Hamburg. Nach der Attacke auf den Polizeibeamten Rouven L. wird die Hamburger Polizei mit üblen Nachrichten auf TikTok überrollt. Jetzt ein Statement.

„TikTok, wir müssen reden“, damit beginnt das fast zwei Minuten lange Video auf der Social-Media-Plattform. Hochgeladen wurde es am Montag, drei Tage nach der Messerattacke in Mannheim, auf dem offiziellen Kanal der Polizei Hamburg. Regelmäßig werden hier für die 90.000 Follower Videos eingestellt – und darunter auch gerne hitzig kommentiert und diskutiert.

Bei diesem Video wurden die Kommentare allerdings „vorübergehend deaktiviert“. „Aufgrund der Vielzahl“ der Nachrichten käme man mit der Sichtung nicht mehr hinterher, heißt es dazu. Dabei bezieht sich das Video auf die Kommentarfunktion und das, was etliche Nutzerinnen und Nutzer nach dem Angriff auf den später verstorbenen Beamten unter Inhalte der Polizei Hamburg geschrieben hatten.

Polizei Hamburg: Hassnachrichten auf TikTok nach Messerattacke in Mannheim

Während derzeit viele auf Instagram und Co. ihre Solidarität mit dem Verstorbenen bekunden und zum Spenden für die Hinterbliebenen aufgerufen wird, erreichten die Polizei Hamburg überwiegend auf TikTok Kommentare wie diese:

  • „Kein Vertrauen! Sich selbst können die nicht schützen“
  • „Viel zu schlecht reagiert, direkt ins Bein schießen und fertig und nicht abwarten, bis er zwei Leute absticht. Sechs Polizisten und hatten es null im Griff. Einfach traurig.“
  • „Für was werdet ihr überhaupt bezahlt?“
  • „Er ist gestorben, weil die Kollegen unfähig waren!“
  • „Die sind immer da? Ich handle lieber selber. Die zwei Polizistinnen sind gestern leider schreiend weggerannt bei der Tat in Mannheim.“

Polizei Hamburg lässt Hass-Nachrichten auf TikTok nicht unkommentiert

Dazu sagt Sarie Ann Hoffheinz, Teamleiterin des Social-Media-Teams der Polizei Hamburg, im Video: „Wir müssen mal ganz kurz festhalten: Da ist gestern ein Polizist gestorben, weil er im Einsatz Menschen beschützen wollte.“

Und weiter: „Er ist getötet worden, im Einsatz für uns! Und ihr vertraut uns nicht mehr? Alle überlebenden Beteiligten [...] werden seit Freitag nun jeden Tag, fortan ihres Lebens mit diesen Bildern, mit diesen Schreien, mit diesen ganzen Emotionen zu tun haben. Rouven gehört unsere Hochachtung für seinen Einsatz und für seinen Mut.“

Statt Anteilnahme „diffamierende, frauenverachtende Kommentare“ auf TikTok

Auf Abendblatt-Anfrage äußert sich die Pressestelle der Polizei Hamburg am Dienstagnachmittag noch einmal zu den genauen Beweggründen hinter der Aktion. „Wie bei solchen tragischen Ereignissen üblich, ist es vielen Menschen ein Bedürfnis, ihre Gefühle und Meinungen kundzutun. Viele entschieden sich dabei, sich über unseren TikTok-Kanal zu äußern. Da neben Anteilnahme auch teils diffamierende, frauenverachtende Kommentare eintrafen sowie vermehrt die Aussage, dass man der Polizei als solcher nicht mehr vertrauen könne, war es uns ein Anliegen dazu Stellung zu beziehen.“

Nachdem man die Kommentarfunktion zeitweilig ausgeschaltet hatte, ist sie am Dienstagnachmittag wieder aktiv. Und es bestätigt sich die Aussage der Polizei, dass die Nachrichten nun „deutlich von Zuspruch und Anteilnahme“ geprägt seien.

Übrigens: Obwohl unter dem Video weitere Polizeistellen mit einem Hashtag verlinkt wurden, handelt es sich bei der Appell-Aktion nicht um ein übergreifendes Projekt. Auf Abendblatt-Anfrage heißt es dazu: „Unser Social-Media-Team hat natürlich im Vorwege mit der betroffenen Polizei in Mannheim gesprochen, insbesondere da die Polizei Baden-Württemberg selbst nicht auf TikTok vertreten ist. Die Verlinkung der anderen Polizeien dient lediglich der Information.“

Messerattacke in Mannheim: Was ist auf Marktplatz passiert?

Der 29 Jahre alte Beamte war am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz dabei, als ein 25-jähriger Afghane bei einer islamkritischen Kundgebung ein Messer zog und damit ihn und fünf weitere Männer verletzte. Der Polizist erlag später seinen Verletzungen.

Mehr Blaulicht-News

Als Reaktion auf die Gewalttat reagierte auch Hamburgs Innensenator Andy Grote und verfasste einen Antrag auf Abschiebung von Straftätern.