Hamburger. Polizist wurde nur 29 Jahre alt, weil er andere vor einem mutmaßlichen Islamisten beschützte. Nun soll es eine Schweigeminute geben.
Bei Hamburgs Polizei herrscht nach dem tödlichen Messerangriff auf einen 29 Jahre alten Polizeibeamten in Mannheim weiter tiefe Betroffenheit. Im Gedenken an und zu Ehren von Rouven L., der am 31. Mai sein Leben für andere gab, ruft die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in der Hansestadt alle Hamburger dazu auf, sich an einer Schweigeminute für den rücklings, mit Messerstichen in den Hinterkopf getöteten Beamten zu beteiligen.
Und zwar exakt eine Woche nach der Attacke am Freitag (7. Juni) um 11.34 Uhr. Damit schließt sich die GdP Hamburg einem bundesweiten Aufruf der Polizeigewerkschaften an. Der stellvertretende Vorsitzende der GdP-Hamburg, Lars Osburg, sagt dazu: „Jeder kann daran teilnehmen. Warnblinker anmachen und rechts ranfahren. Eine Minute Gedenken an den Kollegen. Das bringt ihn nicht zurück, ist aber ein Zeichen für die Familie und die Öffentlichkeit.“
Messertat von Mannheim: Hamburgs Polizei trägt Trauerflor
Und bislang haben bereits sehr viele Menschen ihr Mitgefühl bezeugt, auch durch Spenden: So hat auf der Internet-Plattform Gofundme das „Bündnis der Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaften Blumberg“ bis Mittwoch, 12.40 Uhr, schon rund 530.000 Euro an Spendengeldern für die Hinterbliebenen des jungen Polizisten gesammelt.
Damit auch Hamburgs Polizisten ihrer Trauer und Anteilnahme Ausdruck verleihen können, sind alle Funkstreifenwagen der Polizei bereits mit Trauerflor im Einsatz. Auf den Polizeibooten der Wasserschutzpolizei, so hieß es von der Gewerkschaft, sei die Flagge – soweit möglich – auf Halbstock zu setzen oder ebenfalls Trauerflor zu führen. Auf diese Weise sollen Hamburgs Polizisten bis zum Tage der Beisetzung ihre Trauer bekunden können.
Nach Messertat von Mannheim: Hass auf TikTok
Wie emotional tief berührt die Beamten gegenwärtig sind, belegt auch eine Reaktion des Social-Media-Teams der Hamburger Polizei auf Hass-Kommentare bei TikTok, in denen den Mannheimer Polizisten beispielsweise „Unfähigkeit“ bei dem Einsatz vorgeworfen wurde.
Dort heißt es: „Er ist getötet worden, im Einsatz für uns! Und ihr vertraut uns nicht mehr? Alle überlebenden Beteiligten [...] werden seit Freitag nun jeden Tag, fortan ihres Lebens mit diesen Bildern, mit diesen Schreien, mit diesen ganzen Emotionen zu tun haben. Rouven gehört unsere Hochachtung für seinen Einsatz und für seinen Mut.“
Messertat von Mannheim hat Debatte um Abschiebung nach Afghanistan neu entfacht
Ein 25 Jahre alter abgelehnter Asylbewerber aus Afghanistan hatte am Freitag in Mannheim fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der Beamte erlag später seinen Verletzungen, der von einem Polizisten niedergeschossene Täter liegt weiterhin im Krankenhaus und ist nicht vernehmungsfähig. Die Behörden gehen von einer islamistisch motivierten Tat aus.
- Islamisten in Hamburg: Mehr Härte gegen Hetzer
- Islamisten-Demo Hamburg: Wendung! Protest darf nicht auf die Mönckebergstraße
- FDP-Vize Kubicki nach Messerangriff: „Mannheim ist ungleich schlimmer als Sylt“
Der brutale Angriff hat zudem die ausgesetzte Debatte um eine Abschiebung nach Afghanistan wieder neu entfacht. Wie berichtet, hat Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) einen Antrag für die nächste Konferenz der deutschen Innenminister vorbereitet, Verfassungsfeinde, Gefährder, Extremisten oder gewöhnliche Schwerverbrecher abschieben zu können. Ist das auf dem Luftweg weiterhin nach Afghanistan nicht möglich, will Hamburg auf dem Landweg im Zweifel über Pakistan abschieben.