Hamburg. Der Winter 2023/24 fiel buchstäblich ins Wasser. Meteorologen ziehen eine erste Bilanz. In Hamburg wird es wärmer.
Matthias Iken
Zwar hat der meteorologische Winter noch eine gute Woche – aber auch die wird werden, wie die gesamte Jahreszeit war. Zu mild, zu nass, zu trübe.
„Der Winter 2023/2024 wird zu den besonders milden zählen“, sagt der Meteorologe und Wettermoderator Frank Böttcher. „Mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 4,7 Grad Celsius wird er um etwa 3,5 Grad über den Klimamittel von 1961 bis 1990 liegen.“ Besonders mild fällt dabei der Februar aus: Er liegt in Hamburg bislang sogar 5,7 Grad über dem langjährigen Mittel. „Mit einer Durchschnittstemperatur von 6,8 Grad erinnert dieser Februar eher an den Zeitraum zwischen Ende März und Anfang April.“
Winter in Hamburg: Rekordverdächtige Regenmengen setzten Stadt und Land unter Wasser
Ebenfalls rekordverdächtig sind die Regenmengen: „In den drei Wintermonaten werden rund 330 Liter Regen gefallen sein, berücksichtigt man die Erwartung der kommenden Tagen bis Monatsende.“ Das ist fast das Doppelte der üblichen Niederschläge. „Trotzdem haben die Regenfälle ihr Gutes – sie waren wichtig für die Natur.“ Zugleich kam es gerade in Niedersachsen, aber auch in Hamburg zu wochenlangen Überschwemmungen.
Wo viel Schatten ist, ist wenig Licht: „Nur rund 80 Stunden Sonne könnte der Winter nach vorläufiger Auswertung und Abschätzung bis Ende Februar gebracht gaben und damit gerade einmal 60 Prozent der üblichen Sonnenstunden.“ Diese Bilanz bremst auch die Energiewende. Der Ertrag von Solaranlagen blieb in der Hansestadt weit hinter den Erwartungen zurück. Im Januar blieben die Solaranlagen in Hamburg rund 40, im Dezember sogar fast 50 Prozent unter den Vorjahreswerten. Und an den wenigen Sonnentagen lag Schnee auf den Photovoltaikanlagen.
Hamburger Winter: Die Stromausbeute der Solaranlagen blieb dürftig
Wer diesen Winter in besonders schlechter Erinnerung hat, liegt also nicht falsch: Im Dezember fielen 137,8 Liter Regen, der Februar könnte mit einer Sonnenscheindauer laut Prognose sogar nur ein gutes Viertel des langjährigen Mittels bringen. Und auch der Januar war mit 92,9 Litern viel zu feucht und mit 2,6 Grad zu warm.
Der deutsche Wetterdienst hat vor einigen Tagen die Zahl der Frosttage ermittelt – diese lag in Hamburg-Fuhlsbüttel weit unter den langjährigen Durchschnitt. Waren es zwischen 1961 und 1990 noch rund 50 Frosttage, an denen das Thermometer unter 0 Grad fiel, blieben zwischen 1991 und 2020 nur noch 40. Aktuell stoppt die Messung bei 27. Noch niedriger ist die Zahl der Eistage, an denen Dauerfrost herrscht. Hier waren es mit acht weniger als die Hälfte des früheren Durchschnittsmittels.
Der Winter bleibt unter den Top 10 der wärmsten Winter
Wenig spricht dafür, dass noch viele Frosttage hinzukommen. „Der Winter geht also wieder als ein sehr milder in die Geschichtsbücher ein“, heißt es in der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes. „Bei der Mitteltemperatur im Flächenmittel über ganz Deutschland liegt er derzeit in den Top 10 der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn 1882.“
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„In den kommenden Tagen bleibt es für die Jahreszeit zu mild, zu nass und windig“, sagt Böttcher. Immerhin erwartet er für das Wochenende sechs Stunden Sonne – auf zwei Tage verteilt. Klar ist damit: Es wird der 13. Winter in Folge, der zu mild ausfiel. Für Leugner des Klimawandels wird es langsam schwierig.