Hamburg. Der Senat nennt erstmals konkrete Daten, aus denen sich die Wirkung der ungeliebten Maßnahme ableiten lässt.
Die Behauptung gibt es schon länger: Dass die Zahl der Corona-Infektionen in Hamburg seit Wochen stärker zurückgeht als in allen anderen Bundesländern, liege vor allem an den seit Anfang April von 21 bis 5 Uhr geltenden Ausgangsbeschränkungen, heißt es immer wieder aus dem Senat.
Der Zusammenhang sei „plausibel“, hatte Innensenator Andy Grote (SPD) vergangene Woche gesagt: „Es ist nach 21 Uhr im Grunde nichts mehr los in Hamburg. Wir haben weniger Verkehr, weniger Begegnungen, weniger Kontakte.“ Das lasse sich auch belegen.
Indes: Obwohl auch überregionale Medien mit Interesse auf die Entwicklung in Hamburg schauen, wurde diese Aussage bislang nie wirklich mit Daten untermauert. Doch auf Abendblatt-Anfrage hat die Innenbehörde nun erstmals konkrete Angaben gemacht, und sie sprechen eine deutliche Sprache.
Deutlich weniger Corona-Verstöße in Hamburg
Demnach sind die Verstöße gegen die Kontaktbeschränkungen – eine entscheidende Größe in der Pandemiebekämpfung – seit der Verschärfung der Maßnahmen massiv zurückgegangen. Vom 19. März bis zum 1. April, den letzten zwei Wochen vor Inkrafttreten der Ausgangssperre, wurden noch 1113 Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Verstößen gegen die Kontaktbeschränkungen geschrieben. In den ersten zwei Wochen mit Ausgangssperre, also vom 2. bis 15. April, dagegen nur noch 646 – ein Rückgang um fast 42 Prozent.
Noch deutlicher gingen die mündlichen Verwarnungen zurück: Waren davon in den letzten zwei Märzwochen noch 727 ausgesprochen worden, waren es in den zwei Wochen darauf nur noch 202 – das waren 72 Prozent weniger. Insgesamt hat sich die Zahl der Verstöße von 1840 auf 848 mehr als halbiert.
Dass das mit einem geringeren Kontrolldruck durch die Polizei zu tun haben könnte, wird in den Sicherheitsbehörden zurückgewiesen. „Wir haben den Druck immer hochgehalten“, heißt es. Die Polizei überwache die Einhaltung der Corona-Regeln nicht nur permanent, sondern es gebe auch immer wieder Schwerpunkteinsätze.
Innenbehörde sieht breite Akzeptanz der Maßnahmen
Auch die Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkung an sich bewegten sich „insgesamt auf einem niedrigen Niveau“, heißt es aus der Innenbehörde. Vom 2. bis zum 15. April wurden insgesamt 279 Ordnungswidrigkeiten angezeigt und 145 mündliche Verwarnungen ausgesprochen – also durchschnittlich rund 20 beziehungsweise zehn pro Tag – für eine Großstadt mit 1,9 Millionen Einwohnern ein sehr überschaubarer Wert.
„Das ist ein Beleg für die hohe Akzeptanz der Maßnahme und spricht für das große Verantwortungsbewusstsein der Hamburgerinnen und Hamburger“, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Frank Reschreiter. „Die Ausgangsbeschränkungen zeigen offenbar Wirkung und bremsen das Infektionsgeschehen ab.“
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Tatsächlich ging es am Dienstag weiter herunter: Mit 210 Neuinfektionen wurde der Wert der Vorwoche um 17 unterboten. Die Inzidenz, die die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, sank zumindest minimal von 115,2 auf 114,3.
Zum Vergleich: Am 31. März, als der Senat die „Notbremse“ zog, lag sie noch bei 163,7. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt für Hamburg sogar nur einen Wert von 105 an. Demnach steht nur Schleswig-Holstein (72) besser da – allerdings stagniert die Entwicklung dort seit Wochen.
Hamburg-Nord löst Eimsbüttel als Vorzeigebezirk ab
Innerhalb Hamburgs ist das Infektionsgeschehen nach wie vor sehr heterogen. So weisen die Bezirke Mitte (189,1) und Harburg (140,2) weiterhin eine überdurchschnittlich hohe Inzidenz auf. Während Bergedorf (108,5), Altona (108,4) und Wandsbek (103,2) nur leicht unter dem Schnitt liegen, stehen Eimsbüttel (89,1) und Hamburg-Nord (78,7) deutlich besser da.
Dennoch hat Eimsbüttel erstmals seit Monaten seinen Spitzenplatz eingebüßt: Im bisherigen Vorzeigebezirk stieg die Inzidenz gegenüber der Vorwoche um mehr als zehn Punkte an, während sie in allen anderen Bezirken sank – am stärksten übrigens in Harburg (um mehr als 50 Punkte) und in Mitte (knapp 40).