gibt es in den Kitas des Kreises vorerst nur Notbetreuung, in den Schulen nur Distanzunterricht. Ausschank und Verzehr von Alkohol ist im öffentlichen Raum untersagt. Im Einzelhandel und auf Wochenmärkten darf nur noch eine Person pro Haushalt einkaufen.

Lesen Sie auch: Wo in Schleswig-Holstein jetzt die Corona-Notbremse greift

Johnson & Johnson eingetroffen: Erste Obdachlose geimpft

In Hamburg hat die Impfung von mindestens 800 Obdachlosen begonnen: Direkt nachdem am Montag eine Lieferung von 4800 Dosen des Herstellers Johnson & Johnson eingetroffen war, versorgte ein mobiles Impfteam die ersten Bewohner der Unterkunft an der Friesenstraße in Hammerbrook. Das bestätigte die Sozialbehörde am Montagabend auf Anfrage.

Am Vormittag hatte es nach 53 Corona-Fällen unter Obdachlosen einen Großeinsatz an der Einrichtung Pik As in der Neustadt gegeben. Nach der Testung von Bewohnern wurde die Einrichtung unter Aufsicht von Polizei und Feuerwehr geräumt. Ein Großteil der Bewohner kam in die Unterkunft an der Friesenstraße.

Die Verlegung erfolgte laut Sozialbehörde regulär im Rahmen eines Ringtausches – dabei werden die Bewohner nach Infizierten, Kontaktpersonen in Quarantäne und Nichtinfizierte neu auf die Unterkünfte in der Stadt verteilt, um die Impfungen mit Johnson & Johnson strukturiert durchführen zu können. Im Pik As hatte es aber auch positive Testergebnisse gegeben. Deshalb kamen die Betroffenen und ihre Kontaktpersonen am Montagmorgen in das Quarantänequartier an der Schmiedekoppel in Niendorf. Dabei waren die Einsatzkräfte geschützt wie bei einem großen Corona-Ausbruch.

In der Hamburger Obdachlosenunterkunft Pik As in der Neustadt wurden mehrere Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Die Verlegungen der Bewohner erfolgten durch Polizei und Feuerwehr.
In der Hamburger Obdachlosenunterkunft Pik As in der Neustadt wurden mehrere Personen positiv auf das Coronavirus getestet. © Michael Arning | Unbekannt

Nach Abendblatt-Informationen hatten sich jedoch viele der Obdachlosen aus dem Pik As entfernt, bevor sie getestet werden konnten. Im Umfeld der Betreuungsstätte ist davon die Rede, dass auch direkte Kontaktpersonen von Infizierten nicht mehr auffindbar seien. An zwei Standorten, darunter dem Pik As, konnten weitere 15 Infektionen ohne erkennbaren Zusammenhang zum Infektionsgeschehen in der Friesenstraße ermittelt werden, teilte die Sozialbehörde mit.

Die Impfung der Obdachlosen soll in den kommenden Tagen fortgesetzt werden. Die Behörde plant auch, Obdachlose in der Stadt von Sozialarbeitern ansprechen zu lassen, um sie zu einer Impfung zu motivieren.

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Landrat über Impfung mit Kochsalzlösung: „tragischer Fall“

Nach den Impfungen mit Kochsalzlösung im Landkreis Friesland hat Landrat Sven Ambrosy von einem tragischen Fall gesprochen. „Von einer examinierten Krankenschwester kann erwartet werden, auch unter Druck richtige Entscheidungen zu treffen“, sagte der SPD-Politiker der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „Ihr Motiv war klar, den Vorfall zu vertuschen.“ Schwestern, Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger stünden oft unter Druck, das heiße aber nicht, dass sie sich zu strafbaren Handlungen hinreißen lassen dürften: „Es bleibt ein Fehlverhalten.“

Sven Ambrosy (SPD), Landrat im Landkreis Friesland, steht vor dem Impfzentrum Landkreis Friesland. Hier soll eine Mitarbeiterin in sechs Fällen Biontech-Impfstoff durch eine Kochsalzlösung ausgetauscht haben.
Sven Ambrosy (SPD), Landrat im Landkreis Friesland, steht vor dem Impfzentrum Landkreis Friesland. Hier soll eine Mitarbeiterin in sechs Fällen Biontech-Impfstoff durch eine Kochsalzlösung ausgetauscht haben. © picture alliance/dpa/Mohssen Assanimoghaddam | Unbekannt

„Und wir müssen auch auf jene 200 Menschen schauen, deren Vertrauen möglicherweise erschüttert ist“, sagte der Landrat. „Sie müssen sich jetzt auf Antikörper testen lassen, sie haben womöglich nicht das Impfmittel bekommen, auf das sie sehnlich gewartet haben.“ Er betonte, eine examinierte Krankenschwester müsse wissen, „was sie im Zweifelsfall anrichtet“. Die Polizei gehe von einem Einzelfall aus, von einer Krankenschwester, die spontan falsch gehandelt habe. „Doch so etwas können wir uns beim besten Willen nicht leisten, da es um die Gesundheit von Menschen geht.“

Am Sonntag war bekannt geworden, dass die Impfzentrums-Mitarbeiterin des Roten Kreuzes in Schortens eingeräumt hatte, sechs Spritzen statt mit Impfstoff nur mit Kochsalzlösung gefüllt zu haben. Nach Behördenangaben war ihr beim Anmischen des Vakzins ein Fläschchen mit Biontech-Impfstoff heruntergefallen, was sie vertuschen wollte.

Ohne Termin im Impfzentrum: Astrazeneca für alle ab 18

Das Impfzentrum Greifswald bietet ab diesem Dienstag rund 100 Dosen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca täglich ohne Termin an - für alle über 18-Jährigen. Die Impfdosen stammen aus dem Deputat des Ärzteverbundes HaffNet, dem der Landkreis für eigene Impfaktionen ursprünglich 5000 Dosen zur Verfügung gestellt hatte, wie es am Montagabend hieß.

Der Landkreis selbst verfüge seit vergangener Woche über keinen eigenen Lagerbestand des Mittels von Astrazeneca mehr. Im Greifswalder Impfzentrum wird es nun an einer der fünf Impfstraßen angeboten. Der Impfstoff war vergangene Woche vom Gesundheitsministerium in Schwerin für alle Altersgruppen freigegeben worden.

Unabhängig jeder Priorisierung und ohne Termin konnten sich Menschen ab 18 Jahren auch schon in den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte gegen das Coronavirus impfen lassen. Dazu gab es am Freitag in Waren an der Müritz und am Samstag in Heringsdorf und in Torgelow Aktionstage.

Hamburger Einrichtungen laden zu virtuellen Hausbesuchen

Leere Zuschauerräume, stille Bühnen und Ausstellungen ohne Publikum. Vier Hamburger Kultur-Freundeskreise nutzen diese Situation jetzt als Chance, neue Blicke auf historisch bedeutende Gebäude zu werfen. In den Kurzfilmen „Hausbesuche“ erzählen Intendanten und Direktorinnen, was sie mit ihren Häusern verbindet, zeigen überraschende Details und baugeschichtliche Zusammenhänge und werden dabei fachkundig begleitet vom Denkmalverein Hamburg, teilten die Organisatoren mit. Den Start dieses kulturellen Angebots macht das Thalia Theater, in den nächsten Monaten folgen die Laeiszhalle und das Museum für Kunst und Gewerbe.

„In Zeiten, in denen die Häuser coronabedingt geschlossen sind und wir ihre Angebote schmerzlich vermissen, öffnet das Format Zugänge und verbindet gelingend denkmalfachliche Perspektiven mit Historie und Gegenwart dieser wundervollen Kulturorte“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD).

Carsten Brosda, Hamburgs Kultursenator (SPD) lobte das Projekt
Carsten Brosda, Hamburgs Kultursenator (SPD) lobte das Projekt "Hausbesuche - Freunde treffen Freunde". © Roland Magunia | Roland Magunia

„Hausbesuche - Freunde treffen Freunde“ ist eine Kooperation der Thalia Freunde, des Freundeskreis Elbphilharmonie und Laeiszhalle, der Justus Brinckmann Gesellschaft (MK&G Freundeskreis) und des Denkmalvereins Hamburg.

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Norden hofft auf Corona-Lockerungen in Urlaubssaison

Nach dem Impfgipfel von Bund und Ländern hofft die Tourismusbranche in Niedersachsen auf Lockerungen für Geimpfte in der Urlaubssaison. Wenn ein großer Teil der Bevölkerung die Impfung habe, „dann gibt es überhaupt keinen Grund, Beschränkungen aufrechtzuerhalten“, sagte der Vorsitzende des niedersächsischen Tourismusverbandes, Sven Ambrosy, der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann erklärte, in der niedersächsischen Corona-Verordnung gebe es bereits „gewisse Erleichterungen“ für Geimpfte.

„Wenn die Impfkampagne allerdings weiter so gut läuft, sollten wir uns gerade mit Blick auf den Sommer auch mit dem Thema Urlaub für Geimpfte auseinandersetzen“, sagte der CDU-Politiker dem Blatt. Bis dahin solle jedem ein Impfangebot gemacht werden. Der CDU-Fraktionschef im Landtag, Dirk Toepffer, sprach sich dafür aus, Sommerurlaub für geimpfte Menschen möglich zu machen. Es sei der richtige Zeitpunkt, den Menschen in den Tourismusgebieten zu helfen.

Der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags, Jan Arning, sagte der Zeitung, die von der Pandemie erheblich belastete Bevölkerung brauche kurzfristig eine deutliche Perspektive für die Sommerferien: „Auch die Tourismuskommunen sowie die Vermieter, die keinen Anspruch auf Entschädigungszahlungen haben, sind dringend hierauf angewiesen.“

Der FDP-Fraktionschef im Landtag, Stefan Birkner, forderte: „Geimpfte sollten – genauso wie Getestete oder auch Genesene – so schnell wie möglich so viele Freiheiten wie möglich wiederbekommen.“ Das gelte auch für das Reisen.

Hamburg: SPD bemängelt unzuverlässige Impfstofflieferungen

Die Gesundheitsexpertin der SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft hat unzuverlässige Lieferungen der Corona-Impfstoffe von Moderna und Astrazeneca kritisiert. Abgesagte oder verzögerte Lieferungen hätten direkte Auswirkungen auf die Impfkampagne, sagte Claudia Loss. Eine Schriftliche Kleine Anfrage an den Senat habe ergeben, dass es lediglich Biontech gelungen sei, die Impfstoffmenge kontinuierlich zu steigern und weitestgehend verlässlich zu liefern.

„Das Lieferverhalten von Moderna und Astrazeneca macht eine verlässliche Planung für die Gesundheitsbehörde unmöglich“, sagte sie. Die Folge seien kurzfristig anberaumte Termine und Wartezeiten. In der Senatsantwort ist von „häufigen und oftmals kurzfristigen Änderungen der Liefermengen und -zeitpunkte“ die Rede.

154 Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist in Schleswig-Holstein leicht gesunken: Am Montag lag sie bei 72,2 nach 74 am Vortag, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums in Kiel hervorgeht (Stand: 26. April, 20.17 Uhr). Am Montag vor einer Woche hatte der Wert im Land laut den Daten des Ministeriums bei 72,1 gelegen. Schleswig-Holstein ist das einzige Bundesland, in dem die Zahl der Infektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche unter 100 liegt.

Die kritische Schwelle von 100 bei der Inzidenz überschritten den Angaben zufolge zwei Kreise: Stormarn mit 102,8 und Pinneberg mit 105,3. Die niedrigsten Zahlen gab es in den Kreisen Plön (36,5) und Nordfriesland (38,0). Auch der Kreis Schleswig-Flensburg (42,3) sowie die Städte Flensburg (48,8) und Neumünster (49,9) lagen unter dem Wert von 50.

Am Montag wurden in Hamburg weniger Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet als noch vor einer Woche (Symbolbild).
Die Inzidenz in Schleswig-Holstein ist am Montag leicht gesunken (Symbolbild). © dpa picture alliance | Unbekannt

Für das Land wurden am Montag 154 bestätigte Corona-Neuinfektionen seit dem Vortag gemeldet. Eine Woche zuvor waren es 202. 172 Menschen wurden am Montag in Kliniken wegen Covid-19 behandelt, vier weniger als am Vortag. 47 – einer mehr als am Vortag - lagen auf der Intensivstation. 34 wurden beatmet, vier mehr als am Sonntag. Die Zahl der an oder mit Corona gestorbenen Menschen betrug 1502 (plus 5).

Lesen Sie hier den Corona-Newsblog für Hamburg und den Norden vom Vortag.

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