Hamburg. Das Reisekonzept der Schlei hat die Landesregierung in Kiel sehr beeindruckt. Die Gegend hat zwei entscheidende Vorteile.

Als Wirtschaftsminister Bernd Buchholz am späten Freitagnachmittag die Konzepte der touristischen Modellregionen für Schleswig-Holstein vorstellte, erwähnte er eines besonders oft – das der Schlei-Region. Die Vorschläge der dortigen Gemeinden hatten ihn sehr beeindruckt und könnten das Vorbild für einen neuen Tourismus trotz Corona sein.

Das hat viel mit Max Triphaus zu tun, dem Geschäftsführer des Ostseefjords Schlei, einer Tourismusorganisation für die Region. Als er nach der letzten, gescheiterten Ministerpräsidentenkonferenz davon hörte, dass es Modellregionen für Öffnungen, auch im Tourismus, geben werde, machte er sich sofort an die Arbeit für ein Konzept – natürlich mithilfe der zugehörigen Gemeinden von Steinbergkirche im Norden bis runter nach Schleswig.

Urlaub an der Ostsee wieder ab 19. April möglich

Das ist die Region, die ab dem 19. April für Touristen wieder öffnen darf – vorausgesetzt, die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt unter 100. Im Moment liegt sie für den Landkreis Schleswig-Flensburg bei 28,3 je 100.000 Einwohner, das ist einer der niedrigsten Werte in Deutschland überhaupt. Und das war auch einer der Gründe, warum die Schlei-Region sofort den Zuschlag für ein Modellprojekt erhielt. Hier ist die Chance am größten, dass man nicht in kurzer Zeit, also wenn die Inzidenz drei Tage hintereinander über 100 liegt, wieder alles dicht machen muss.

Triphaus' Kernidee: Er will aus der vermeintlichen Schwäche der Region in Pandemiezeiten eine Stärke machen. Die Schlei ist zwar ein aufstrebendes Urlaubsziel, hat aber bei Weitem nicht die touristische Infrastruktur wie etwa die Orte an der Lübecker Bucht oder in Nordfriesland. Hotels, schon gar in gehobeneren Kategorie gibt es kaum, auch die gastronomischen und die Freizeitangebote sind ausbaufähig.

Besonderheit: Gastronomie an der Schlei bleibt dicht

Das war bisher ein Nachteil, könnte auf dem Weg zu einem möglichst kontaktarmen Urlaub, der sich überwiegend unter freiem Himmel in schöner Natur abspielt, nun ein entscheidender Vorteil werden. Und davon hat die Schlei-Region reichlich.

Kappeln mit seinem legendären  Heringszaun in der Schlei.
Kappeln mit seinem legendären Heringszaun in der Schlei. © picture alliance / DUMONT Bildar | dpa Picture-Alliance / Sabine Lubenow

Ab dem 19. April sollen nun alle Ferienhäuser und Ferienwohnungen wie vor der Pandemie eröffnet werden. Auch die (wenigen) Hotels und Pensionen dürfen wieder Gäste beherbergen, morgendliche Frühstücksbüffets bleiben aber genauso verboten wie die Bewirtung in Innenräumen insgesamt. Nur die Außengastronomie darf, schon ab diesem Montag, wieder den Betrieb aufnehmen.

„Wir glauben, dass die meisten Gäste im Moment sowieso eher ungern in geschlossenen Räumen essen gehen würden“, sagt Triphaus, und dass man sich dem damit bewusst von anderen Modellregionen abheben wolle. Auch die Campingplätze dürfen öffnen, kommen darf aber nur, wer einen festen Platz gebucht hat. „Wir dulden keine wilden Camper. Schließlich wollen wir in der Region auch nicht überlaufen“, so Triphaus

Urlauber müssen negativen Corona-Test vorlegen

Die Urlauber, die kommen, müssen bei Anreise einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Drei Tage nach der Ankunft müssen sie sich wieder testen lassen, danach im Rhythmus von vier Tagen. Wer positiv getestet wird, mit seinem eigenen Auto angereist ist und fahrtüchtig ist, muss die Schlei-Region wieder verlassen und sich an seinem Heimatort in Quarantäne begeben. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Region gereist ist, muss sich vor Ort in Quarantäne begeben, in dem Ferienquartier oder in einer Ausweichunterkunft. Die Kosten dafür muss der Gast selbst übernehmen.

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In jedem einzelnen Fall entscheide aber das Gesundheitsamt wie vorzugehen sei, so Triphaus. Er hat zusammen mit den zuständigen Gemeinden genau errechnet, wie viele Tests jede Woche nötig sind, um die aufwendige Strategie durchzuhalten. Dazu habe man die Besucherzahlen für April und Mai aus dem Jahr 2019 genommen und ein Plus von 30 Prozent als Puffer dazu gerechnet.

Mobile Teststationen für Urlauber an der Schlei

Um den Besuchern das Testen so komfortabel wie möglich zu machen, werden nun überall in der Region mobile Teststationen aufgebaut, von Eckernförde bis zur Geltinger Bucht. „Wir wollen, dass jeder Gast in seiner Nähe eine Station finden kann“, so Triphaus. Vermieter von Ferienwohnungen, Betreiber von Hotels, Pension und Campingplätzen müssen diese kontrollieren. „Das ist viel Arbeit, die aber organisiert und gemacht werden muss.“ Die Tests sind für die Urlauber kostenlos.

Auch Sieseby an der Schlei öffnet am 19. April.
Auch Sieseby an der Schlei öffnet am 19. April. © Andreas Laible | Andreas Laible

Auch bei den weiteren touristischen Anbietern gehen die Gemeinden an der Schlei defensiv vor. Öffnen dürfen nur Freiluft-Attraktionen, beispielswiese der Barfußpark in Schwackendorf oder die Tolk-Schau in der Nähe von Schleswig. Schwimmbäder oder Kinos sollen geschlossen bleiben.

Die Schifffahrt auf der Schlei soll ab dem 19. April wieder Fahrten anbieten, allerdings haben hier nur Besucher Zutritt, die einen tagesaktuellen negativen Corona-Test nachweisen können. „Außerdem wollen die Betreiber die Gäste nicht in die Innenräume lassen und mit verringerter Passagierzahl fahren.“

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